Druckartikel: 20 Stunden Spaß am Singen

20 Stunden Spaß am Singen


Autor: Arnold Nöth

Münnerstadt, Dienstag, 19. Januar 2016

130 Sängerinnen und Sänger sind in Münnerstadt zusammengekommen, um sich weiterzubilden. Das war anstrengend, machte aber auch gute Laune. Am Ende stand ein Abschluss-Konzert, das die Zuhörer begeisterte.
Eine Percussions-Gruppe zur instrumentalen Begleitung hat sich unter den Teilnehmern der Sängerschulung in Münnerstadt schnell gefunden. Ilona Seufert leitet die insgesamt 130 Teilnehmer von der Bühne aus an. Foto: Arnold Nöth


" Dieses Klangvolumen, das einem da entgegen brettert: Wahnsinn!", sagt Gruppenchorleiterin Ilona Seufert beim Abschlusskonzert der Sängerschulung der Sängergruppe Bad Kissingen in der Alten Aula in Münnerstadt. Über 130 Sängerinnen und Sänger haben an der 19. Schulung teilgenommen.Zwei Tage anstrengendes Singen und trotzdem: Freude, Spaß und gute Laune.
Dabei wird Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit gegeben, einmal in anderer Umgebung, mit fremden Gleichgesinnten an der Seite, unter der Leitung von ungewohnten Dirigenten/Innen und vor allem in einer viel größeren Gruppe als üblich, vielleicht auch noch bisher unbekanntes Liedgut und ganz andere Stilrichtungen kennenzulernen, einzustudieren und zu singen.
Die Sängerinnen und Sänger kommen zumeist aus dem Einzugsbereich der Sängergruppe Bad Kissingen. Viele davon kommen seit Jahren immer wieder, Neulinge stoßen jedes Mal mit dazu. "Ich bin schon im dritten Jahr dabei, es macht immer wieder Spaß", sagt eine Sängerin aus Oberthulba. Auch aus der Sängergruppe Rhön-Grabfeld war eine größere Gruppe mit dabei. Susanne Kraus hatte den weitesten Weg nach Münnerstadt. Die Hauptschullehrerin aus der Nähe von Fürth, die erstmal hier dabei ist und im Internet auf die Schulung aufmerksam wurde, da ihr der Name Ilona Seufert von einer früheren Schulung bekannt war, zeigt sich voll begeistert: "Es ist sehr anspruchsvoll und macht Spaß, in so einem großen Chor zu singen. Es ist der totale Wahnsinn."
Das Abschluss-Konzert mitgerechnet, verbrachten die Teilnehmer knappe 20 Stunden miteinander und ihrem Hobby Singen. Als Referenten angesagt waren diesmal natürlich wieder Ilona Seufert, Gruppen-Chorleiterin, ausgebildete Musiklehrerin mit Schwerpunkt Gesang und Chorleitung, sowie Andrea Metzler und Elmar Brehm, beide sind erfahrene Chorleiter in der Sängergruppe.


"Chorsingen ist Diktatur"

Samstag, früher Vormittag. Zu Beginn einige Stimm- und Lockerungsübungen, "Die So..., die So..., die Soooone.." klingt es; gefühlvoll tönen überlagernde "I-A-O-U"s" auf. Ilona Seufert übernimmt das Kommando. Zuerst, als Leitthema, Muntermacher und gesungener Kanon eine scherzhafte Weise, die ohne Murren zum Motto der Schulung, ja des Chorgesanges überhaupt, wird: "Chorsingen ist Diktatur, da ist von Demokratie keine Spur. Die Leute singen, singen, singen immer nur was der Chorleiter will, ganz stur!" Fingerschnipsen, Klatschen und Füßestampfen kommen dazu; Nahtloser Übergang dann zum ersten Chorsatz: "Thula sizwe", eine afrikanische Weise; komplizierte, erheiternde Sprech- und ungewohnte Rhythmusproben. Ungewohnter, aber nach einer Weile harmonischer Klang - mit textlichen Stolpersteinen. Später kommen noch Percussions-Instrumente dazu, freiwillige Spieler vortreten! Abrupter Wechsel: "Brenna tuats guat" von Hubet von Goisern; Ilona Seufert hat ein Arrangement für Gemischten Chor dazu geschrieben. Man spürt und hört es: Es sind alles begeisterte Sängerinnen und Sänger, die sich ins Zeug legen. Es singt und klingt schon! Geht auch nicht anders, so wie Ilona Seufert mit raumgreifenden Schritten und mit weit ausholenden Dirigier- und Armbewegungen das Musische rüber bringt.


Von Klassikern bis

Andrea Metzler bringt dagegen schweres, getragenes Liedgut mit, deutsche Klassiker: Eindringlich, klangvoll, ausdrucksstark; bald schon klingt Harmonie durch. Dann noch das "Abendlied, Op. 69, No.3, Josef Rheinberger". Letztendlich sechsstimmiger Chorgesang, verschachtelt, verlangt sehr konzentrierte Aufmerksamkeit und Taktgefühl von den Schulungs-Teilnehmern.
Weitere Übungsstücke stehen auf dem Programm. "Molweni non ke", nochmals Afrikanisches; "Burden down lord", Gospel; ebenso "Bless the Lord", soulig und gefühlvoll. Schnell und fetzig noch ein Gebetslied aus Tansania in Kiswahill, "Hosana". Es gibt viel zu üben.Thomas Betzer, ein Klaviervirtuose, begleitet auf dem E-Piano.
Am Sonntag beginnt es mit Stimmlockerungen, dann geht's wieder rein in die Probearbeit: Einhören, Singen, Wiederholen - bis der harmonische Gesamtklang da ist, so wie es Bearbeiter und Chorleiter haben wollen. Lob von einer Dirigentin: "Da war schon sehr viel Schönes dabei!" Es gibt auch mal Kritik, da heißt es dann: "Bitte das Brüllando einstellen!"
Tobias, 16 Jahre, aus Bischofsheim v. d. Rhön, der jüngste Teilnehmer, meint auf die Frage, wie es sich denn so singt mit zumeist Älteren rundum: "Das bin ich gewohnt und es gefällt mir sehr gut!"
Doch nicht nur die Teilnehmer werden gefordert. "Es ist schon sehr anstrengend und fordernd, mit allem Drumherum. Aber es macht riesigen Spaß!", sagt Chorleiterin Ilona Seufert.
Den 30 Männern und 100 Frauen ist zwar die Anstrengung und dauernde Konzentration anzusehen, aber auch der Spaß am Gesang. Beides bringen sie am Sonntagabend, im Darstellungskonzert, mit Schwung und Elan, mit Harmonie zum gesanglichen Ausdruck. Der mächtige Chorgesang füllte die Aula, die Zuhörer werden mitgerissen und bringen ihre Begeisterung mit stürmischem Beifall zum Ausdruck.