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Augustiner haben die ersten Helfer


Autor: Sigismund von Dobschütz

Münnerstadt, Donnerstag, 31. März 2016

Vor dem Einzug der ersten Flüchtlinge ins Jugendhaus haben die Augustiner während einer Info-Veranstaltung die ersten Freiwilligen gefunden,.
Augustiner-Pater Markus Reis (links) mit interessierten Helfern beim Eintrag in die Gruppenlisten. Foto: Sigismund von Dobschütz


Spätestens ab 1. Juli sollen die ersten Flüchtlinge im früheren Jugendhaus der Augustiner am Dicken Turm in Münnerstadt eine neue Heimat finden. Am Mittwoch trugen sich nun nach einer weiteren Informationsveranstaltung die ersten Helfer in Listen ein. Die Helfer wollen den Asylbewerbern das Einleben im fremden Kulturkreis erleichtern. Weitere Helfer werden noch gesucht.
"Ich kann Ihnen keinen konkreten Zeitplan geben", informierte gleich zu Beginn des Helfertreffens der für die Abwicklung notwendiger Brandschutzmaßnahmen verantwortliche Bruder Peter die mehrheitlich weiblichen Zuhörer. Ein inzwischen schon überarbeitetes Brandschutzkonzept liegt zur Genehmigung vor und soll nach einer letzten Prüfung durch den Gutachter in den nächsten Tagen unterzeichnet werden. Erst dann kann das Landratsamt die Baugenehmigung erteilen.


Ein- und Mehrbettzimmer

Doch die Augustiner wollen keine Zeit verlieren und schon vorher erste Aufträge vergeben. "Von allen Seiten werden die Entscheidungen schnell getroffen", versicherte Bruder Peter den etwa 50 Gästen. "Doch müssen sie auch verantwortbar sein." Spätestens am 1. Juli, nach Wunsch der Augustiner auch gern eher, kann die erste Flüchtlingsgruppe in das dann als "dezentrale Asylbewerber-Unterkunft" klassifizierte Jugendhaus und in die benachbarte Arche einziehen. Bruder Peter: "Ein Haus ist etwas Organisches und muss mit Leben gefüllt sein."
In eine dezentrale Unterkunft kommen nur Asylbewerber, die bereits in einer Erstaufnahme registriert und ärztlich untersucht wurden, informierte Ursula Hartmann vom Caritas-Kreisverband Bad Kissingen. Hier müssen sie bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag leben. "Unser Jugendhaus ist bestens für Flüchtlinge geeignet", ist Pater Markus überzeugt. Das erste und zweite Obergeschoss, früher von jugendlichen Gästegruppen genutzt, verfügt über etliche Mehrbettzimmer, die künftig auf Familien mit Kindern aufgeteilt werden. Im dritten Obergeschoss gibt es 15 Einzelzimmer, die für mehrere Alleinreisende oder Ehepaare zu Wohn- und Doppelzimmern umgerüstet werden. Die Räume im Erdgeschoss eignen sich als Gruppenräume zum Lernen und zur Freizeitgestaltung. Peter: "Unsere Raumaufteilung ist sehr sympathisch: Wir können auf Wünsche der Asylbewerber eingehen."


Verschiedene Aufgabengebiete

Nach diesen inhaltlichen Informationen warben Ursula Hartmann und Pater Markus um Helfer für verschiedene Aufgabengebiete. Einige sollten die Begrüßung der Flüchtlinge übernehmen und sie auf Stadtrundgängen mit den wichtigsten Adressen vertraut machen. Andere sollen sich um den Kontakt zu Schulen und Kindergärten kümmern, außerdem die Hausaufgabenbetreuung übernehmen. Auch für Besuch bei Behörden und Ärzten wurden Helfer gesucht. Besonders wichtig ist der Unterricht in deutscher Sprache. Hier berichteten schon erfahrene Helfer von ihren bisherigen Erlebnissen. Zu beachten sei beim Deutsch-Unterricht das unterschiedliche Lerntempo. "Manche haben noch nie Lesen und Schreiben gelernt." Kindern lernen dagegen sehr schnell.
Besonders wichtig zum Einleben in einen für die Flüchtlinge völlig fremden Kulturkreis ist auch die Erklärung einfachster Regeln zur Benutzung sanitärer Anlagen, zur Mülltrennung, zum Verhalten im Straßenverkehr oder zur Bedienung moderner Haushaltsgeräte. Hartmann: "Was für uns selbstverständlich ist, kann für andere Kulturkreise nur schwer verständlich sein." Auch gilt es, eine unberechtigte Anspruchshaltung mancher Flüchtlinge zu bremsen. "Man hat ihnen hier das Paradies versprochen." Jetzt muss man, so die Erfahrung, manchen Flüchtlingen erklären, "dass auch wir Deutsche nicht alles umsonst bekommen".


Tipps von erfahrenen Helfern

Registrierte Asylbewerber erhalten nach Aussage von Ursula Hartmann bis zu 15 Monate eine finanzielle Unterstützung in Höhe von "zehn Prozent unter Hartz IV". Deshalb sollten Helfer immer daran denken: "Flüchtlinge können für Material oder Transferfahrten auch bezahlen." Unsicherheiten im Umgang mit Flüchtlingen sollten zwischen den Helfern offen besprochen werden, wurde empfohlen. "Man darf Flüchtlinge nicht unnötig pampern", warnte eine schon erfahrene Helferin. "Wir sollen nur Brücken bauen und den Fremden helfen, in eine normale Alltagsstruktur hineinzufinden."
Eine große Unsicherheit unter den neuen Helfern war die Sprachbarriere. Doch auch hier wussten die Erfahrenen guten Rat: "Man wird mit der Zeit kreativ." Wo bereits eingegliederte Asylanten als Helfer und Muttersprachler fehlen und man selbst mit Englisch nicht weiterkommt, soll man "einfach seine Hände und Füße nehmen". Auch ein Lächeln hilft oft weiter. In jedem Fall sollte man die Scheu vor den Flüchtlingen verlieren. Dies gilt nicht nur für Helfer, sondern für alle Einwohner Münnerstadts. Hartmann: "Schließlich haben die Flüchtlinge ja schon einige Wochen in der Erstaufnahme und erste Deutsch-Kurse hinter sich."