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Bahnhof soll Kulturzentrum werden


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Mittwoch, 20. Sept. 2017

Mit 5000 Euro will der Stadtrat 2018 ein geplantes dreimonatiges Kunstprojekt der Münnerstädter Künstlerin Mia Hochrein bezuschussen.
Mia Hochrein hat 2018 viel vor mit dem Münnerstädter Bahnhof.Heike Beudert


Dazu stellt die Stadt das Bahnhofsgebäude zur Verfügung, das sich in städtischer Hand befindet. Schwieriger erweist sich die Entscheidung im Stadtrat, ob das Gremium dem Wunsch der städtischen Jugendarbeit entsprechen will, einen Raum dauerhaft für eine Projektwerkstatt anzumieten. Die Stadträte sind sich uneins, ob eine solche Investition in der Kleinstadt Sinn macht. Eine Entscheidung darüber soll in der nächsten Stadtratssitzung (28. September) in nichtöffentlicher Sitzung fallen.
"Es ist gut, wenn solche Ideen aus der Stadt heraus kommen", meinte Bürgermeister Helmut Blank zu Mia Hochreins Kunstprojekt. Die Entscheidung für die Förderung fiel einstimmig. Zum einstimmigen Ergebnis meinte Mia Hochrein: "Ich bin gerührt."
Zum zweiten Mal will die Künstlerin zusammen mit einem Team ein Kunstevent in einem Leerstand-Gebäude initiieren. Nach der Marienanstalt 2013 soll es 2018 der Bahnhof sein. Genutzt wird das gesamte Gebäude zwischen Mai und August für Ausstellungen, Lesungen, Begegnungen und Aktionen zu Themen wie Reise, Aufbruch, Flucht oder Zwischenstopp. Eingebunden werden soll auch das Außen-Gelände der ehemaligen Firma Jäger, das sich dem Bahnhofsareal anschließt und ebenfalls der Stadt gehört. Es gebe an der ehemaligen Lagerhalle Wände, "die schreien danach bespielt zu werden", so Hochrein. Sie nennt als Beispiel Graffiti-Workshops.Die Kosten für das Projekt hat Hochrein auf rund 25 000 Euro beziffert. Die Finanzierung soll über öffentliche Mittel der Kunstförderung, über Sponsoring, Spenden sowie über Eigenleistung erfolgen.
Von Bürgermeister Helmut Blank kam in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass Adolf Kieslich den Fahrkartenverkauf am Bahnhof in ca. einem Jahr aufgeben wird. Der Stadtrat sollte sich überlegen, ob die Stadt nicht bereits jetzt eine geeignete Nachfolge sucht und stundenweise bezahlt, damit sie sich einarbeiten kann. Den Fahrkartenschalter hält Blank für wichtig. Münnerstadt habe so ein Alleinstellungsmerkmal.
Die von der Stadtjugendarbeit beantragte Anmietung von Ladenräumen am Marktplatz für eine Projektwerkstatt wurde kontrovers diskutiert. Die Stadtjugendarbeiter René Felcht und Manuell Müller warben mit Unterstützung von Antje Rink (Landratsamt Bad Kissingen) für die Anmietung eines leerstehenden Ladenlokals am Marktplatz, um dort projektbezogene Arbeit mit Jugendlichen anbieten zu können. Workshops, Ausstellungen, Projekte sollen laufen, die von den Jugendlichen selbst initiiert und von den Betreuern begleitet werden. Es gebe bewusst kein festes Nutzungskonzept. "Wir öffnen den Raum für Ideen" , so Manuel Müller. Ansprechen will die Jugendarbeit damit vor allem Jugendliche, die sich sonst "verstecken", wie es Felcht ausdrückte. Antje Rink ergänzte, dass dieser Raum aber von Vereinen genutzt werden könnte, wenn sie dort Aktionen für ihre jungen Mitglieder anbieten. Der Jugendreferent des Stadtrates, Klaus Schebler, sprach von einem Leuchtturmprojekt, das unter Umständen auch gefördert werde. Anfragen laufen.


Nicht nur behütete Jugendliche
Allerdings wurden in der Sitzung mehrere kritische Stimmen seiner Stadtratskollegen laut. "Mich erinnert das an Großstadtprojekte mit Brennpunkten", meinte Dieter Petsch. Er sehe für Münnerstadt nicht genügend Nachhaltigkeit, um soviel Geld auszugeben. Zudem sei es ein Schlag gegen die Vereine, die nicht so unterstützt würden. Leo Pfennig sah die geplante Anmietung des Raumes für die Dauer von drei Jahre als zu lang an. Wenn, sollten leerstehende Räume zur Zwischennutzung angemietet werden; die seien kurzfristig kündbar, wenn es nicht läuft. Ohnehin war Pfennig das Konzept zu wenig konkret. Pfennigs Kritik schloss den Jugendreferenten Schebler ein.
"Das schöne an dem Konzept ist, dass es offen ist", konterte Manuel Müller. Stadtrat Michael Kastl plädierte dafür, es zu versuchen. Er glaubt, dass es funktioniert. "Wir haben hier gutbehütete Kinder", meinte dagegen Rita Schmitt. Sie sehe den Sinn des Projektes nicht. René Felcht entgegnete, dass es in Münnerstadt nicht nur Jugendliche gebe, die behütet sind. Es seien im Ort viele Drogen im Spiel. Um diese jungen Menschen zu erreichen, brauche es die offene Jugendarbeit.