Bildhäuser Weihnachtsspiel besteht seit 40 Jahren
Autor: Anton Then
Maria Bildhausen, Montag, 23. Dezember 2013
Seit 40 Jahren wird kurz vor dem Fest das Bildhäuser Weihnachtsspiel von Betreuten der Einrichtung aufgeführt, "Öffnet die Herzen" lautete der Titel im Jubiläumsjahr.
"Wir wollen mit unserem Weihnachtsspiel die Herzen der Besucher öffnen. Wenn das Herz eines Menschen voll Liebe ist, hat es immer etwas zu geben", sagt Jens Makowski, der in der dezentralen Wohngruppe "Robert" in Bad Königshofen lebt. Zusammen mit Erika Pascher hatte er die Sprecherrolle.
Das Herz, auch symbolisch immer präsent, zieht sich durch die gesamte Weihnachtsgeschichte. Bei der im traditionellen Stil inszenierten Aufführung, die viel Ruhe ausstrahlt und Räume zur Besinnung gibt, wird das Ambiente des historischen Abteigebäudes einbezogen. Das selbst gefertigte Bühnenbild, die Kostüme, die vorwiegend bei Umbauarbeiten eingespielte Musik, die Beleuchtung, alles ist stimmig, harmonisch, ohne Übertreibung und Hektik. Und die Darsteller sind ausschließlich Betreute, die in Maria Bildhausen oder im dezentralen Wohnangebot leben.
"Die Betreuten spielen mit Leib und Seele, obwohl die wenigsten eine Sprechrolle übernehmen können. Ihre Stärken sind der Ausdruck und die Leidenschaft", sagt Regisseurin Erika Pascher. Wenn der Applaus das Brot des Künstlers ist, dann gab es davon bei der Aufführung am 4. Adventssonntag eine ganz große Portion vom Publikum im proppenvollen Abteigebäude.
Nicht alles läuft planmäßig
Um eine derart eindrucksvolle Aufführung präsentieren zu können, bedarf es neben den Akteuren auf der Bühne weiterer Helfer. Seit rund 25 Jahren hat Erika Pascher einen Multifunktionsjob. Sie führt Regie, schreibt jedes Jahr die Texte neu, wählt die Musik, die Kostüme und Kulissen aus, fungiert als Sprecherin, sorgt für die Logistik und ist beim Fahrdienst im Einsatz.
Unterstützt wird Pascher, Mitarbeiterin in der Tagesstruktur, von Rainer Ludwig, zuständig für die Technik und Beleuchtung, und weiteren Helferinnen. "Das Weihnachtsspiel ist meine absolute Leidenschaft und gehört zu meiner ganz speziellen Vorbereitung auf Weihnachten", sagt Erika Pascher zu ihrer Motivation, all das auf sich zu nehmen. Hinzu kämen die Freude bei den Betreuten, der Glanz in ihren Augen, ihre große Dankbarkeit, mitspielen zu dürfen, und ihre Identifikation mit ihren Rollen. "Das sorgt für Freude im Herzen", sagt sie.
Dabei sind die Vorbereitungen nicht stressfrei. Zahlreiche Betreute seien ganz heiß auf eine Rolle. Und in diesem Jahr sei das Interesse besonders groß gewesen. "Da überlege ich mir halt noch die eine oder andere Statistenrolle oder muss vertrösten", meint Pascher. In diesem Jahr wurde siebenmal geprobt und das Stück sechsmal aufgeführt. Nicht alles läuft planmäßig ab. Mitunter ist rasches Handeln gefragt. "Nach der Hälfte der Proben", sagt Pascher, "hat sich der Josef-Darsteller den Arm gebrochen." Mit dem Ersatz sei die Marien-Darstellerin nicht einverstanden gewesen. "Also mussten wir nochmals umbesetzen." Markus Brand spielte diese Rolle trotz verkürzter Probenzeit ganz vorzüglich.
Vor jeder Aufführung herrscht bei den Akteuren große Anspannung, ist Lampenfieber zu spüren. "Die Aufführungen sind aber jedes Jahr ein Highlight. Und jedes Spiel entwickelt sich anders", sagt Pascher. Für sie ist nach dem Spiel bereits wieder vor dem Spiel. Jedes Spiel hat einen eigenen Text und eine eigene Inszenierung, ob in traditioneller oder neuzeitlicher Form. Das Weihnachtsspiel gehört seit 40 Jahren zu den Höhepunkten im Jahresablauf der Einrichtung Maria Bildhausen. Gesamtleiter Rainer Waldvogel bedankte sich bei allen Mitwirkenden "für die tolle Aufführung" und bei allen Unterstützern von Maria Bildhausen.
Großes Lob und Anerkennung verteilte auch Landrat Thomas Bold: "Für mich ist das Weihnachtsspiel in Maria Bildhausen die richtige Einstimmung. Dann kann Weihnachten kommen." Er dankte dem Dominikus-Ringeisen-Werk für die Leistungen, die erbracht werden und eine Bereicherung für die Gesellschaft seien. Bold dankte auch zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, dem Förderverein und dem Bezirk für die Unterstützung der Einrichtung. Auch der Landkreis werde dies nach Kräften tun.