Druckartikel: Mozart - und dann einen Schritt weiter

Mozart - und dann einen Schritt weiter


Autor: Thomas Ahnert

Bad Kissingen, Dienstag, 25. Juni 2019

Mit Humor aber es geht auch ein bisschen ernsthafter.
Passo avanti, das sind Doren Dinglinger, Lucas Campara Diniz, Eugen Bazijan und Bandleader Alexander von Hagke. Foto: Gerhild Ahnert


"Passo avanti" heißt eigentlich "Einen Schritt vorwärts". Bei dem Ensemble gleichen Namens, das eigentlich im Innenhof des Luitpoldbades auftreten sollte, aber letztlich im Rossini-Saal landete, könnte es auch heißen: "Einen Schritt darüber hinaus" oder "Einen Schritt zu weit" - und das ganz locker. Denn sie sind Lustmusiker: Bandleader, Klarinettist, Saxofonist, Flötist und Komponist Alexander von Hagke, die Geigerin Doren Dinglinger, der Cellist und Gruppenclown Eugen Bazijan und der Gitarrist Lucas Campara Diniz.

Und sie zeigen es gleich bei ihrer Hommage an Mozart: Die Ouvertüre zu "Le nozze di Figaro" klingt ja am Anfang noch ganz normal, aber plötzlich wird sie Opfer des musikantischen Übermuts und läuft völlig aus dem Ruder. Manchmal sind es nur Nuancen oder kleinere Aspekte, wenn etwa Eugen Bazijan, ein großer Pizzicatospieler vor dem Herrn, Mozarts "Lied der Trennung" einen Bolero-Rhythmus unterlegt; oder wenn Alexander von Hagke mit der Es-Klarinette die "Kleine Gigue" aus dem Leipziger Kirchenbuch spektakulär vernäselt; oder Doren Dinglinger den "Türkischen Marsch" in immer extremere Tempobereiche treibt.

Ein bisschen ernsthafter ist Alexander von Hagke bei seinen Eigenkompositionen, denn wenn er sich ironisieren wollte, könnte er das ja auch gleich beim Schreiben tun-. Aber Humor hat er trotzdem, wenn die Band etwa hörbar macht, wie ein Seeteufel sich im trüber werdenden Ostseewasser bewegt. Aber die beiden Sätze "Vom Suchen und Finden" und das stimmungsvolle "Sommer in Skane" sind ernsthafte Inseln inmitten der musikalisch umtriebigen Heiterkeit. Da war der Radetzkymarsch der passende Abschluss.