Bänder sollen Vögel fernhalten
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Sonntag, 22. Februar 2015
Wenn im Sommer die Photovoltaikanlage der Energiegenossenschaft gebaut wird, sollen keine Vögel bei der Aufzucht ihres Nachwuchses gestört werden. Deshalb werden schon jetzt Vorkehrungen getroffen, damit das nicht passiert.
Der Weg zur eigenen Freiland-Photovoltaikanlage ist manchmal steinig, wenn es um die Bürokratie und matschig, wenn es um praktische Details geht. Die Mitglieder der Energiegenossenschaft müssen zahlreiche Auflagen erfüllen, damit das Projekt verwirklicht werden kann. Der Naturschutz fordert im Vorfeld des Baus die Anbringung sogenannter Flatterbänder. Die dienen dem Vogelschutz, erläutert Franz-Peter Ullmann, der Fachreferent für Umweltschutz am Landratsamt Bad Kissingen.
Seine Behörde ist dafür zuständig, dass Naturschutz-Belange erfüllt werden. Dazu gehört auch der Vogelschutz. Entsprechende Gutachten hat aber nicht das Landratsamt erstellt, sondern Biologen, erläutern Günter Köth und Franz Wüst von der Energiegenossenschaft. Die haben festgestellt, dass auf dem Gelände der künftigen Freiflächen-Photovoltaikanlage auch Wiesenbrüter vorkommen.
Während der Bauphase im Verlauf dieses Jahres sollen diese Vögel aber nicht auf dem Gelände brüten. Denn klar ist, die Aufzucht der Jungen würde gestört oder wäre gar nicht möglich, weil Nester bei den Bauarbeiten zerstört würden. Deshalb müssen Flatterbänder entlang des Grundstücks angebracht werden.
90 Holzpfosten gesetzt
Mehrere hundert Meter solchen Bandes haben die Mitglieder der Genossenschaft deshalb rund ums Grundstück gezogen. Die sind an mehr als 90 Holzpfosten befestigt, die dazu in den Boden geklopft wurden. Die Vergrämung ist durchaus sinnvoll", findet Franz Wüst.
Das Wort "Vergrämung" kommt aus der Jägersprache und bedeutet dauerhaftes Vertreiben.
Vögel sollen ausweichen
Dauerhaft sollen die Vögel allerdings nicht verscheucht werden, sondern nur bis zum Oktober. Dann darf das Band wieder weg. Bis dahin aber soll sich die Vogelwelt in der Nachbarschaft ansiedeln. Das zumindest sieht das ornithologische Gutachten vor. Deshalb musste die Energiegenossenschaft Ackerflächen in Größe des künftigen Solarfeldes anmieten. Die Fläche darf in diesem Jahr nicht bewirtschaftet werden. "Es war gar nicht einfach einen Landwirt zu finden, der sein Land zur Verfügung stellt", erläutert Günter Köth. Denn viele Ackerflächen sind ohnehin schon in verschiedenen landwirtschaftlichen Programmen. Bis zum Oktober muss die Fläche jetzt brach liegen.
"Wir werden nun Schilder für die Vögel aufstellen, damit die das auch wissen", meint Franz Wüst scherzhaft. Sowohl er, als auch Günter Köth bezweifeln den Sinn der Maßnahme, zumal rund um die künftige Photovoltaikanlage noch Brachland existiert.
Stichtag ist der 1. März
"Schaffung eines Bruthabitats für Bodenbrüter des Offenlands (Baumpieper, Braunkehlchen, Dorngrasmücke, Feldlerche, Feldschwirl, Goldammer, Grauammer, Rebhuhn, Schwarzkehlchen, Wiesenpieper) für eine Brutperiode", heißt es in den Auflagen für die Energiegenossenschaft. Die Ausgleichsfläche soll dann noch Singwarten bekommen, die aus Pfählen bestehen. Eile war jetzt nach Angaben von Günter Köth geboten, um diese naturschutzrechtliche Auflage zu erfüllen. Denn solche Arbeiten müssen - mit Rücksicht auf die beginnende Brutzeit - bis 1.
März erledigt sein.
Das Vogelgutachten ist nur eines von mehreren, die für die Genehmigung der Anlage nötig waren. Auch ein Bodengutachten wurde erstellt. Das prüfte nach, ob auf dem Gelände der ehemaligen Erdaushubdeponie auch Problemabfälle lagern. Und auch ein Geologe hat sich das Gelände angeschaut.
Zwei Landkreise beteiligt
Mehr Bürokratie als üblich mussten die Energiegenossen zudem bewältigen, weil die Fläche auf der Grenze zweier Gemeindegebiete und Landkreise liegt. Flächennutzungsplanänderungen und Baugenehmigungen waren also sowohl in Münnerstadt, als auch in Burglauer und somit in den Landkreis Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld nötig. Das hat nicht nur viel Zeit und Fahrerei bedeutet, sondern auch gekostet, stellt Franz Wüst fest.
Alleine für die nötigen Gutachten hat die Genossenschaft rund 50 000 Euro investieren müssen.
14, Hektar Fläche
Trotzdem sind die Verantwortlichen guter Dinge, dass das Projekt in diesem Jahr verwirklicht wird. Auch bei der Finanzierung liegt man im grünen Bereich. "Wir gehen davon aus, dass wir unser nötiges Eigenkapital" bekommen, sagt Franz Wüst. Das sind rund 300 000 Euro. Insgesamt soll die Anlage rund 1,7 Millionen Euro kosten. Eine Förderung wird in Höhe von 200 000 Euro erwartet. Die Fläche beträgt 1,4 Hektar.