Münnerstadt 2020: Zu warm und wieder zu trocken

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Trockene Böden sind auch in Münnerstadt häufig ein Problem. Niederschlagsarme Jahre nehmen zu. Foto: Heike Beudert
Trockene Böden sind auch in Münnerstadt  häufig ein Problem. Niederschlagsarme Jahre  nehmen zu. Foto: Heike Beudert

Seit 1991 ermittelt die agrarmeteorologische Messstation in Maria Bildhausen Wetterwerte in der Region. Der Klimawandel wird auch hier spürbar.

Zu trocken und zu warm präsentierte sich das Jahr 2020 im östlichen Landkreis Bad Kissingen. Die agrarmeteorologische Messstation in Maria Bildhausen liefert dazu die Daten. 470,6 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter (l/m²) wurden dort für das ganze Jahr gemessen. Das ergibt eine negative Abweichung vom langjährig gemessenen Mittel um 25 Prozent. Das langjährige Mittel errechnet sich aus den Daten, die zwischen 1961 und 1990 in Bad Königshofen erfasst wurden. In diesem Zeitraum fielen durchschnittlich 635,5 Liter pro Quadratmeter und Jahr. Das Jahr 2020 reiht sich in der Region in die Serie der Trockenjahre ein. Seit 1991 gab es nur vier Jahre mit weniger Niederschlag. Dass die Bilanz nicht noch schlechter ausfiel, war den reichlichen Dezemberniederschlägen zu verdanken.

Die Entwicklung ist auch deshalb problematisch, weil die Region selbst ohne Klimawandel weniger Nässe abbekommt als viele andere Gebiete in Deutschland. In einer Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes zum Jahreswechsel heißt es, dass der bundesweite Durchschnitt 2020 bei rund 710 Litern pro Quadratmeter (l/m²) lag und somit nur gut 90 Prozent seines Solls von 789 l/m² erreichte. Dieser bundesweite Niederschlags-Sollwert von 789 l/m² wurde in Maria Bildhausen in den vergangenen 30 Jahren nur einmal erreicht, und zwar im Jahr 2007. Damals wurde er mit 840 l/m² sogar deutlich überschritten. Der durchschnittliche Jahresniederschlag in Maria Bildhausen zwischen 1991 und 2020 beträgt allerdings nur 591,3 l/m².

Wärmer als im Bundesschnitt

Im Trend des allgemeinen Klimawandels lagen die in Maria Bildhausen gemessenen Temperaturen. Laut einer Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes von Ende Dezember lag der Temperaturdurchschnitt bundesweit im Jahr 2020 mit 10,4 Grad Celsius um 2,2 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. In Maria Bildhausen wurde dieser Wert sogar noch minimal überschritten. Die durchschnittliche Temperatur wurde mit 10,5 Grad ermittelt. Im langjährigen Mittel bedeutet dies eine Steigerung um 2,4 Grad und damit eine Abweichung von 29,6 Prozent. Lediglich 2018 lag die in der Station gemessene Durchschnittstemperatur mit 10,9 Grad noch höher. Erstmals seit 1991 wurde die Zehn-Grad-Grenze 2014 überschritten. Seitdem lag die von der Messstation festgehaltene Jahresdurchschnittstemperatur - mit Ausnahme von 2016 und 2017 - immer über zehn Grad.

Viel Sonnenschein

Deutschlandweit war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes das vergangene Jahr sehr sonnenscheinreich. "Mit etwa 1901 Stunden übertraf der Sonnenschein sein Soll von 1544 Stunden um gut 20 Prozent", heißt es in der Pressemitteilung des Wetterdienstes. Der östliche Landkreis Bad Kissingen zählte 2020 noch mehr Sonnenstunden. Hier wurden 2149 Sonnenstunden gemessen, was eine Abweichung vom langjährigen Mittel um 44, 4 Prozent entspricht. Denn in den Jahren zwischen 1961 und 1990 schien die Sonne in der Region pro Jahr durchschnittlich 1488 Stunden. Seit 1990 liegt der in Bildhausen gemessene Mittelwert bei 1742 Sonnenstunden. Mehr Sonnenschein als 2020 gab es in Maria Bildhausen seit 1991 nur in den Jahren 2002 und 2003 - sie sind bislang die beiden Rekordjahre - sowie 2011 und 2018.

Stadt will gegensteuern

Die Klimaveränderungen werden in Münnerstadt derzeit vor allem im Wald spürbar wahrgenommen, erklärt Bürgermeister Michael Kastl auf Nachfrage. Hier sei man bereits an einem Punkt angekommen, an dem es weh tut. Wie vielerorts gab es im Münnerstädter Stadtwald in den vergangenen Jahren Trockenprobleme, was zu Käferbefall und dem Absterben von Nadelbaum-Kulturen geführt hat. Der Zustand des Waldes bereitet Sorgen und belastet die Stadt auch finanziell.

Bei den eigenen Brunnen und damit bei der Wasserversorgung mache sich der Klimawandel noch kaum bemerkbar, erklärt Michael Kastl. Er glaubt jedoch, dass sich hier über kurz oder lang Auswirkungen zeigen werden. Dieses Bewusstsein sei im Stadtrat vorhanden, erklärt der Bürgermeister. Deshalb habe das Gremium beschlossen, einen Klimamanager einzustellen. Dessen Aufgabe werde es sein, in einem Zeitraum von 18 Monaten die Klimasituation in Münnerstadt zu ermitteln und danach klimaschutzpolitische Konzepte für die Stadt zu erstellen. Der Klimamanager soll noch im Laufe dieses Jahres seine Arbeit aufnehmen; mit seiner Anstellung nehme die Stadt eine Vorreiterfunktion ein, meint Michael Kastl.

Konzept fürs Trinkwasser

Ein weiteres, in Auftrag gegebenes Konzept soll sich mit der Trinkwassernutzung befassen. Es handle sich um ein Sanierungs- und Strukturkonzept, erläutert Michael Kastl. "Was müssen wir tun, um die Wasserversorgung sicher zu stellen?" - Auf diese Frage erhofft sich der Stadtrat Antworten.

Für den Bürgermeister sind diese Konzepte nötig, um eine echte Betrachtung dieser sehr komplexen Themen zu erhalten und um noch rechtzeitig negativen Entwicklungen gegensteuern zu können. "Je früher wir einen Fahrplan haben, desto schneller können wir auf den Klimawandel reagieren".