Der Wald erholt sich langsam
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Donnerstag, 26. August 2021
Der verregnete Sommer ist für den Wald ein Segen. Es könnte durchaus noch ein bisschen mehr sein, meint Münnerstadts Stadtförster Jörg Mäckler.
Des einen Leid, des anderen Freud: Während sich viele Menschen über den verregneten Sommer 2021 ärgern, kann Münnerstadts Stadtförster Jörg Mäckler nicht genug davon bekommen. Trotzdem: Gerade einmal ein Meter Erde sind inzwischen gut durchfeuchtet, sagt er. Für Tiefwurzler ist das viel zu wenig. Aber die 30 000 Bäume, die im Münnerstädter Stadtwald letzten Jahr neu gepflanzt wurden, sind gut angewachsen. Weil die Neupflanzungen eingezäunt, Dörner und Gras gemäht werden müssen, ist die Wiederaufforstung mit einem enormen Aufwand verbunden. Das kostet viel Geld, aber es lohnt sich, ist Jörg Mäckler überzeugt.
Kahlschlag unübersehbar
Der Kahlschlag ist unübersehbar. Im Gebiet "Breite Elle" nahe Fridritt mussten auf rund einem Hektar im letzten Jahr sämtliche Fichten entnommen werden. "Sie waren total befallen", sagt Jörg Mäckler. Der Borkenkäfer hatte auch dort zugeschlagen. Eichen und Hainbuchen wurden nachgepflanzt und das ganze Areal eingezäunt, damit die jungen Pflanzen nicht verbissen werden.
Die beinahe vollständige Entnahme der Fichten bringt neue Probleme mit sich. Denn so bekommen die Areale eine Art Freiflächencharakter ohne Schirm. Es sind ja keine Bäume da, die den jungen Schatten spenden. "Das Problem bei diesen Freiflächen ist die extreme Sonneneinstrahlung und damit die Austrocknung", weiß der Stadtförster. Also müssten Baumarten gepflanzt werden, die den Freiflächencharakter und noch dazu den Klimawandel aushalten. Auf größeren Flächen seien das die Eiche, die Hainbuche, Kirsche, Elsbeere, Robinie und Spitzahorn. Auf kleineren Flächen werden Douglasie und Küstenstämme bevorzugt. "Keine Fichten und keine Kiefern", betont Jörg Mäckler. Das seien wegen des Klimawandels keine Baumarten für die Zukunft.
Drei Dürrejahre in Folge
Nach drei Dürrejahren in Folge habe es dieses Jahr gute Niederschlagsverhältnisse gegeben, allerdings sei dadurch der gesamte Wasserhaushalt im Wald noch nicht wieder ausgeglichen, sagt der Stadtförster. Der Boden sei inzwischen auf einem Meter gut durchwässert, aber es müssten mindestens zwei bis 2,5 Meter sein, damit auch die Tiefwurzler genügend Wasser bekommen, zu denen unter anderem die Kiefern zählen.
Bei den Fichten war der Borkenkäfer heuer im April und Mai gehemmt, allerdings änderte ich das dann im Sommer. Jetzt ist wieder ein massiver Käferbefall zu beobachten, weshalb die Fichten aufgeräumt werden müssen. Immerhin: Bei der Fichte ist der Holzmarkt recht gut, es lassen sich ordentliche Preise erzielen.
Bei der tiefwurzelnden Kiefer sieht das ein wenig anders aus. Wegen der noch immer herrschenden Trockenheit in tieferen Schichten ist der Käferbefall massiv, entsprechend sind die Schäden an den Bäumen. "Leider ist der Preis nicht gut, aber wir müssen sie aufräumen," sagt Jörg Mäckler. 2000 Festmeter Kiefernholz sind heuer den Wäldern entnommen worden.
Kein Raupenfraß
Aber es gibt eben auch die guten Nachrichten: Wegen des kalten Frühjahrs habe der Laubaustrieb bei den Eichen zwei bis drei Wochen später begonnen. Und dadurch habe es auch keinen Raubenfraß gegeben: Kein Eichenwickler, kein Frostspanner und kein Schwammspinner. Das Vitalitätsbild sei dadurch viel höher. "Die Bäume sehen gesünder aus." Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Buchen. Kein Wunder, dass sich der Stadtförster stetigen, gleichmäßigen Regen wünscht. Es dürfe auch mal ein kräftiger Regenguss sein.