Druckartikel: Am Ende steht eine schwarze Null

Am Ende steht eine schwarze Null


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Freitag, 22. Juli 2022

20 Jahre hat die Solargesellschaft Münnerstadt eine kleine Photovoltaikanlage betrieben. Weshalb jetzt Schluss ist, erklären die Verantwortlichen.
Bruno Schäfer, Roman Jonas und Albrecht Nöth (von links nach rechts) sind froh, dass sie vor 20 Jahren in die noch junge Solartechnik investiert haben. Die Anlage auf dem Grundschuldach erzeugt bis heute Energie. Foto: Heike Beudert


Gemessen an heutigen Solarkparks ist die die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Münnerstädter Grundschule ein Winzling. Als sie vor gut 20 Jahren in den Dienst gestellt wurde, war sie jedoch topmodern und ganz auf Höhe ihrer Zeit. Die Münnerstädter Solarstromgesellschaft gehörte damals zu den Pionieren der umweltfreundlichen Stromgewinnung. Jetzt löst sich die Gesellschaft auf. Die Förderlaufzeit der Anlage ist vorüber. Damit endet auch die Tätigkeit der Gesellschaft. Die zwölf Solarmodule werden Eigentum der Stadt.

Ein großes Geschäft war diese Münnerstädter Pionieranlage indes nicht. "Wir sind mit einer schwarzen Null herausgekommen", stellt Geschäftsführer Bruno Schäfer fest. Aber niemand habe damals die Illusion gehabt, dass viel Geld fließen werde, ergänzt Roman Jonas. Man wollte die neue Technik fördern. "Irgend jemand musste ja damit anfangen", meint Jonas. "Ich bin richtig stolz darauf, das mitgestaltet zu haben", ergänzt Bruno Schäfer. Initiiert wurde die Gründung über den damaligen Agenda-Arbeitskreis.

Investoren aus Überzeugung

Die Gesellschafter der Anlage hatten meist beruflich mit Energie, Strom oder Technik zu tun. "Oder sie waren Grüne", meint der Elektrikmeister Albrecht Nöth, der zusammen mit Roman Jonas über Jahre Kassenprüfer der Solarstromgesellschaft war. Sie waren Idealisten und glaubten daran, dass die Sonnenstrom Zukunft hat.Leicht war es jedoch nicht, genügend Mitstreiter zu finden, erinnert sich Bruno Schäfer zurück. In Protokollen lässt sich nachlesen, dass "trotz größer Bemühungen sich die Suche nach Gesellschaftern schwierig gestaltet". Ziemlich genau vor 21 Jahren reichte die Zahl der Gründungsmitglieder dann doch aus.

35.000 Mark kostete die Photovoltaik 2001. Die Module kamen nicht aus China, sondern waren in Deutschland produziert. Die Entwicklung dieser Technik stand jedoch noch am Anfang. Das machte die Technik teuer, obgleich der Wirkungsgrad geringer war als heute. Ein Modul kostet heute die Hälfte des damaligen Preisesund hat eine viermal größere Leistung, erklären Bruno Schäfer und Roman Jonas. In den vergangenen 20 Jahren hat die Solaranlage auf dem Dach 39.917 Kilowattstunden Strom erzeugt. Der Strom wurde umgerechnet 44 Cent vergütet. Mit Ablauf der Betriebsdauer beträgt die Vergütung nur noch einen Bruchteil.

Acht Monate Pause bei Schulsanierung

Erwirtschaftet wurden in den vergangenen 20 Jahren 19.837 Euro. Die Summe könnte höher sein, erklärt Bruno Schäfer. Doch acht Monate lang musste die Anlage während der Sanierung der Grundschule abgeschaltet bleiben. Eine Ausfallzeit mit Reparaturaufwand gab es zudem nach einem Blitzeinschlag. Und irgendwann mussten die Verantwortlichen die jährliche Steuererklärung in professionelle Hände geben, was den Ertrag zusätzlich schmälerte. Und die jetzt offizielle Auflösung der Solarstromgesellschaft gibt es nicht zum Nulltarif.

Umgerechnet 260 Euro zeichneten die Gesellschafter 2001 für einen Anteil. Mit Auflösung der Gesellschaft bekommen diese nun 254 Euro zurück. Man könnte auch sagen, dass ihnen diese Pionierarbeit zwei Bier gekostet hat. Einen Beitrag zur Nutzung der Solarenergie geleistet zu haben, war Roman Jonas, Bruno Schäfer und Albrecht Nöth dieser Einsatz wert. Man habe damit einen kleinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Sonnenenergienutzung geleistet.

Mit Ende der Solarstromgesellschaft geht die Anlage an die Stadt Münnerstadt über. Das war so festgelegt worden. Dass jetzt die Förderung ausläuft, heißt ja nicht, dass die Anlage nicht mehr funktioniert. Die Module werden weiterhin Strom erzeugen und diesen ins Netz einspeisen. Die Vergütung wird künftig allerdings bescheiden sein. Sie liegt bei 6,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde. Bei einer jährlichen Leistung von 800 bis 900 Kilowattstunden ist das für die Stadt kein großer Betrag.

Macht ein Umrüsten Sinn?

Dem städtischen Klimamanager Stefan Richter ist es ein Anliegen, dass auf dem Grundschuldach weiter Strom erzeugt wird. Auf Anfrage bestätigt er, bereits Kontakt zu einem Münnerstädter Energieberater aufgenommen zu haben. Er soll prüfen, ob es sich lohnt, die kleine Anlage für die Eigenversorgung umzurüsten. Dazu müssten erst noch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Die Überprüfung soll zeigen, ob das wirtschaftlich sinnvoll ist.

Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn die Kommune auch in Sachen Solarenergie eine Vorreiterrolle übernehmen könnte, meint Stefan Richter. Als Klimamanager sähe er gerne noch mehr Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden. Die Dachflächen der Grund- und Hauptschule seien dafür geeignet. Allerdings weiß Stefan Richter, dass es ein großer Kostenfaktor ist, die Dächer mit Solaranlagen auszustatten. "Die Preise sind halt hoch", stellt der Klimamanager fest.