Druckartikel: Alles neu, oder alles beim Alten?

Alles neu, oder alles beim Alten?


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Mittwoch, 30. November 2016

Bald beginnt das letzte Jahr von "Kultourismus im Schloss" in der heutigen Rechtsform. Möglicherweise ändert sich aber gar nicht so viel.
Inge Bulheller, Björn Hein und Nadine Bötsch (von links) arbeiten bei "Kultourismus im Schloss".  Foto: Archiv/Thomas Malz


Das Programm für 2017 steht. "Kultourismus im Schloss" wird Ausstellungen durchführen, Konzerte, Kabarett, Wanderungen und natürlich das Stadtfest "Musik und Märkte". Die Palette ist gewohnt bunt. Eines aber ist anders. Für Chefin Inge Bulheller und ihre drei Mitarbeiter wird 2017 das letzte Jahr sein, in dem sie bei einem Kommunalunternehmen beschäftigt sind. Ab 2018 wird Kultourismus wieder bei der Stadt sein, in welcher Form auch immer. Und es sieht ganz so aus, als wenn sich gar nicht viel ändert. "Man lässt Leute, die so eine hervorragende Arbeit leisten, doch nicht gehen", sagt Bürgermeister Helmut Blank (CSU) dazu. "Wir machen unseren Job sehr gerne und würden uns freuen, wenn wir auch weiterhin für die Stadt Münnerstadt tätig sein können", erklärt Inge Bulheller auch im Namen ihrer Kollegen. "Kultur bedeutet Lebensqualität und ist notwendig für die Stadt."


"Jeder redet mit"

Helmut Blank erinnert an die Anfänge. Kultourismus sei gegründet worden, um Kunst und Kultur aus dem direkten Einfluss der Stadt herauszulösen. "Jetzt redet sowieso jeder mit", meint er in Bezug auf verschiedene Stadtratssitzungen. Eigentlich hätte er gerne an dem Kommunalunternehmen festgehalten. Doch inzwischen kann er auch gut mit der Beschlusslage leben, nachdem das Kommunalunternehmen zum 1. Januar 2018 in die Obhut der Stadt zurückgeführt werden muss. Ob als Regiebetrieb (wie Musikschule und Stadtbücherei) oder als Eigenbetrieb muss noch geklärt werden.
Konsequenzen hätte das für das Personal. Die Angestellten müssten dann nämlich nach den gültigen Tarifen im öffentlichen Dienst bezahlt werden. Die heutige Bezahlung bezeichnet der Bürgermeister als "unterstes Level". Fakt ist, dass es beispielsweise kein Urlaubsgeld, keine Zuschläge für Sonntagsarbeit und nur ein sehr geringes Weihnachtsgeld gibt.


Rechnung aufgestellt

Demzufolge müsste die Stadt erheblich tiefer in die Tasche greifen, wenn es beim heutigen Personalstand bleibt. Nicht unbedingt, meint Helmut Blank dazu. "Wir haben jetzt sehr hohe Prüfungskosten." Die würden bei der Rückführung in die Stadt entfallen. Helmut Blank rechnet vor, dass die derzeitigen Personalkosten plus die Prüfungskosten durchaus auf eine Summe hinauslaufen könnten, die der Bezahlung der Angestellten im öffentlichen Dienst entspricht. Im Klartext: Es würde für die Stadt gar nicht oder nur geringfügig teurer. Dafür hätten die Angestellten mehr Geld in der Tasche.
Wie die Belegschaft im neuen Büro aussehen wird, das sich nach wie vor um Museum, Kultur, Tourismus und die Volkshochschule kümmert, das steht für Helmut Blank fest: "Ich sehe fähige Mitarbeiter als Kapital der Stadt an", betont er. Solche Leute könne man doch nicht gehen lassen. Er erinnert unter anderem an gelungene Großveranstaltungen. "Überall im Landkreis werden wir für Kultourismus gelobt."
Der Bürgermeister lässt keinen Zweifel daran, dass er alles tun wird, um Inge Bulheller (30 Stunden pro Woche), Nadine Bötsch (20 Stunden), Björn Hein (20 Stunden) und Matthias Nöth (16 Stunden) zu halten. "Dort wird eine hervorragende Arbeit geleistet."
Noch aber ist ein Jahr zu überbrücken. Ein Kommunalunternehmen braucht einen Verwaltungsrat, derzeit gibt es mit Helmut Blank allerdings nur einen Vorsitzenden, die anderen Verwaltungsräte waren wegen diverser Attacken im Stadtrat zurückgetreten.


Neuer Verwaltungsrat

Deshalb soll der neue Verwaltungsrat auch aus Nicht-Stadtratsmitgliedern bestehen, informiert das Stadtoberhaupt. Er habe schon Leute, die das Amt übernehmen würden. Er bittet jedoch um Verständnis, dass wegen Erkrankungen und dem noch zu stemmenden Bürgerentscheid dieses Thema erst im Januar auf die Tagesordnung kommt.
Im Schloss geht derweil alles seinen gewohnten Gang. Die nächsten Höhepunkte stehen fest, wozu unter anderem "Aber bitte mit mit Udo" (Trio Palazzo) am 1. April und "Daphne de Luxe" (Kabarett) am 18. März zählen werden. Ende 2017 endet auch die Bestellung von Inge Bulheller als Vorstand des KU nach sechs Jahren. Würde es das Kommunalunternehmen weiter geben, hätte man sie oder eine andere Person neu bestellen müssen.
"Uns wird die Flexibilität genommen", sagt Inge Bulheller für den Fall, dass das Büro zurück an die Stadt geht. Dann kann der Stadtrat über alles entscheiden. Aber damit können die Angestellten leben.