Ärztin fährt bei Kleinwenkheimer Feuerwehr mit
Autor: Björn Hein
Kleinwenkheim, Mittwoch, 13. April 2016
Anna Schlembach absolviert die Ausbildung zur Feuerwehrärztin.
Die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr sind heute vielfältiger als noch vor Jahrzehnten. Natürlich geht es nach wie vor darum, Brände zu löschen. Darüber hinaus werden aber die Technische Hilfeleistung und die Personenrettung bei Unfällen immer wichtiger. Atemschutzträger in den Wehren sorgen dafür, dass man das Feuer bereits durch den Innenangriff unter Kontrolle bekommt, zudem können sie Menschen aus brennenden Gebäuden retten.
Oft leisten die Wehrleute auch Erste Hilfe. Diese wird bereits bei der Ausbildung vermittelt. "Dennoch ist man immer etwas unsicher, wenn man bei der Unfallstelle ankommt und tatsächlich Erste Hilfe leisten muss, bis das Rote Kreuz oder der Notarzt eintreffen", weiß der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kleinwenkheim, Marco Gessner, aus Erfahrung.
Deshalb freut er sich, bald eine Feuerwehrärztin in den eigenen Reihen zu haben.
Anästhesistin in Bad Neustadt
Die 25-jährige Anna Schlembach absolviert nämlich an der Staatlichen Feuerwehrschule die Ausbildung zur Feuerwehrärztin. "Ich freue mich schon jetzt darauf", erklärt die 25-jährige, die in Würzburg Medizin studierte und im November 2015 erfolgreich ihr Examen abgelegt hat. Seit Januar arbeitet sie in der Kreisklinik in Bad Neustadt in der Fachrichtung Anästhesie. Zwei Jahre muss sie hier tätig sein, dann kann sie auch die Prüfung zum Notarzt absolvieren. "In der Kleinwenkheimer Wehr bin ich seit einem Jahr", erklärt sie, der Dienst hier gefällt ihr sehr gut. "Letztes Jahr wurde die Damenwehr erneut ins Leben gerufen, sechs Frauen sind mit dabei", erklärt Kommandant Marco Gessner. Die ersten Übungen habe man schon hinter sich gebracht, als nächstes steht die Modulare Truppmannausbildung im Programm.
Zur Zeit bekommen die Damen allerdings erst einmal die Grundlagen erklärt. "Mir macht es hier viel Spaß, die Truppe ist wirklich super", zeigte sich Schlembach von der Arbeit in der Wehr begeistert.
Einen ersten Einsatz hatte sie schon, hier hat sie gleich ihr ärztliches Wissen anwenden können. "Bei einer Funkausbildung wurden wir von der Leitstelle zu einem Notfall in Kleinwenkheim gerufen. Hier war eine alleinstehende ältere Person verunglückt. Mein erster Gedanke dabei war: Gut, dass wir Anna dabeihaben", erklärt der Kommandant. Sie übernahm dabei die Erstversorgung, bis der Notarzt vor Ort war. "Anna hat ihre Feuertaufe also bereits hinter sich", so Gessner.
Wichtige Minuten
Bei einem Notfall zählt oft jede Minute.
"Bis der Notarzt und die Sanitäter vor Ort sind, kann man viel tun. Beispielsweise mit der Reanimation beginnen. Das ist sehr wichtig", sagt Anna Schlembach. Dabei beruhigt es sie, dass sie sich auf ihre starken Männer verlassen kann. Diese können unter ihrer Anleitung bereits mit der Herz-Lungen-Massage beginnen. "Anna gibt uns hier einfach Sicherheit", erklärt Gessner. Denn auch wenn man weiß, wie die Reanimation theoretisch funktioniert, sei man doch im Ernstfall immer etwas unsicher. "Gut, wenn man dann einen Experten vor Ort hat", so der Kommandant. "Und natürlich ist es auch eine Bereicherung, wenn man bei Ausflügen oder Feierlichkeiten eine Feuerwehrärztin vor Ort hat, die im Ernstfall helfen kann", so der Vorsitzender der Wehr, Andreas Schlembach.
Doch die Aufgaben einer Feuerwehrärztin umfassen in einer Wehr auch noch andere Bereiche: So muss sie etwa die Impfbücher überprüfen und kann im Voraus testen, ob man zum Atemschutzträger geeignet ist. In der Kleinwenkheimer Wehr ist dies umso wichtiger, da man den Brandschutz in Maria Bildhausen gewährleisten muss.
Doch natürlich ist auch eine Feuerwehrärztin aufgeregt, wenn der Ernstfall eintritt. "Mit der Zeit entwickelt man aber eine gewisse Routine, wie man vorgehen muss. Wichtig ist es, dass ich meinen Feuerwehrkameraden Ruhe vermittle, auch wenn ich selbst aufgeregt bin", erklärt Anna Schlembach. Die gebürtige Münnerstädterin, die in Kleinwenkheim verheiratet ist, ist auch schon als Praktikantin beim Notarzt mitgefahren.
Im Stadtgebiet ist sie nach der Absolvierung der Prüfung der dritte Feuerwehrarzt. Gerade in Kleinwenkheim sei es sehr wichtig, dass dieser Posten auch in der eigenen Wehr besetzt sei, erklärt der Kommandant. "Untertags sind wir die personenstärkste Wehr im Stadtgebiet, was unter anderem daran liegt, dass hier viele bei der Firma Vorndran arbeiten.
Diese erlaubt den Feuerwehrlern, im Ernstfall den Arbeitsplatz zu verlassen und für die Feuerwehr tätig zu sein", sagt Kommandant Marco Gessner. Hierfür habe die Firma bereits eine Auszeichnung als "Partner der Wehr" bekommen. Und die Gewährleistung der Einsatzfähigkeit sei umso wichtiger, weil die Kleinwenkheimer zwischen 13 und 16 Einsätze im Jahr haben.