Besucher strömten zu Museumsfreunden Münnerstadt
Autor: Dieter Britz
Münnerstadt, Dienstag, 19. November 2013
Wenn die Münnerstädter Museumsfreunde einladen, dann kann man sich darauf verlassen, dass die Besucher strömen. So war es auch, als im Deutschherrnkeller Rainer Kirch Texte von Heini Hochrein vortrug.
Damit nicht genug, Kirch steuerte eigene Geschichten bei und für Stimmung sorgten auch die "fünf Sänger vom Lauerstrand": Armin Fleischmann, Ewald Baumeister, Franz Gock, Herbert Wolf und Hubert Mangold.
Ein "Gewürfelter"
Zu Beginn stellte Rainer Kirch erst einmal Heini Hochrein vor: im Juni 1925 geboren, starb er im Mai 2005. Er war sozusagen der Till Eulenspiegel Münnerstadts und seit 1994 sogar ein "Gewürfelter", also Träger des Frankenwürfels, der höchsten Auszeichnung für Menschen des typisch fränkischen Schlages. Rainer Kirch betonte, "ich war ein Roter, er ein anständiger Konservativer" und erzählte auch einige Begegnungen mit ihm.
So hatte "der Heini", ein Gegner der Münnerstädter Umgehungsstraße, nach einer Stadtratssitzung die Befürworter ("ich Depp war auch mal im Stadtrat") zu sich nachhause eingeladen. Das Besäufnis endete gegen 3 Uhr nachts. Da Kirch sich nicht mehr heim traute, begleitete ihn Heini Hochrein - aber es ging dabei so fröhlich-lautstark zu, dass Frau Kirch aus dem Schlaf gerissen wurde.. .
Stille im großen Saal
Wenn Rainer Kirch die Texte von Heini Hochrein aus dessen beiden Bändchen "Viechereien" und "Mürschter Nägelsieder" (letzteres ist leider vergriffen) mit seiner sonoren Stimme vorträgt, dann wird es still im großen Saal des Deutschherrnkellers, manchmal unterbrochen von spontanem Beifall.
Fressorgie im Bayerischen Hof
Da schildert Hochrein bis ins kleinste Detail eine "Fressorgie" im Jahre 1947 im Bayrischen Hof, als ein gestohlener Hase und viele, viele Klöße vertilgt wurden. Oder die Geschichte vom vergessenen Gebiss: ein schon älterer, verheirateter Mann traf sich regelmäßig mit einer Frau auf einer Bank. Da das Gebiss beim Küssen störte, legte er es einfach nebendran. Einmal vergaß er seine dritten Zähne. Ein junges Liebespaar, dass auch diese Bank auserkoren hatte, fand das Gebiss und warf es in den Briefkasten des Mannes. Von Stund an hatte das junge Liebespaar die Bank für sich allein.
Vor dem Krieg ereignete sich die wahre Geschichte "Maienkäfer und Nazi". In einem Jahr gab es ungeheuer viele Maikäfer, die die Laubwälder kahl fraßen und von Schulklassen eingesammelt wurden. Heini und ein paar Freunde sammelten auch Maikäfer in Schuhschachteln und versteckten sie im Kanonenofen eines Saals, der als Versammlungsort der Nazis diente. Bei einer Abendveranstaltung mit Damen machten sich die Maikäfer selbstständig, fielen in die Biergläser, krallten sich in den Frisuren der Damen fest. Es kam nie heraus, wer für diese Maikäfer-Attacke verantwortlich war. Der kleine Heini bekam am Sonntag drauf 50 Pfennig Taschengeld extra - warum, das ahnte er damals nicht.
Frösche durch den Briefschlitz
In späteren Jahren spielt die Geschichte von der Kunstschneiderin Agnes Adele - "eines der wenigen weiblichen Originale in Münnerstadt", so Rainer Kirch. Die Agnes, an die sich viele Gäste im Deutschherrnkeller noch gut erinnerten, hatte es nicht so mit jungen Leuten. Sie zeigte einmal alle Jugendlichen an, die abends um 9 Uhr noch im Café Winkelmann waren. Zum "Dank" sammelten diese über 40 Frösche und ließen sie durch den Briefkastenschlitz in ihre Wohnung plumpsen. Das Chaos kann man sich unschwer vorstellen.
Viel Beifall gab es auch für die Sänger, die nicht nur mit Liedern wie "hab mei Wage voll gelade" oder "im Wein liegt Wahrheit" glänzten. Sie brachten auch ein "Lied für Münnerstadt" mit, das eine Gästegruppe des Hotels Tilman, die vermutlich aus dem hohen Norden stammt, nach der Melodie des Friesenliedes (" wo die Nordseewellen rauschen ...") gedichtet hatte.