Das Jörgentor wird endlich saniert
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Dienstag, 12. April 2022
Nach jahrelanger Planung haben jetzt die Arbeiten begonnen. Derzeit wird das Gerüst aufgestellt. Ein Jahr wird die Rettung der Fachwerk-Stockwerke andauern.
Es ist eines der markantesten Einzeldenkmäler der Stadt Münnerstadt und es bietet schon seit geraumer Zeit im oberen Bereich einen nicht unbedingt einladenden Anblick. Immer wieder einmal mussten Teile des Jörgentores saniert werden, vor allem die oberen Stockwerke, die aus Fachwerk bestehen. Als vor gut drei Jahren Holz- und Putzteile aus großer Höhe zu Boden fielen, wurden erst einmal Netze angebracht und eine Holzkonstruktion am Fußweg errichtet, damit Autofahrer und Fußgänger die wichtige Anbindung zum Karlsberg mit den Schulen gefahrlos passieren können.
Danach haben Mitarbeiter des Ingenieurbüros Federlein Architekten und des Büros Schlicht Lamprecht Architekten den Turm unter die Lupe genommen und nach Lösungen gesucht. Ihnen stand auch der Münnerstädter Diplom-Restaurator Stefan Lochner zur Seite, der im Jahr 2007 das Jörgentor umfassend untersucht und die Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst hatte.
Zwei Mauern errichtet
In der Innenseite der Westfassade sind Risse aufgetreten. Im Jahr 1982 wurden innen hinter dem Fachwerk zwei neue Mauern errichtet, von denen man zunächst annahm, dass sie nicht mit dem eigentlichen Fachwerk verbunden sind. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Beide Mauerwerke sind miteinander verzahnt worden. Laut Expertise führt das bei äußeren Einwirkungen wie Wind zu unterschiedlichen Verformungsverhalten, wodurch Risse entstehen. So kann Wasser in die Konstruktion eindringen, das nicht wie sonst üblich aufgenommen werden kann. Dadurch entstehen Schäden.
Und die sollen jetzt beseitigt werden. Bis tatsächlich mit den Arbeiten begonnen werden konnte, ist einige Zeit ins Land gegangen. Das lag unter anderem an der aufwendigen Planung, außerdem musste ein passendes Zeitfenster für den Gerüstaufbau gefunden werden. Denn das Jörgentor ist eine Engstelle zwischen der Altstadt und dem Karlsberg mit den Schulen, weshalb eine Vollsperrung möglichst in den Ferien erfolgen sollte. Nun werden die Osterferien dafür genutzt. Die bauausführende Firma hat zunächst einen Schutz für Fußgänger errichtet, diese können das Jörgentor also jederzeit problemlos passieren.
Die entstandenen Verzögerungen haben ihren Preis. War Bürgermeister Michael Kastl noch vor einem Jahr von Kosten in Höhe von rund 560.000 Euro ausgegangen, so wird derzeit mit etwa 700.000 Euro kalkuliert. Das hängt hauptsächlich mit den Preissteigerungen der letzten Zeit zusammen. Ein Problem dabei: Die Stadt bleibt auf den Kosten weitgehend alleine sitzen. Es ist zwar eine geringe Förderung möglich, Zuschüsse über das Städtebauförderungsprogramm gibt es nicht, dafür wäre eine Nachnutzung möglich.
Nachnutzung sehr schwierig
Der Stadtrat hat aber entschieden, das Jörgentor einfach zu sanieren, damit es die nächsten Jahre wieder hält. Eine Nachnutzung würde sich nämlich aufgrund des fehlenden zweiten Fluchtweges sehr schwierig gestalten. Im Gespräch gewesen war schon vor einigen Jahren eine Metalltreppe, die außerhalb des Turms in den Jörgentorpark führt. Wie sich das umsetzen lassen soll und was das kosten würde, blieb bei diesen Überlegungen völlig offen. Michael Kastl sprach sich nach seiner Wahl vehement für eine baldige Sanierung ohne Nachnutzung aus, damit die Schäden nicht noch größer und die Sanierung dadurch noch teurer wird, und der Stadtrat sah es schließlich genauso.
In den letzten Jahrzehnten hatte sich der Rhönklub-Zweigverein Münnerstadt um das Jörgentor gekümmert, es zunächst innen aufwendig ausgebaut und als Vereinsheim genutzt. Ob es auch nach der Sanierung zumindest teilweise von den Wanderfreunden genutzt werden kann, muss noch abgeklärt werden, sagt der Bürgermeister dazu. Ein Übernachten über den Dächern der Stadt, so wie es früher bei Feiern und im Ferienprogramm möglich war, wird es jedenfalls nicht wieder geben.