Druckartikel: Baufällige Häuser restaurieren lohnt sich

Baufällige Häuser restaurieren lohnt sich


Autor: Dieter Britz

Rannungen, Mittwoch, 24. Oktober 2018

Dank eines Förderprogramms der interkommunalen Allianz Schweinfurter Oberland wird in Rannungen die Ortskernrevitalisierung finanziell unterstützt.
Auf Innenentwicklung setzt der Rannunger Gemeinderat. Er verlängerte das  Förderprogramm der Allianz Schweinfurter Oberland für Investitionen zur  Innenentwicklung und schloss sich der Förderinitiative "Innen statt Außen"  des Freistaates an. Unser Bild zeigt rechts das Pfarrhaus und das ehemalige  Schwesternheim.  Dieter Britz


Die Gemeinde führt das Förderprogramm der interkommunalen Allianz Schweinfurter Oberland (SWOL) für Investitionen zur Innenentwicklung, das zum Jahresende ausläuft, in der bisherigen Form fort. Das beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme. Innenentwicklung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass neuer Wohnraum nicht durch Erschließung neuer Baugebiete am Rand der Gemeinde, sondern durch Sanierung alter, leerstehender Häuser und durch Nutzung bisher nicht bebauter Flächen im Innenbereich geschaffen wird. Der bayerische Ministerrat beschloss zwei Förderinitiativen "Flächenentsiegelung" und "Innen statt Außen". Der Gemeinderat stimmte für die Teilnahme der Gemeinde an diesen Programmen. Damit gibt es für viele Maßnahmen erhöhte Zuschüsse vom Freistaat.

Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) betonte, dass das SWOL-Förderprogramm vor allem auch dazu dienen solle, dass junge Familien im Ort bleiben können. Zehn Prozent der förderfähigen Bau- bzw. Renovierungskosten gibt es als Förderung, die Höchstbeträge können die Mitgliedsgemeinschaften allerdings selbst festlegen. Auch die Förderung pro Kind ist unterschiedlich. Der Lenkungsausschuss der Allianz beschloss, auf eine Vereinheitlichung der Förderungssätze zu verzichten.

In Rannungen liegt der Höchstbetrag bei 7500 Euro, pro Kind gibt es weitere 2500 Euro. "Lassen wir es so wie es ist," schlug Fridolin Zehner vor. Auf eine Frage von Gemeinderat Franz Wolf betonte er, dass jede Gemeinde die Förderung ändern könne, wenn die Finanzlage es erfordert. Es gebe auch keinen Rechtsanspruch darauf. Gemeinderat Harald Klopf (Rannunger Bürgerliste) hob hervor: "dieses Programm ist nach wie vor sinnvoll. Wir müssen alles tun, dass die Innenentwicklung gestärkt wird. Wir sollten uns das leisten im Interesse junger Familien."

Zweiter Bürgermeister Werner Keller unterstützte ihn dabei und rechnete vor, dass maximal etwa zwei Familien pro Jahr diese Zuschüsse beantragen würden, "das sind also keine großen Summen, die können wir uns leisten." Neun Gemeinderäte stimmten schließlich für die Weiterführung dieses Förderprogramms. Nur Franz Wolf war wegen der Millionen-Investitionen, die in den nächsten Jahren auf die Gemeinde zukommen, dagegen.

Die Gemeinde schließt sich der Förderinitiative "Innen statt Außen" des Freistaates an. Sie hat damit Aussicht auf 80 statt 60 Prozent Zuschuss bei Maßnahmen zur Modernisierung, Instandsetzung und wenn nötig Abbruch von innerörtlichen leerstehenden oder von Leerstand bedrohten Gebäuden "und die damit im Zusammenhang stehende Aufwertung von Innerortslagen" (so heißt es in der Sitzungsunterlage). Die Extra-Zuschüsse gibt es für erforderliche Beratungen, Untersuchungen, Konzepte und Planungen, für Gebäude-Erwerb, Instandsetzung, Modernisierung, Umbau, Abbruch (wenn nicht denkmalgeschützt) und Wiederbebauung bzw. -Gestaltung der frei werdenden Flächen. Um an die 20 Prozent Extrazuschuss zu kommen, muss sich die Gemeinde allerdings verpflichten, vorrangig auf die Innenentwicklung zu setzen. "Das heißt nicht, dass für alle Zeiten die Ausweisung von neuen Baugebieten ausgeschlossen ist" ,meinte dazu Bürgermeister Zehner, "wichtig ist, dass wir Innenentwicklung vorrangig betreiben wollen". Werner Keller ergänzte: "ich kann voll zustimmen. Das ist kein Widerspruch, wenn wir trotzdem ein kleines Baugebiet beschließen."

Zuschuss für mehr Grün

Auch der Förderinitiative "Flächenentsiegelung" schließt sich die Gemeinde an. Gefördert wird insbesondere die Entwicklung von Flächen, der Wechsel von Belägen zur Verbesserung der Versickerungsfähigkeit und Maßnahmen zur Begrünung der Flächen. "Das spielt für uns aber weniger eine Rolle", sagte dazu der Bürgermeister.

Dazu ein Kommentar von Dieter Britz:

In fast jeder Gemeinde dasselbe Bild: im Innenort verfallen seit Jahren und manchmal Jahrzehnten leerstehende Häuser. Dazwischen liegen einzelne Grundstücke, die ebenfalls seit ewigen Zeiten unbebaut sind, weil die Eigentümer sie aus den unterschiedlichsten Gründen horten, anstatt sie an Bauinteressenten, vor allem an junge Familien, zu verkaufen oder selbst zu nutzen. Um dieser Misere zu begegnen, erschließen Gemeinden für viel Geld neue Baugebiete, damit sie die schon erwähnten jungen Familien halten und neue anziehen können.

Bisher gibt es kaum Möglichkeiten, Druck auf Grundstückseigentümer auszuüben, die ihre Grundstücke einfach liegen lassen in der Hoffnung auf Wertsteigerungen in der Zukunft oder darauf, dass irgendwann einmal ein Enkel aufs Dorf zurückkommt und dann bauen will. Hier wird vielleicht in ferner Zukunft die erhöhte Grundsteuer C für unbebaute Grundstücke, die die Berliner Große Koalition einführen will, Abhilfe schaffen. Es gab sie zwischen 1961 und 1963 schon einmal.

Mit dem Beschluss, das Förderprogramm der interkommunalen Allianz Schweinfurter Oberland für Investitionen zur Innenentwicklung fortzuführen, ist die Gemeinde Rannungen auf dem richtigen Weg, um die Zersiedelung zu verhindern. Auch die Teilnahme an der Förderinitiative "Innen statt Außen" des Freistaates macht durchaus Sinn und kann dazu beitragen, dass der Innenort gestärkt wird. Ebenfalls hilfreich: Die Gemeinde veröffentlicht auf ihrer Internet-Seite eine Übersicht über bekannte Grundstücksangebote. Sieben Baugrundstücke und Leerstände sind es. Selbst hat die Gemeinde nichts anzubieten.