Münnerstadt: Bei Remog gehen die Lichter endgültig aus
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Freitag, 17. Januar 2020
Für die Firma Remog in Münnerstadt beginnen die letzten Tage ihres Bestehens. Zum 31. Januar schließt das örtliche Traditionsunternehmen. Betriebsgebäude und -gelände des Unternehmens stehen bereits zum Verkauf. Einen Sozialplan gibt es immer noch nicht.
12 686 Quadratmeter Industriegelände in elf Hallen und Gebäuden sowie eine Grundstücksfläche von 32 077 Quadratmetern: Im Internet ist nachzulesen, was die Remog-Liegenschaft bietet. Ein Verkaufspreis ist nicht genannt. Hinter diesen nüchternen Zahlen verbirgt sich das Ende eines früheren wirtschaftlichen Aushängeschildes und Standbeines in Münnerstadt. Wer im Internet nach der Firma googelt, landet bereits bei der polnischen Remog-Tochter. Die verbliebenen Mitarbeiter hoffen derweil, dass es bald einen Sozialplan mit Abfindungen geben wird.
Geschäftsführer und Gesellschafter Wilfried Müller bestätigt, was schon seit rund einem Jahr bekannt ist: Zum 1. Februar ist zu. Die Abwicklung des Unternehmens läuft bereits seit Monaten. Die Produktion für die Luftfahrttechnik wurde komplett eingestellt. Sie werde auch - wie viele vermuten - nicht in der polnischen Tochter Remog Poska weitergeführt, erklärt Wilfried Müller.
Wenn nach dem 1. Februar bei Remog Münnerstadt endgültig die Lichter gelöscht sind, geht das Ausräumen weiter. Wilfried Müller erklärt, dass über einen Auktionator der restliche, verbliebene Maschinenpark verkauft werde. Das werde sich wohl noch einige Monate hinziehen. Darüber, ob es bereits Interessenten für die Münnerstädter Remog-Liegenschaft gibt, möchte Wilfried Müller nicht sprechen.
Weil die Immobilie in der Reichenbacher Straße verkauft werden soll, mietet die Remog Verwaltung GmbH ein Büro in der Münnerstädter Innenstadt an, mitten am Marktplatz im Anwesen Behrschmidt, bestätigt Wilfried Müller bereits kursierende Gerüchte. Die Verwaltungs GmbH verwaltet die Remog-Beteiligungen. Auch nach der Schließung des Münnerstädter Betriebs müssen zum Beispiel IT-Dienstleistungen bereit gehalten werden, unter anderem deshalb, weil die Firma auf in Münnerstadt produzierte Teile eine Garantie geben muss. Bei Kundenanfragen und -problemen müsse es Zugriff auf die entsprechenden Gewährleistungen geben, erläutert Wilfried Müller.
Zu einem möglichen Sozialplan für die Mitarbeiter gibt es derzeit von Wilfried Müller die Aussage, dass die Verhandlungen dazu laufen. Auf die Frage, wie er die Schließung des Betriebes sieht, erklärt Wilfried Müller: "Ich bin 75, ich wollte mal in Rente gehen". Er verweist jedoch darauf, dass er sich zu diesem Schritt erst entschlossen habe, als ein Interessenausgleich mit Betriebsrat und Gewerkschaft zum geplanten Abbau von Arbeitsplätzen im Januar 2019 endgültig gescheitert war.
Der 1. Bevollmächtigte der IG-Metall in Schweinfurt, Peter Kippes, bestätigt die Verhandlungen über den Sozialplan. Diese laufen bislang nur sehr schwerfällig. Die von der IG-Metall geforderte Summe für den Sozialplan sei von Unternehmerseite nicht akzeptiert worden. "Es ist kein unsittliches Angebot", versichert der Gewerkschaftsvertreter. Die IG Metall ihrerseits hat das bisherige Angebot der Unternehmensleitung als deutlich zu niedrig eingestuft. Die Gewerkschaft hofft jetzt auf ein neues Angebot von Wilfried Müller.
In den Verhandlungen um den Sozialplan stehen nun die nächsten Schritte an. Wenn es keine neuen Angebote gibt, wird sich das Verfahren wohl noch mindestens bis zum Sommer hinziehen, schätzt Kippes.