Auch Theorie gehört zur Musik
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Montag, 17. November 2014
In einem Pilotprojekt vermittelt der Kreisverband Bad Kissingen im Nordbayerischen Musikbund das Basiswissen für die Leistungsabzeichen.
Für Erwachsene ist es eher eine eine Seltenheit, das Musikerleistungsabzeichen abzulegen. "Manchmal wollen die Erwachsenen nicht gemeinsam mit den Kindern diese Prüfung ablegen. Manch einer geniert sich vielleicht, mit den jüngeren das Abzeichen zu machen", ist Diplom-Musiklehrer André Degand überzeugt.
Der Kreisverband Bad Kissingen im Nordbayerischen Musikbund möchte das ändern "2012 wurde angeregt, in diesem Bereich doch auch einmal einen Kurs für die Erwachsenen durchzuführen. Das haben wir im Kreisverband dann beschlossen und einfach einmal ausprobiert", erklärt Degand. Auch wenn die Resonanz seiner Meinung nach hätte besser sein können: 32 Musiker sind vor Ort, um in der Praxis und Theorie geschult zu werden.
Denn die Prüfung hat es durchaus in sich. Doch die Musiker sind mit Feuereifer bei der Sache.
Im Gymnasium in Münnerstadt treffen sich alle zum Vorbereitungswochenende statt, teilweise waren die Schüler von weither angereist. "Es ist schon anstrengend. Der Tag ist mit Theorie und Praxis vollgepackt, aber die Schüler sind mit Eifer dabei", sagt Degand.
Von Blech bis Querflöte
Insgesamt sieben Dozenten sind anwesend. Zwei von ihnen vermitteln die Theorie, die anderen sind für die Abteilungen - das tiefe Blech, das hohe Blech, das Saxophon, die Querflöte und die Klarinette - da. Den Unterricht in einem Block am Wochenende zu organisieren, war eine Idee, die sich bewährt hat: "Durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten der Teilnehmer wäre es nicht so ohne weitere möglich gewesen, den Unterricht auf viele Tage zu verteilen." Daher biete man ein Wochenendseminar an, bei dem die Lerninhalte komprimiert vermittelt werden.
Erfahrungswerte sammeln
Die Prüfung wird am 29. November in Bad Brückenau stattfinden. "Dass es noch etwas dauert, ist natürlich günstig. Zum einen können die Schüler so das gelernte daheim noch einmal durcharbeiten. Außerdem könnte man, wenn es notwendig sein sollte, noch einmal ein Übungswochenende einlegen", ergänzt Degand. Man müsse erst Erfahrungswerte schaffen, ist das Seminar zur Vorbereitung auf die D1- und D2-Prüfung doch ein Pilotprojekt.
Im praktischen Unterricht wird in kleinen Gruppen unterrichtet. Dies freut Andrea Gerstner. Die 41-Jährige ist aus Langenaltheim (Mittelfranken) angereist, wo sie in der Feuerwehrkapelle die Posaune spielt. "Ich habe zwar schon mit zehn Jahren angefangen, habe aber am Instrument keine eigentliche Ausbildung gehabt", sagt Gerstner. Ihr fehlen die theoretischen Grundlagen.
"Dadurch, dass die Gruppe klein ist, kann man hier in kurzer Zeit sehr viel lernen."
Auch Elisabeth Borst aus Aschach will die Prüfung ablegen. Sie spielte seit drei Jahren Tuba im Musikverein Ober-/ Untereschenbach in einer Bläserklasse für Erwachsene. Ihr Sohn spielt ebenso Tuba und ihr Mann ist der Leiter der Blaskapelle Aschach. Sie kann sich vorstellen, auch dort mitzuspielen, aber im Moment fühlt sie sich in Ober-/ Untereschenbach gut aufgehoben. "Es macht viel Spaß, mit Gleichaltrigen, die ebenso wie ich das Instrument erst noch lernen, gemeinsam zu musizieren", findet die 53-Jährige. Dort hat sie Einzelunterricht, so dass sie sich ganz auf ihr Instrument konzentrieren kann.
Einen Unterschied gibt es zwischen Kindern und Erwachsenen: "Die Kinder haben oft mehr Geduld, wenn etwas nicht gleich so klappt, wie es soll", ist die Erfahrung Degands. Eine Sichtweise, die Borst bestätigen kann: "Auch ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich beim Spielen von neuen Stücken ungeduldig bin."