Druckartikel: Braucht das neue Feuerwehrhaus einen Hochwasserschutz?

Braucht das neue Feuerwehrhaus einen Hochwasserschutz?


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Mittwoch, 20. Sept. 2017

Extremhochwasser und alte Munition sind die Probleme, die die Stadt bei der Erschließung der äußeren Lache auf dem Schirm haben soll.
Die Feuerwehr Münnerstadt braucht ein neues Gerätehaus. Der ausgesuchte Standort ist nicht ganz frei von Konflikten.Heike Beudert


Die Stadt will in die Äußere Lache ihr Feuerwehrgerätehaus bauen. Außerdem wird dort ein gewerbliches Sondergebiet (für Supermärkte) ausgewiesen. Doch ganz unproblematisch scheint die Erschließung nicht zu sein. Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen weist daraufhin, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein Extremhochwasser die äußere Lache überflutet. Dick wie ein Buch sind die Stellungnahmen, die öffentliche Träger zum Bebauungs- und Flächennutzungsplan "Äußere Lache" abgegeben hatten.
Das Wasserwirtschaftsamt weist in seiner Stellungnahme daraufhin, dass der Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses zwar hinter dem Hochwasserdeich liegt und damit außerhalb der festgesetzten Hochwasserbereiche. Das bedeutet aber nicht, dass ein extremes Hochwasser die Lache nicht doch treffen könnte, erläutert der Chef des Bad Kissinger Wasserwirtschaftsamtes, Leonhard Rosentritt auf Anfrage dieser Zeitung.Denn der Hochwasserdeich in Münnerstadt ist für ein 100-jähriges Hochwasser berechnet. Ob der Deich einem 1000-jährigen standhält, vermag Rosentritt nicht zu sagen. Hinzu kommt, dass in einem solchen Fall Überschwemmungen auch vom angrenzenden Mühlbach kommen könnten.
Wie gut der aktuelle Deichschutz überhaupt ist, sollen im kommenden Jahr neue Berechnungen zeigen, die an der Lauer im Zuge des Hochwasserrisikomanagements durchgeführt werden, erläutert Rosentritt. Danach wird die Stadt wissen, ob der 40 Jahre alte Deich zumindest bei einem 100-jähriges Hochwasser noch ausreichend Schutz gewährt oder ob die Stadt sogar nachrüsten muss.
Die Wasserwirtschafts-Behörde verweist in ihren Stellungnahmen auf solche Konfliktpunkte. Es gehe darum, dass sich die Stadt Gedanken macht, wie sie in Extremsituationen den Feuerschutz aufrecht erhalten kann, erklärt Rosentritt. In der Stellungnahme regt die Behörde deshalb an, dass Feuerwehrzufahrt sowie der Standort des Feuerwehrhauses auf das Niveau des bestehenden Dammes aufgefüllt werden. In der Stadtratssitzung nahmen die Stadträte den Einwand zur Kenntnis. Im Beschluss der Stadt Münnerstadt steht dazu, dass diese Höherlegung im Zuge der Fachplanung für das Gerätehaus und die Zufahrt erläutert würde.
Aufgrund eines weiteren Hinweises aus dem Wasserwirtschaftsamt sollen den restlichen anderen Bauwerbern in diesem Gebiet vor Baubeginn Schürfgruben empfohlen werden, um den Grundwasserstand zu erkunden. Unter Umständen müssen Keller in wasserdichten Wannen gebaut werden.
Beschlossen hat der Stadtrat zudem, dass die geplante und in der Bürgerschaft umstrittene Rodung des bestehenden Deichbewuchses zu gegebener Zeit mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt wird. Dieses Thema sei weiterhin aktuell, meinte Leonhard Rosentritt auf Anfrage. Der bestehende Deichbewuchs könne deshalb auch nicht die das Sondergebiet geforderte Begrünung ersetzen.
Interessant ist auch, dass das neue Sondergebiet vor seiner Erschließung auf alte Kampfmittel untersucht werden soll; es gibt Hinweise aus der Bevölkerung, dass im Boden noch Altlasten aus dem zweiten Weltkrieg liegen könnten, erläuterte der Planer Matthias Kirchner in der Stadtratssitzung. Diese Überprüfung kann im Zuge der nötigen archäologischen Voruntersuchungen durchgeführt werden.
Die Untere Naturschutzbehörde hatte vorgeschlagen, den neu entstandenen Bibersee bei Großwenkheim als Ausgleichsfläche auszuweisen. Das wurde vom Stadtrat so übernommen. "Da hat der Biber gute Arbeit geleistet", stellte Stadtrat Leo Pfennig fest.
Die Anregung des Bauernverbandes, mit der Erschließung der Lache dann das Meininger Gebiet aus dem Flächennutzungsplan herauszunehmen, wird vom Stadtrat nicht für notwendig angesehen. Auf Anregungen Leo Pfennigs wurde jedoch im Plan eingefügt, dass die städtebauliche Planung für dieses Gebiet zeitnah überprüft wird. Das Sachgebiet "Städtebau an der Regierung von Unterfranken" wies daraufhin, dass die Einzelhandelsentwicklung in der Altstadt dennoch forciert werden sollte. Die Ansiedlung eines weiteren Drogeriemarktes außerhalb der Altstadt sollte gründlich abgewogen werden. Der Stadtrat lässt für das Sondergebiet auch die Errichtung eines Drogeriemarktes zu. Eine Stellungnahme von "Kaufhaus Mürscht" gab es nicht. Die jetzt beschlossenen Änderungen werden in einem zweiten Auslegungsverfahren bekannt gemacht.