Der Gemeinde fehlen die Mittel für drei Projekte
Autor: Dieter Britz
Rannungen, Freitag, 05. Oktober 2018
Die Sanierung der Mehrzweckhalle wird mangels Geld verschoben. Was mit dem Wasserturm passiert, ist noch nicht entschieden.
Die von vielen Bürgern und den Vereinen dringend gewünschte Sanierung der in die Jahre gekommenen Mehrzweckhalle rückt einmal mehr in den Hintergrund. Ursache dafür ist die finanzielle Lage der Gemeinde, die nicht gleichzeitig dieses Projekt und dazu die Sanierung des Schul- und Kirchplatzes schultern kann, wie Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates betonte. In der Sitzung ging es auch um die geplante Errichtung eines Wasserspeichers am Johannisberg, eine Sanierung des Wasserturms aus dem Jahr 1956 wurde in diese Diskussion ebenfalls mit einbezogen.
Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Der Gemeinderat hatte Ende Februar die Planungen des Bad Kissinger Büros Johannes Hahn für den Kirch- und Schulplatz anerkannt, die Kosten von 1,113 Millionen Euro vorsahen. Im September wurden die Arbeiten endlich ausgeschrieben. 13 Firmen forderten die Unterlagen an, nur zwei gaben Angebote ab. Das wirtschaftlichste Angebot (Weipert Bau Maßbach) lag bei 1,388 Millionen Euro. "Zur Finanzierung der Maßnahme fehlen demnach und 275 000 Euro" wird in den Sitzungsunterlagen vorgerechnet, weiter heißt es "dem Grunde nach müsste die Ausschreibung aufgrund fehlender Finanzierung aufgehoben werden." Durch die Verwaltung seien drei verschiedene Lösungsansätze geprüft worden: erstens die erwähnte Aufhebung aufgrund der fehlenden Finanzmittel und neue Ausschreibung mit geänderten Bauzeiten in der Hoffnung, dass dann billigere Angebote eingehen. Zweitens Vergabe der Maßnahme aufgrund der aktuellen Ausschreibung mit dem vorliegenden Angebotspreis, dafür werden andere für das Jahr 2019 geplante Maßnahmen verschoben. Drittens die Maßnahme wird wegen der fehlenden Finanzierung aufgehoben und erst wieder ausgeschrieben, wenn günstigere Angebote zu erwarten sind.
"Wir müssen uns abschminken, im nächsten Jahr alles zu machen, die Brunnenstraße, die Mehrzweckhalle und den Kirchplatz", sagte Zehner. Die Ausschreibung für den Kirchplatz sei erfolgt und die beiden Angebote geprüft. Das günstigste Angebot sei leicht über den Schätzungen des Planers, die Mehrkosten für eine Zisterne seien auf Wunsch des Gemeinderates entstanden. "Die Maßnahme ist nicht mehr umkehrbar, nachdem ausgeschrieben worden ist" , hob er hervor. Planer Johannes Hahn bekräftigte, das Angebot der Firma Weipert sei im Kostenrahmen. Insgesamt betragen die Kosten mit den Nebenkosten 1,9 Millionen Euro, so der Bürgermeister. 783 000 Euro Förderung sein zugesagt, bleibt also ein Gemeindeanteil von insgesamt rund 1,1 Millionen Euro - "das stecken wir nicht in einem Jahr weg." 100 000 Euro könnten durch Verzicht auf die Zisterne eingespart werden, weitere 30 000 Euro durch Granit- statt der eigentlich geplanten Kalksteinplatten rund um die Kirche.
Der Zweite Bürgermeister Werner Keller fragte "wollen wir das und stellen weitere wichtige Punkte hintendran?" Eine Bürgerversammlung habe ergeben, dass die Mehrzweckhalle den Bürgern sehr wichtig sei. Die Ausweisung eines Baugebietes sei verschoben worden, aber neue Bürger und damit Steuerzahler seien für die Gemeinde wichtig. "Wenn wir jetzt zurückgehen, dann ist das Projekt Schul- und Kirchhof in den nächsten zehn Jahren gestorben", meinte Fridolin Zehner. Johannes Hahn wies darauf hin, dass eine Aufhebung der Ausschreibung nur bei Überschreitungen von 30 Prozent und mehr ohne Schadensersatzforderung möglich sei. Werner Keller stellte trotzdem den Antrag, zu prüfen, ob die Gemeinde von dem Projekt Abstand nehmen könne, ohne Schadensersatz bezahlen zu müssen. Nur ein weiterer Gemeinderat stimmten mit ihm, zehn dagegen. Genauso fiel auch die Abstimmung über die Vergabe aus: zehn dafür, zwei dagegen. "Es muss jedem klar sein, dass nun Großprojekte verschoben werden müssen", gab Bürgermeister Zehner die weitere Marschrichtung vor.
Um einige Wochen verschoben wurde die Entscheidung, wie es mit dem Ausbau der Wasserversorgung weitergehen soll. Bereits im November letzten Jahres hatte der Gemeinderat entschieden, auf dem Johannesberg einen neuen Speicher zu bauen, alternativ aus Stahlbeton oder Edelstahl mit einem Fassungsvermögen von 400 Kubikmeter. Diplom-Ingenieur Sven Müller (Baurconsult Hassfurt) gab Erläuterungen dazu, bezog aber auch eine mögliche Sanierung des in die Jahre gekommenen Wasserturm mit ein. Neue Speicher würden 1,2 (Edelstahl) bzw. 1,4 (Stahlbeton) Millionen Euro kosten. Die Sanierung des Wasserturm wäre wesentlich billiger, hier schätzt er die Kosten auf nur 825 000 Euro. Die Sache hat aber einen Haken: Das Rannunger Trinkwasser ist nach jetzigen Vorschriften so gut, dass es gar nicht aufbereitet werden muss. Sollte die Trinkwasserverordnung aber einmal geändert beziehungsweise verschärft werden, dann könnten die notwendigen Anlagen nur mit großen Schwierigkeiten beziehungsweise hohen Kosten integriert werden. Der Gemeinderat verschob deshalb die Entscheidung, um eine mögliche Förderung ausloten zu lassen.
Kommentar von Dieter Britz
Es gibt Sachthemen, die tauchen fast so oft auf der Tagesordnung einer Sitzung des Gemeinderates auf wie der beliebte Punkt "Verschiedenes" ganz am Schluss. In Rannungen sind es gleich zwei: Einerseits die Sanierung der in die Jahre gekommen (manche sagen auch maroden) Mehrzweckhalle und die Neugestaltung des Schul- und Kirchplatzes im Rahmen der Dorfentwicklung. Ohne jegliche Zweifel zwei wichtige Punkte, die beide möglichst schnell erledigt werden sollten. Die Brunnenstraße ist wichtig und die Verbesserung der Wasserversorgung sowieso. Letztere allerdings soll zu 90 Prozent über Beiträge, die die Bürger aufzubringen haben, finanziert werden. Der Schul- und Kirchplatz der Gemeinde ist kein Schmuckstück. Die Teerdecke ist zum Teil aufgeplatzt. Die Sanierung wäre dringend nötig. Trotzdem bleibt die Frage, ob nicht schon früher andere Prioritäten hätten gesetzt werden müssen. Dass das Geld nicht für alles reicht, wäre schon vor Monaten, vor der Ausschreibung, zu ermitteln gewesen. Eine neue Teerdecke allein hätte die Gemeindekasse sicher nicht überstrapaziert. Zuschüsse für einen umfangreicheren Ausbau des Platzes hätte es vermutlich auch in einigen Jahren noch oder wieder gegeben. Aber die Ausschreibung ist draußen, das Ergebnis ist korrekt. Die Gemeinde kann nun nicht mehr zurück, ohne Schadensersatzforderungen des Bauunternehmens befürchten zu müssen. Damit bleibt nun die Sanierung der Mehrzweckhalle mit ihrem undichten Dach erst einmal auf der Strecke. Die Halle wird dadurch nicht besser, die Sanierungskosten dürften steigen. Es wird auch schwierig, den Bürgern klarzumachen, dass aus formalen Gründen nicht die wichtige Hallen-Sanierung Priorität hat, sondern der Schul- und Kirchplatz.