Appelts starker Tobak kam in Münnerstadt an
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Freitag, 28. März 2014
Der Auftritt von Comedian Ingo Appelt gefiel dem Publikum, auch wenn seine Sprüche oft jenseits des guten Geschmacks waren. Doch dafür ist er schließlich auch bekannt - die derben Phrasen sind Teil seines Erfolgs.
Die Bühne in der Mehrzweckhalle in Münnerstadt war in gedämpftes Licht getaucht. Begleitet von einem Orgelpräludium betrat er den Saal - der selbsternannte "Messias der Weiblichkeit", das schwarze Schaf unter den Comedians. Die Rede ist von Ingo Appelt, der mit seinem Programm "Frauen sind Göttinnen" den Saal zum Toben brachte.
Natürlich machte Appelt gleich von Beginn an klar, dass dieser Abend starker Tobak sein würde. "Willkommen am Arsch der Welt, hier in Münnerstadt", so die Begrüßung des enfant terribles der Comedy-Szene. Dafür, dass nach seinen Worten die Franken doch ein "Dreckpack" seien, kannte er sich erstaunlich gut in deren Mentalität aus.
"Bei den Franken ist die Depression in der Sprache gleich eingebaut", so Appelt. Dass bei diesem Comedian alles etwas anders ist als beim normalen Kabarett zeigte sich gleich zu Beginn: So gab es schon zu Anfang stehende Ovationen, die von "Ingo, Ingo"-Rufen begleitet wurden. Dass sich Ingo Appelt vom Macho hin zum Frauenversteher gewandelt, sich quasi vom Saulus zum Paulus entwickelt hat, machte er mit seinem Comedy-Programm deutlich. Nicht verloren hat er allerdings seine beißende Häme, die sich gegen die Männer und überhaupt gegen alle vermeintlich Frauen unterdrückende Institutionen wandte. Thematisch blieb er dabei in großen Teilen weit unter der Gürtellinie jenseits des guten Geschmacks, aber auch dies ist etwas, für das ihn seine Fans schätzen. Sehr derb kamen seine Zoten daher, das Publikum zeigte sich aber dennoch belustigt.
Im Mittelpunkt des Programms stand natürlich der männlich-weibliche Gegensatz. Auch hier bediente er Stereotype: Der testosterongesteuerte, grunzende und nur auf Fortpflanzung bedachte Mann stand - natürlich - der Göttin in Frauengestalt gegenüber. Übrigens hat das schöne Geschlecht solch profane Dinge wie Beichte nicht nötig - ist es doch von Natur aus unfehlbar. Auf diese Weise witzelte sich Appelt durch den Abend. So benutzten Frauen ihre Sprache als Echolot wie die Fledermäuse - antworte man hier als Mann nicht, dann knallten sie gegen einen Baum. Und natürlich widmete sich der Comedian auch den schlüpfrigen Feuchtgebieten in den Beziehungen und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Allerdings - auch radikale Feministinnen vom Schlage einer Alice Schwarzer bekamen ihr Fett weg: "Auch was Schönes - Schwarzer macht den Hoeneß."
An seinen Komikerkollegen wusste Appelt kein gutes Haar zu lassen. Ob Herbert Grönemeyer mit seiner "präejakulativen Gesangstechnik", Dieter Nuhr oder Mario Barth - keiner war sicher vor ihm. Dass Appelt comedian-like mit dem Dampfhammer daherkam, zeigte sich auch an seinem Liebeslied auf das beste Stück des Mannes. Überhaupt war das Programm mit hier nicht wiedergebbaren Fäkalwitzen aus der untersten Schublade gespickt. Dem Publikum indes gefiel der Auftritt, was sich am großen Applaus und der guten Laune zeigte, die sein Programm hervorrief. Ingo Appelt polarisierte, wie man das von ihm gewohnt ist. Und das zeichnet ihn ja auch in gewisser Weise aus und ist Teil seines Erfolgs. Meinte er doch selbst: "Wenn die Presse schreibt: Ingo ist nett - dann höre ich auf!".