Münnerstadt: Mehr als nur Wohnen
Autor: Susanne Will
Bad Kissingen, Donnerstag, 31. Januar 2019
Eine Reporterin der Süddeutschen Zeitung meint, in Münnerstadt könne man nichts außer nur billig wohnen. Hier die Antwort einer Münnerstädterin.
Eine Agentur vermarktet gerade den Landkreis Bad Kissingen mit dem Slogan "Hier gehts besser". Die Plakate beispielsweise hängen auch in München, darunter steht der Satz: "Mega Metropole. Aber warum wollt Ihr am Wochenende alle raus hier?", oder "Coole City. Aber wie viel Geld ist am Ende des Monats noch übrig?" Es geht um den wundesten Punkt der Großstädte: Preise für Wohnungen oder Häuser, die den Gegenwert einer linken Niere haben. Da ist das Leben auf dem Land doch lohnenswerter, meint das Landratsamt Bad Kissingen, das hinter der Kampagne steckt. Pia Ratzesberger von der Süddeutschen Zeitung hat unter dem Titel "Wie die Provinz versucht, die Münchner zu locken", über die Kampagne geschrieben und angemerkt, dass es "gute Argumente" geben müsse, um einem Großstädter zu erklären, warum "er sein weiteres Leben in Münnerstadt" verbringen sollte. Denn für sie stellt sich die Frage, "was man in Münnerstadt soll, außer wohnen".
Hier ist die Antwort.
"Liebe Kollegin Pia Ratzesberger,
Sie fragen, was man in Münnerstadt soll, außer wohnen. Ich wohne dort. Für eine Miete, die Münchnern vermutlich die Tränen in die Augen treiben würde, habe ich eine Wohnung in einer Gründerzeitvilla mit Fußbodenheizung und neuen Fenstern mitten im Grünen mit einem Bach drumrum, an dem der Eisvogel über die Oberfläche flitzt. Nachts brauche ich Ohrstöpsel, weil mich sonst das Gebrüll der Vögel zu früh wecken würde. Zur Arbeit habe ich 15 staufreie Autominuten oder eine Stunde mit dem Rad durch Felder und Wälder.
Neidisch? Das würde ich verstehen.
Provinz ist keine Ausrede
Und das Beste ist: Ich wohne da nicht nur. Ich lebe dort auch. Denn in Münnerstadt ist Provinz keine Ausrede. In Münnerstadt heißt Provinz: Wenn der coole Club fehlt, grooven wir open air an der Autobahn, da stören wir keinen. Wir organisieren Filmabende mit rotem Teppich. Wir machen unsere Disco selbst. Wir holen die Kunst und die Künstler ins Dorf. Ihr habt Petra Perle und ihre Hot Wollée? Wir haben Rainer Mößner, den häkelnden Heilpraktiker.
Wenn Sie, liebe Frau Ratzesberger, nach Redaktionsschluss ins Gärtnerplatztheater fahren, sind Sie doch sicherlich eine Stunde im Stadtverkehr unterwegs. Das nervt bestimmt. Wir sind in 15 Minuten im Theater Maßbach; in 30 Minuten am Schweinfurter Stadttheater; in 45 Minuten im Theater Meiningen; in 60 Minuten in den drei Theatern in Würzburg und das sogar mit Bahnanschluss.