Druckartikel: Bad als wichtiger Standortfaktor

Bad als wichtiger Standortfaktor


Autor: Dieter Britz

Münnerstadt, Dienstag, 24. Sept. 2019

Kurz vor der Abstimmung: Beim Sommerfest des Bürgerbadvereins Münnerstadt berichtete ein Vertreter aus Busecker Tal, wie der Betrieb des Bades dort funktioniert und was er kostet.
Beim Sommerfest des Bürgerbadvereins Münnerstadt erläuterte Wolfgang Dörr  (links), der Vorsitzende des Hallenbadvereins Busecker Tal, wie es dort  funktioniert. Rechts: Wolfgang Blümlein, Vorsitzender des Bürgerbadvereins.  Dieter Britz


In wenigen Wochen schon entscheiden die Bürger mit ihrer Stimme, ob das Hallenbad saniert wird oder nicht. Klar also, dass das Sommerfest des Bürgerbadvereins auf dem Stenayer Platz ganz im Zeichen dieser Abstimmung stand. Der Verein hatte vergrößerte Muster der Stimmzettel ausgehängt und, so der Vorsitzende Wolfgang Blümlein, "die Kreuze da gemacht, wo wir sie brauchen".

Unter den zahlreichen Gästen war auch der Vorsitzende des Hallenbadvereins Busecker Tal (östlich von Gießen), Wolfgang Dörr. Der Verein betreibt das örtliche Hallenbad seit 1997. Dörr erläuterte den Anwesenden, unter denen auch der 2. Bürgermeister Andreas Trägner, der 3. Bürgermeister Axel Knauff und einige Stadträte waren, wie das dort funktioniert. Wolfgang Blümlein ging - wie beim Sommerfest im vorigen Jahr - auf die Begegnung ein, die er mit seinem Stellvertreter Uwe Kretzschmar kurz vor der Landtagswahl mit Ministerpräsident Markus Söder hatte. Es ging um eine 80-prozentige Förderung für die Sanierung. Der damalige Regierungspräsident Beinhofer habe aber unterbrochen und den Bau eines Lehrschwimmbeckens in die Diskussion geworfen - "wir waren einfach baff. Der Regierungspräsident ist auf Trickserei hereingefallen".

Blümlein betonte, dass es nie einen Beschluss des Stadtrates zum Bau eines Lehrschwimmbeckens gegeben habe. Dieses sei nicht einmal für das Training der Wasserwacht groß genug. Wolfgang Dörr schilderte ausführlich, wie in der Gemeinde mit ihren knapp 13 000 Einwohnern das Hallenbad gerettet wurde. Der wirtschaftliche Verein wurde 1997 gegründet und übernahm das Bad, das drei Jahre geschlossen gewesen war und betreibt es nun privat. In diesen drei Jahren hatte sich die Mitgliederzahl bei der DLRG von 800 auf 400 halbiert. Der Schulrektor protestierte gegen den Abriss des Hallenbades, in einer Bürgerversammlung wollte die große Mehrheit das Bad wiederhaben. Dörr erläuterte, dass die Betriebskosten heute etwa 300 000 Euro pro Jahr betragen. Ein wesentlicher Teil dieser Summe kommt über die Mitgliedsbeiträge wieder herein: Die 1096 Einzelmitglieder zahlen 80 Euro pro Jahr, die 963 Familien das Doppelte. Alle dürfen dafür das ganze Jahr über kostenlos ins Bad gehen. Außerdem gibt es für fünf Euro Tagesmitgliedschaften. Die Sauna, Schwimmkurse und Babyschwimmen bringen weiteres Geld in die Vereinskasse.

Die Gemeinde zahlt ein halbes Gehalt für einen Schwimmmeister und gibt 40 000 Euro Zuschuss. "Die Kosten zum Beispiel für eine Kulturhalle oder Sportanlagen werden einfach zur Kenntnis genommen. Ein Hallenbad ist vor allem für Kinder und Jugendliche wichtig und für Senioren ab 60, wenn das Knie anfängt, weh zu tun" und "ein Hallenbad ist ein ungeheurer Standortfaktor für Gemeinden", betonte er. Nach dem langen Beifall zu schließen, überzeugten Wolfgang Dörr und das "Busecker Modell" die Teilnehmer am Sommerfest des Bürgerbadvereins. Beim Sommerfest gab es nicht nur Reden, sondern auch Zwiebelkuchen, Suser und anderes fürs leibliche Wohl. Nicht zu vergessen: Swing und Jazz mit der Band "Jazz in Fusion" aus dem Raum Bad Neustadt an der Saale.