Druckartikel: Die gute Idee hat nicht gezündet

Die gute Idee hat nicht gezündet


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Freitag, 10. Juli 2015

Einen Gemischtwarenladen mit regionalen Produkten hat Sonja Johannes zusammen mit einem Netzwerk aus Freunden auf die Beine gestellt. Doch nach knapp zwei Jahren fällt die Bilanz ernüchternd aus. Sonja Johannes wird den Laden deshalb zum Jahresende aufgeben.
Sonja Johannes wird zum Jahresende die Tür des RegioLadens zuschließen. Sie hat sich entschlossen, nicht weiter zu machen. Ob das von ihr mit Idealismus aufgebaute Geschäft in irgendeiner Form überleben kann, ist derzeit fraglich. Foto: Heike Beudert


Sonja Johannes hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der RegioLaden weiter leben kann. Doch sie selbst wird zum Jahresende einen Schlussstrich ziehen. Das von allen Seiten viel gelobte Projekt eines Ladens, der Produkte aus der Region vermarktet, sei an den Kosten und an rechtlichen Schwierigkeiten gescheitert, ist das Resümee von Sonja Johannes. Nach Angaben von Johannes laufen aktuell Gespräche mit möglichen Interessenten. Vielleicht findet sich eine tragfähige Lösung für den Laden nach 2015.
Vor zwei Jahren hat Sonja Johannes zusammen mit Mitstreitern die Idee des RegioLadens in die Tat umgesetzt. Bodenständigkeit und Idealismus, sagte sie damals, seien die Grundpfeiler dieser Geschäftsidee.

Viele helfen mit

Ein Netzwerk an Freunden und Bekannten hilft ihr bis heute ehrenamtlich bei der Umsetzung ihrer Idee. Aber trotzdem wirft der RegioLaden einfach nicht genug ab, sagt sie. Die Resonanz sei zu gering. "Dass der Bürgermeister in der ersten Stunde einen Apfel kauft, reicht nicht", erklärt sie und meint damit, dass auch diejenigen nicht genug zum Einkaufen kommen, von denen sie gedacht hätte, dass sie eine solche Geschäftsidee unterstützen könnten. Es gibt zwar Stammkunden, aber die würden das Geschäft auf Dauer nicht tragen, betont Sonja Johannes.
Sie ist der Überzeugung, dass ein solcher Laden in der Großstadt "prima" laufen würde. "Aber in Münnerstadt ist die Zeit dafür noch nicht reif", meint sie. Schade findet sie das vor allem für die vielen "lecker Sachen", die es im RegioLaden gibt. Die Kritik mancher Kunden, dass die Produkte zu teuer seien, lässt sie nicht gelten. Die Preise hätten sich aus einer fairen Bezahlung der Produzenten, aus den Fahrtkosten und den sonstigen Kosten errechnet. Das werde übersehen. Dafür spare der Kunde Fahrtkosten, um die einzelnen Produkte zu besorgen. Das werde leider nicht gesehen.

Auf zu Taten

Die wirtschaftliche Seite ist der gewichtigste, aber nur einer der Gründe dafür, dass Sonja Johannes den RegioLaden aufgeben wird. Sie hat in diesen zwei Jahren auch gemerkt, dass sie keine Geschäftsfrau ist. "Knallhartes Verhandeln ist nicht meine Welt", gesteht sie. Und sie hat erkannt, dass der Preis für ein selbstständiges Unternehmertum der Verlust freier Zeit ist. Für Sport und ihre künstlerischen Aktivitäten habe sie kaum mehr Zeit. Das soll sich ändern. Ihre persönliche Freiheit sei einfach zu kurz gekommen.
Ihre berufliche Zukunft sieht Sonja Johannes wieder in ihrem erlernten Beruf - sie ist Ergotherapeutin. Außerdem hat sie eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin gemacht und will künftig verstärkt Kurse anbieten. In Münnerstadt wird das wohl nicht sein. Sonja Johannes will der Stadt den Rücken kehren. Ihr Häuschen in der Riemenschneiderstraße möchte sie verkaufen. "Ich war 25 Jahre in Münnerstadt, jetzt ist es Zeit, dass ich in die Welt hinaus gehe", stellt sie fest. Wo sie künftig leben will, weiß sie noch nicht. Irgendwo dort, wo die Politik zu ihren Vorstellungen passt, meint sie.

Eine gewisse Enttäuschung

Sonja Johannes ist enttäuscht darüber, dass sie mit dem RegioLaden gescheitert ist. Das Loslassen macht ihr aber keine Probleme. Sie bereut keine Minute und versichert: "Es war den Versuch wert."