Bei Energiekollaps: Bahnhof wird Krisenbüro
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Donnerstag, 24. November 2022
Sollte es im Winter zu einem Zusammenbruch der Energieversorgung kommen, will die Stadt gewappnet sein. Warum der Bahnhof in Münnerstadt ein wichtiger Baustein in der städtischen Krisenplanung ist.
Ohne Strom geht auch im Rathaus erst einmal nichts. Nicht nur viele Arbeitsgeräte versagen ihre Arbeit, auch die Kälte würde schnell durch alle Ritze ziehen. Denn das Rathaus wird mit Gasheizung erwärmt und damit diese läuft, braucht es Strom. Schon seit Spätsommer beschäftigt sich ein Team der Stadtverwaltung mit der Frage, was in diesem Fall zu tun ist. Ein Ergebnis dieser Arbeit: Der Bahnhof wird zum Krisenbüro.
Der Bahnhof steht seit langem weitgehend leer. Lediglich ein kleiner Raum im Erdgeschoss wird als Vereinszimmer von der Reservistenkameradschaft genutzt. Doch für das Gebäude sprechen nach Ansicht von Bürgermeister Michael Kastl mehrere schlagkräftige Argumente. Der Bahnhof ist seit mehreren Jahren im städtischen Eigentum, muss also nicht angemietet werden. Doch viel entscheidender: Er gehört zu den wenigen kommunalen Immobilien, die noch mit Öl befeuert werden. Somit ist das Gebäude unabhängig vom Gas. Der Öltank ist gefüllt, für den Notstrom steht mittlerweile ein Generator zur Verfügung. Ein Pluspunkt des Bahnhofs ist seine gute Erreichbarkeit, seine Zentrumsnähe und die Nachbarschaft zum Rotkreuzhaus, erläutert Kastl weiter.
Koordination bei Stromausfall
Als allererste Anlaufstelle für den Krisenstab dient bei einem Stromausfall der Hochbehälter am Karlsberg. Doch der ist zu eng, um im Ernstfall weitere Schritte zu koordinieren und dort für einen unter Umständen längeren Zeitraum auch zu arbeiten. Michael Kastl will mit diesem Krisenbüro nicht der Arbeit des Katastrophenschutzes vorgreifen, der im Landratsamt Bad Kissingen angesiedelt ist. Doch geht er im Falle eines Blackouts davon aus, dass in den Kommunen schnell erste Dinge, beispielsweise im Bezug auf die Wasserversorgung, geregelt werden müssen, ehe dann der Katastrophenschutz für die ganze Region die weitere Vorgehensweise regelt.
Um den Bahnhof für diesen Zweck nutzen zu können, wurden die Toiletten soweit hergerichtet, dass man sie wieder gut nutzen kann. Des weiteren musste Arbeitsmaterial angeschafft werden. Das beginnt beim Kauf von Verlängerungskabeln und Transportboxen und endet beim Kauf von Whiteboards (Schreibtafeln). Tische und Stühle werden aufgebaut, damit alles läuft.
Auch die Feuerwehren wurden mit grundlegenden Artikeln ausgestattet, um den Kontakt vor Ort mit der Stabstelle im Bahnhof halten zu können. "Ich hoffe natürlich, dass wir das alles nicht brauchen", sagt Bürgermeister Michael Kastl. Aber ihm ist es lieber, ein voll eingerichtetes Krisenbüro nicht zu benutzen, als unvorbereitet improvisieren zu müssen. Die vorübergehende Nutzung als Krisenbüro steht nicht den städtischen Plänen entgegen, aus dem Bahnhof ein Künstlerhaus zu machen, erläutert Bürgermeister Michael Kastl. Das Projekt steckt derzeit aber noch im Anfangsstadium.