Druckartikel: Beschwerliche Pilger-Reise

Beschwerliche Pilger-Reise


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Montag, 19. Mai 2014

Die acht Charaktere könnten unterschiedlicher kaum sein, doch ein Ziel schweißt sie zusammen: Santiago de Compostela. Das Stück war für die Nacht der offenen Kirchen in Würzburg entstanden, jetzt wurde es in Münnerstadt aufgeführt.
Auf dem Weg nach Santiago: Im Jugendhaus hieß es "nichts wie weg - Pilgern leicht gemacht". Die Gruppe KabarOSA bot den zahlreichen Zuhörern ein höchst vergnügliches Programm. Auf unserem Bild sind die acht Pilger in ihren Schlafsäcken im Schlafraum zu sehen.  Foto: Dieter Britz


Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen", wusste schon Matthias Claudius. Wenn es gar eine Pilgerreise ist, dann wird sie zum richtigen Abenteuer. Das wissen die Zuhörer spätestens seit dem Auftritt der Kabarett-Gruppe KabarOSA im Saal des Jugendhauses. Zwei Augustiner-Mönche (dafür steht das OSA im Namen) sowie sechs Rita-Schwestern (sie sind Augustinerinnen) und Mitglieder der Weggemeinschaft der Rita-Schwestern führten unter dem Titel "Nichts wie weg - Pilgern leicht gemacht?!" vor, wie es dabei zu geht.
Wer allerdings glaubte oder fürchtete, dass es hier besonders fromm zugeht und der Humor zu kurz kommt, wurde ebenso gründlich wie angenehm enttäuscht. Entstanden ist dieses Kabarett-Stück ursprünglich für die Nacht der offenen Kirchen 2013 in Würzburg. Es kam damals so gut an, dass es jetzt noch zweimal aufgeführt wurde, und zwar vor einer Woche im Mutterhaus der Rita-Schwestern in Würzburg und am Sonntagabend im Jugendhaus am Dicken Turm in Münnerstadt.
Sieben Pilger, die alle nach Santiago de Compostela in Spanien wollen oder sollen, hat Pilgerführerin Helmtrud Eisentritt (Anita Müller aus Münnerstadt) um sich geschart. Mit dabei ist Gabi Blitz (Mirjam Kraft), eine rastlose Joggerin, der es nie schnell genug gehen kann: "Ein lahmer Haufen, so kommen wir nie an". Schwester Fidelitatis (Sr. Magdalena Wenig) wäre viel lieber nach Cascia in Italien zur heiligen Rita, der Namensgeberin ihres Ordens, gewallt. Doch wegen ihrer jüngeren Mitschwester Janine Walburga (Sr. Anna Maria Kempf), die lieber eigene Erfahrungen sammeln und selbstständig werden würde, muss sie mit nach Santiago de Compostela. Und dazu kommt noch, dass die Generaloberin ihr aufgetragen hat, nicht ohne Ordensnachwuchs wieder heimzukommen. Immerhin, Schwester Fidelitatis kommt zur Ein sicht: "Beten kann man doch über -all."
Ronny Fitz (Pater Jeremias) steuert sächsischen Dialekt und Beziehungsprobleme mit seiner Mandy bei. Annabelle Müslinski (Sr. Angela Zehe), eine Ökoaktivistin, kann sich auch auf der Pilgerreise nur mit einem Joint ("das ist sowas Ähnliches wie Weihrauch") wirklich entspannen. Pater Bernd Born (Pater Felix), Golfseelsorger der Diözese Würzburg mit Handycap zehn, ist der Weg eigentlich zu schnell, zu steil, zu weit. Bei der Rast in der Pilgerherberge verlangt er nach seinem "Einzelzimmer mit Blick auf den Kirchturm". Doch alle müssen sich mit spartanischer Unterkunft in Gruppenschlafräumen begnügen. Klar, eine neue Erfahrung für jede und jeden. Und natürlich heißt es hier früh aufstehen, denn "wer morgens im Schlafsack wird alt, für den gibt es Kaffee noch kalt".
Achte im Bunde der Pilger ist die Geschäftsfrau Paula Ritzbauer-Schlucker (Marion Werner). In Stöckelschuhen und mit Beauty Case ist sie unterwegs. Probleme bekommt sie überall, nicht nur wegen des streckenweise schlechten Handyempfangs. Und dazu die Erkenntnis: "Bei Gott, ist das Katholische anstrengend."
Auf ihrem langen Weg nach Santiago de Compostela haben die acht sehr unterschiedlichen Charaktere viel mit sich selbst zu tun, mit den Blasen an ihren Füßen und ihren Eigenheiten. Doch als Gruppe müssen sie sich auch aufeinander einlassen. Sie geraten in Streit miteinander, lernen voneinander, nähern sich an, verbünden sich. Sie müssen Kompromisse finden, denn schließlich schweißt sie das Ziel zusammen, Santiago de Compostela gemeinsam zu erreichen. Doch bestehen sie ihr Pilger-Abenteuer mit Bravour und ziehen mit dem umgedichteten Freddy-Song "Schwer, schwer war die Zeit... Wir kommen alle an, sechs Frauen und zwei Mann" in die Stadt ein - das Ende eines vergnüglichen Abends mit Texten, die durchaus zum Nachdenken anregten. Witzige Dialoge und treffsicher umgedichtete Schlager sorgten für die nötige Würze. Das Publikum hatte viel zu lachen und gab auch viel Szenenapplaus.