Damals war das Essen fad
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Montag, 11. Juli 2016
Wie das Leben der Pfründner vor 400 Jahren aussah, zeigten vier Laienschauspieler in einem Gespräch.
Jeden Montag wurden mittags Erbsensuppe oder Gelbe Rüben und nachts Suppe und Kloß serviert. Für die anderen Wochentage legten genaue Vorschriften ebenfalls fest, was auf den Tisch der Insassen des Juliusspital kommen sollte. Auch sonst war das Alltagsleben dieser Pfründner streng reglementiert. So durften sie das Spital nicht ohne Erlaubnis verlassen und schon gar keine Wirtshäuser betreten.
1616, vor genau 400 Jahren also, unterzeichnete der Würzburger Fürstbischof Julius Echter seinen bekannten erneuerten Fundationsbrief, der als Gründungsurkunde der Münnerstädter Juliusspital-Stiftung gilt. Das traditionelle Sommerfest des Spitals, das immer zum Stadtfest "Musik und Märkte" stattfindet, bot den passenden Rahmen, um dieses Jubiläum zu feiern.
Im Mittelpunkt stand ein "Pfründnergespräch" zwischen Anneliese und Eugen Albert, Dorothea Hanshans und Franz Wüst.
In historischen Kostümen und umringt von vielen interessierten Zuhörern unterhielten sie sich lebhaft darüber, wie der Fürstbischof das Spital vor besagten 400 Jahren modernisieren wollte und welche Neuerungen ihnen der Fundationsbrief bringen würde.
"Das ist aber schön, dass er (der Fürstbischof) auch an uns alte Leut' denkt, nachdem er unser Münnerstadt wieder katholisch gemacht hat", freut sich eine der Pfründnerinnen. "Hoffentlich ändert sich auch etwas", ergänzt einer. In der Tat, es änderte sich manches: "Der Fürstbischof will die alten Gebäude einreißen und zum größten Teil neu erbauen lassen." Damit konnten dann 36 Pfründner hier Platz bekommen.
Die heutigen Bewohner des Juliusspitals, die unter den Zuhörern waren, erfuhren, dass ihre Vorgänger vor 400 Jahren einiges an Bedingungen erfüllen mussten: Natürlich mussten sie katholisch sein, in oder um
Münnerstadt geboren und erzogen sein - "und sie müssen einen guten Namen und einen ehrbaren Lebenswandel geführt haben." Immerhin, die finanzielle Lage spielt keine Rolle, denn "es heißt aber auch, dass Arme und Reiche aufgenommen werden. Wer Vermögen hat, muss es in die Pfründnerspitalstiftung einbringen. Wer keins hat, soll um Gottes willen aufgenommen werden."
Den Pfründnern wurde in dem Fundationsbrief vorgeschrieben, dass sie nicht nur sonn- und feiertags, sondern auch während der Woche die heilige Messe besuchen sollen, und "der Fürstbischof schreibt auch vor, dass die Pfründner an hohen Feiertagen das Heilige Hochwürdige Sakrament mit demütiger Andacht empfangen sollen." Sie sollen sich untereinander friedlich und einig verhalten, "auch insonderheit sich allen Fluchens und Gotteslätern enthalten." Einem der Pfründner, mit bürgerlichem Namen Eugen Albert, passte das aber gar nicht: "Mit dem Fluchen
hab ich meine Probleme."
Bier und Weinzufuhr geregelt
Der neue Speiseplan musste jedes Quartal öffentlich vorgelesen werden. Der Wunsch "hoffentlich gibt es etwas mehr Abwechslung im Essen", ging aber wohl nur eingeschränkt in Erfüllung, es gab jede Woche das Gleiche. Ihren Kindern oder fremden Leuten durften die Pfründner nichts davon geben. Geregelt war auch, was sie jede Woche an Bier und Wein zu bekommen hatten.
Die Freiheit der Pfründner war damals stark eingeschränkt. "So sollen sie auch außer, was zur Kirchen ist, ohne Erlaubnis nit aus dem Spital gehen, insonderheit auch vor Wirtshäuser, Kirchweih und Spielplätz heimlich oder öffentlich nit stehen, bei Verlust der Pfründt." Soweit möglich, wurden die Pfründner, innerhalb des Spitals für Arbeiten eingespannt. Die Weibspersonen sollten Flachs und Hanf spinnen oder der Köchin in der Küche mit Spülen zur Hand gehen. Was sich heute Eugen Albert wohl dabei gedacht hat, als er feststellte "von den Frauen wird also besonders viel Mithilfe erwartet. Da hat sich der Fürstbischof wirklich viele Gedanken gemacht. Wir sollten unser Pfründnerspital aus Dankbarkeit in Juliusspital umbenennen."
Zum Schluss tranken die Pfründner mit gutem Rotwein auf den Fürstbischof, "dass er unser Spital wieder mit neuem Geist erfüllt hat" ... "Auch auf diejenigen, die das Spital in späterer Zeit erweitern werden" und "auf die Carl-von-Heß-Stiftung, die in 400 Jahren den alten Teil des Juliusspitals modernisieren will." Ein allerletzter Schluck galt allen Betreuern und Bewohnern des Spitals in der Gegenwart und in der Zukunft - "möge hier für die älteren Mitbürger stets gut gesorgt werden!"
Vorlage war
Fundationsbrief
Dieses von den Zuhörern mit viel Beifall bedachte Pfründnergespräch hat übrigens die Heimbeiratsvorsitzende und erfahrene Laienschauspielerin Anneliese Albert verfasst. Sie hat als Vorlage eine Kopie des Fundationsbriefes benutzt, die Stadtarchivar Klaus Dieter Guhling zur Verfügung stellte. Die historischen Kostüme stammen aus dem Fundus des Heimatsspiels.Heimleiterin Dagmar Schirling erinnerte in ihrer kurzen und knappen Einleitung daran, dass bereits 1321, also fast 300 Jahre vor der Gründung des Juliusspitals ein Haus für ältere und sieche Bürger erstmals urkundlich erwähnt wurde. Diese Einrichtung war eine von frommen mildtätigen Bürgern gegründete Wohltätigkeitsanstalt.