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Ärger mit dem Biber


Autor: Dieter Britz

Großwenkheim, Donnerstag, 09. November 2017

Der Ärger mit dem Biber und das neue Baugebiet waren die zentralen Themen bei der Bürgerversammlung in Großwenkheim.
Einen richtig idyllischen See hat der Großwenkheimer Problembiber geschaffen. Inzwischen ist Pegel aber deutlich abgesenkt worden. Thomas Malz


Mehr als 60 Einheimische sind dazu ins Sportheim gekommen. Außerdem wurde wieder heftige Kritik an Teilen des Stadtrates, insbesondere wegen des Hallenbades, geübt. Bürgermeister Helmut Blank (CSU) empfahl dazu "lassen Sie jetzt mal den Arbeitskreis arbeiten", gestand aber auch "ich hab mir genug die Finger verbrannt mit dem Hallenbad."

"Auch in Großwenkheim fehlen Bauplätze", betonte der Bürgermeister. Er dankte den Grundstücksbesitzern, die bereit waren, Flächen zu annehmbaren Preisen an die Stadt zu verkaufen, damit junge Leute am Ort bleiben und hier bauen können. Zwei Probleme gilt es insbesondere noch zu lösen, bevor hier gebaut werden kann: Der Regenwasserkanal ist überlastet, deshalb muss ein Regenrückhaltebecken gebaut werden. Außerdem muss die Friedhofsmauer versetzt werden.

Die Stadt sei deswegen mit der Kirchenverwaltung Großwenkheim, der der Friedhof gehört, einig gewesen, "doch dann kam das Landesamt für Denkmalpflege." Die Friedhofsmauer steht unter Denkmalschutz. "Mit Grabdenkmälern des 19. Jahrhunderts aus Sandstein in der Nordwestecke, Bruchsteinmauerwerk, Sandstein, wohl im 19. Jahrhundert. Kreuzweg mit 14 Stationen, Sandsteingehäuse mit Gusseisenreliefs, 1881" heißt es dazu im Internet-Lexikon Wikipedia. Blank rechnet mit einem Baubeginn ab Januar 2019.

Großes Thema in der Bürgerversammlung war natürlich das Biber-Problem, das seit Jahren schon für Schlagzeilen sorgt. "Ich hab am Anfang über den Biber gelacht. Unter fünf Jahren bekommt man keinen Badesee genehmigt" , meinte Helmut Blank und räumte ein "klar, dass Sie sich Sorgen machen." Der Riedsee, wie er genannt wird, belege Flächen für die Landwirtschaft, und die Dränagerohre könnten nicht mehr ordnungsgemäß ablaufen. Deswegen verzichte die Stadt für die Flächen, die ihr gehören, auf die Hälfte der Pacht.

Mit einem neuen Mönch, einer Ablasseinrichtung für das Wasser und einer gepflasterten und betonierten Überflutungsrinne soll dafür gesorgt werden, dass der Wasserstand reguliert werden kann, und es keine Überschwemmung gibt. Der Auftrag für 18 000 Euro ist bereits an eine Firma vergeben, teilte Helmut Blank mit. Dieser See könne als Ausgleichsfläche für das Gewerbegebiet "Lache" anerkannt werden, da er der Stadt gehöre, teilte der Bürgermeister mit. Damit bleibe die Stadt nicht auf den Kosten für den Mönch und die Überflutungsrinne sitzen, denn diese könnten dann umgelegt werden auf diejenigen, die Flächen in der Lache kaufen.

Aus der Bürgerversammlung heraus gab es allerdings, wenn auch nur verhaltenen, Protest, dass Flächen aus Großwenkheim als Ausgleichsfläche für Projekte in der Kernstadt dienen sollen. "Das wurde uns von der unteren Naturschutzbehörde so angeboten, ist aber noch nicht beschlossen", sagte dazu der Bürgermeister, und Ortsreferent Georg Heymann (CSU) ergänzte: "Das ist noch nicht im Stadtrat behandelt." Er verwies auch darauf, dass sich hier seltene Vögel angesiedelt haben. "Diese Vögel sind eine Attraktion, da kommen die Leute extra her, auch Fremde", ergänzte ein Bürger. Am Donnerstag teilte der Bürgermeister dieser Zeitung mit, dass im Rahmen der Behördenbeteiligung der Bibersee bereits dem Bebauungsplan Lache als Ausgleichsfläche zugeordnet worden ist.

"Wenn einer privat einen Baum wegmachen will, wird er von der unteren Naturschutzbehörde gesteinigt. Aber der Biber nagt sie einfach alle ab" empörte sich ein Bürger. Der Biber brauche keine Schutz, der vermehre sich auch so. Mit der Bemerkung, man müsse eine Lösung finden, die für den Ort und für den Biber verträglich sei und dem Satz "für Vögel und Besucher ist der See eine Attraktion, für Landwirte aber eine Katastrophe", beendete Helmut Blank die Diskussion um den Riedsee und den Biber.

Probleme gibt es auch mit einem illegalen Holzablagerplatz an der Straße nach Bad Königshofen, der immer größer wird. Das Holz wird auf Kosten der Stadt entfernt, Anzeige wird erstattet, kündigte Helmut Blank an.

Auch um die Arbeit des Stadtrates und um das Hallenbad ging es zum Schluss der Bürgerversammlung. "Ziel ist es, meine Person abzuschießen", meinte er auf die Frage nach der nicht erfolgten Entlastung durch den Stadtrat. "Lassen Sie den Stadtrat das mal begründen, dann sehen wir weiter", kündigte Blank an. Ein Bürger bemerkte: "Jeder Stadtrat ist gewählt, sich positiv für die Kommune einzusetzen. Doch was hier passiert, angeführt vom zweiten Bürgermeister, ist beschämend, da geht es nicht um die Sache."

"Die Stadtbürger, nicht die Landbürger wollen das Hallenbad", bemerkte ein weiterer zum Ergebnis des Bürgerentscheides vor einem Jahr. Auch hier wurde die unklare Fragestellung kritisiert. "Man muss das Bürgerbegehren anerkennen", sagte Stadtrat Klaus Schebler, der eigentlich für den Abriss plädiert. Man habe im Ausschuss ein Jahr verstreichen lassen, aber hier würden nur ehrenamtliche Mitglieder arbeiten. Allerdings habe er den Eindruck, "hier wird absichtlich ein wenig verschleppt." Bürgermeister Blank ergänzte "ich habe den Eindruck, dass soll über die Wahl 2020 gezogen werden", empfahl aber auch "lassen Sie jetzt den Arbeitskreis arbeiten."

Ganz zum Schluss teilte Ortsreferent Georg Heymann noch mit, dass er Ehrenamtliche sucht, die zwischen 7.15 und 7.35 an der Bushaltestelle stehen und Aufsicht führen, wenn die Kinder einsteigen.