Als der "Eiserne Vorhang" noch zu war
Autor: Björn Hein
Münnerstadt, Montag, 30. Juni 2014
Seit 25 Jahren gibt es den Schüleraustausch zwischen Münnerstadt und Mosonmagyaróvár (Ungarn).
Der Schüleraustausch des Johann-Philipp-von Schönborn-Gymnasiums mit dem Kossuth-Lajos-Gimnázium Mosonmagyaróvár (Ungarn) hat eine lange Tradition. Heuer jährt sich dieser Austausch zum 25. Mal.
Bei der Begrüßung der Schüler aus Ungarn im Rathaus in Münnerstadt lobte Bürgermeister Helmut Blank diesen langen Brauch. "Der Schüleraustausch dient auch dazu, die Sorgen und Nöte des jeweils anderen zu verstehen, was sehr wichtig ist", meinte er. Als kleines Gastgeschenk erhielt jeder einen Schlüsselanhänger der Stadt Münnerstadt sowie die ganze Gruppe eine Geldspende.
Jahrelang war Gisela Neugebauer als ehemalige Lehrerin am Münnerstädter Gymnasium für den Austausch zuständig.
Der frühere Schulleiter Elmar Schuster sei es gewesen, der damals, noch vor dem Fall des "Eisernen Vorhangs", privat nach Ungarn fuhr und dabei das Kossuth-Lajos-Gimnázium in Mosonmagyaróvár besuchte.
Deutsch ist populär
"Das war im Sommer 1988. Nachdem es dort bereits seit 1987 einen zweisprachigen Unterricht gab entschloss man sich, im Sinne der Völkerverständigung einen Austausch zu organisieren, der bis heute durchgeführt wird", erinnert sich Neugebauer. Die Sprache Deutsch ist dort auch deshalb so populär, weil man nur zehn Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt ist und fast jeder Verwandte dort habe, weiß die ungarische Lehrerin Mária Veres zu berichten. "Bei uns kann auch das bilinguale Abitur abgelegt werden, 15 bis 20 Prozent unserer Schüler studieren danach in Österreich oder Deutschland", so Veres.
Für die Schüler sei es besonders schön, deutsch mit Muttersprachlern zu sprechen.
Doch neben dem sprachlichen Aspekt stand und steht die Verständigung der beiden Völker im Vordergrund: "Herr Schuster wollte die künftigen Generationen in Deutschland und Ungarn näher zusammenbringen. Und so konnte 1988/89 der erste Austausch durchgeführt werden", erinnert Neugebauer. Damals sei man nach Mosonmagyaróvár mit dem Bus gereist, heute nehme man dafür den Zug. Damals sei es noch etwas komplizierter gewesen, Devisen zu erhalten. Ganz pragmatisch hätten die Schüler aus Münnerstadt in Ungarn von den Gastfamilien freie Kost und Logis erhalten sowie ein kleines Taschengeld. Beim Austausch in die andere Richtung sei man dann ebenso verfahren. Ungarn sei aber damals schon ein Treffpunkt für Ost und West gewesen, viele hätten am Plattensee Urlaub gemacht, und so sei man offen füreinander gewesen.
Alle können teilnehmen
Wichtig sei beim Austausch auch, dass jeder daran teilnehmen könne, egal, ob arm oder reich. "Wir erhalten finanzielle Mittel vom Bayerischen Jugendring und vom pädagogischen Austauschdienst in Bonn", so Marcel Sztukowski vom Münnerstädter Gymnasium, der für den Austausch heuer auf deutscher Seite verantwortlich ist. Dabei wird er von den Kollegen unterstützt. "Der Austausch mit Ungarn wird immer beliebter", freut er sich.
Und auch die Schülerinnen und Schüler aus Moson magyaróvár fühlen sich in Münnerstadt sichtlich wohl. Für sie steht in den nächsten Tagen ein interessantes und abwechslungsreiches Programm an. Beim Ganztagesausflug nach Nürnberg ist ein Besuch im Museum für Kommunikation geplant, auch die Museen Schloss Aschach werden von ihnen in Augenschein genommen.
Natürlich kann man auch Münnerstadt und Umgebung erkunden, und bei der Abschlussfeier kommen dann noch einmal alle zusammen. "Es haben sich im Lauf der Zeit auch unter den Schülern viele Freundschaften entwickelt", so Mária Veres, die ungarische Lehrerin. Zeitgemäß halte man heute über Facebook und andere Kommunikationsplattformen Kontakt. Natürlich werde man den Austausch auch in Zukunft durchführen. In einem zusammenwachsenden Europa sei dies etwas Selbstverständliches. Und die Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern haben natürlich auch beim gemeinsamen Feiern viel Spaß.