Motten freut sich auf die neue Straße
Autor: Stephanie Elm
Motten, Freitag, 26. Juli 2013
Die Mottener sehen über Einschränkungen durch Baumaßnahmen in ihrem Ort hinweg und der neuen Straße mit Freude entgegen. Autofahrer, die das Dorf durchqueren, sehen das anders.
Nicht ohne Grund musste sich Bürgermeister Jochen Vogel bei seinem jüngsten Baustellenbesuch anhören: "Du hast ja ein dreckiges Dorf!" Bereits vor Motten müssen Autofahrer die Geschwindigkeit drosseln und im Dorf an der Ampel, wenn sie dort mal über den Fleckerlteppich "gezuckelt" sind, Geduld beweisen. Weiter geht es einspurig, ebenfalls teilweise über provisorisch aufgeschütteten Schotter.
Je nach Wetterlage ist es schlammig oder staubig, dreckig werden Auto und Schuhe auf jeden Fall.
Bürgermeister Jochen Vogel nervt das alles nicht: "Ich freue mich auf eine schöne neue Straße." Auch die Mottener selbst reagieren positiv, sie sehen: "Es geht voran." Nachbarn helfen sich mit Stellplätzen für die Autos aus, es würden nur noch die von der Straße abgewandten Fenster geputzt - all das gehöre im Moment halt dazu. Negative Äußerungen halten sich in Grenzen, "schließlich freuen sich die Bewohner auch darauf, dass Lkw durch den Ort fahren können, ohne dass es scheppert", berichtet Vogel.
Kein Verständnis
Wer über die Baumaßnahmen im Dorf meckert, findet bei Hans-Dieter Frenzel kein Verständnis. "Nehmt´s mit Geduld! Es wird Zeit, dass die Straße gemacht wird," sagt der Industriemeister. Zwei Gehwege, damit Kinder sicher in die Schule kommen, müssen sein, auch wenn die Fahrbahn dadurch schmäler wird. "Da gibt es Vorgaben, die an die Bewilligung von Geldern geknüpft sind." Als Zumutung empfindet er hingegen die immer größer werdenden Bulldogs, die die neu asphaltierte Straßenhälfte als Rennstrecke missbrauchten. "Da müssten noch ein paar Schikanen rein, Blumenkübel zum Beispiel."
Neben der Baustelle liegen Kabeltrommeln und Steinpaletten und sogar Bagger sind in den Vorgärten der Anwohner abgestellt. Irmi Link und ihr Mann Alfred freuen sich sogar darüber. "Seit 2009 warten wir darauf, dass das hier mit der Straße losgeht, dann können wir auch unseren Vorgarten neu gestalten. Wir warten jetzt noch, bis die hier bei uns sind, dann legen wir los", erklärt Irmi Link. An den Baggerarbeiten sind sie sogar ein bisschen Nutznießer: "Die haben uns schon mal die Mauer weggebaggert."
Vor dem Haus, das momentan keinen einladenden Eindruck macht, steht ein Schild mit der Aufschrift "Zimmer frei". Dass Gästezahlen nachgelassen haben, liege nicht an der Baustelle: "Die sind schon länger rückläufig", erzählt Irmi Link. Ihre Stammgäste habe sie schon vorgewarnt, aber die kommen trotz Baustelle wieder.
Der Staub hängt an den Fenstern, aber schlimmer war der Schlamm nach dem Regen. An den Autoreifen blieben Lehmbatzen hängen, die im Hof abfielen. "Der ganze Hof war voll, den musste ich dann mit dem Schlauch sauber spritzen", erinnert sich Irmi Link. Deutlich überwiegt aber die doppelte Freude, die an der neuen Straße und die am neuen Vorgarten.
Viele Mottener, deren Grundstück an der B 27 liegt, denken ebenso. Links Nachbar Kai-Uwe Brinkmann hat das Haus im Februar diesen Jahres gekauft, obwohl er wusste, dass die Baustelle kommt. Auch er sieht die Situation entspannt. Solange bei ihm im Haus die Renovierungsarbeiten Staub machten, störe ihn der auf der Straße nicht. "Die Leute haben sich vorher beschwert. Das geht jetzt nicht mehr." Und: "Lieber ein großer Aufwasch, als in zwei Jahren die Straße wieder aufreißen zu müssen."
Beschwerden unabdingbar
Obwohl die Baustelle noch gar nicht bei ihm angekommen ist, musste sich Metzgermeister Magnus Ziegler schon so manche Beschwerde anhören. Die neuen Wasserrohre wurden schon bis zur Brauerei Will Bräu verlegt. Damals konnten seine Kunden nicht, wie gewohnt, vor dem Laden parken. An so manchem Nachmittag hatte er die Metzgerei schließen müssen, weil die Kundschaft ausblieb. "Ein paar Einschränkungen müssen wir schon hinnehmen. Aber da müssen wir halt durch", sagt Ziegler.
Sein Kollege Alfred Stumpf, der den schräg über der Straße gelegenen Nahkauf betreibt, hatte wegen der Verlegung der Rohre 20 Prozent Einbußen zu verzeichnen. Dieses Jahr würde es an dem Nadelöhr "noch komplizierter", befürchtet Alfred Stumpf. Am liebsten sei ihm "halbe-halbe", der erste Sanierungsabschnitt von Dorfmitte kommend bis zu seiner Ladentür, und der zweite ab seiner Tür dorfauswärts. Bürgermeister Jochen Vogel habe bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert. Beruhigt ist Stumpf jedoch darüber, dass er mit den Baumaßnahmen zwei neue Parkplätze neben seinem Laden bekommt.
Ausdrücklich loben Stumpf und die Mottener die Bauarbeiter rund um Polier Stefan Dorn. "Mit den Arbeitern kann man reden. Die haben vom Seitenstreifen die Maschinen weggestellt, damit meine Kunden dort parken konnten", berichtet Stumpf. Außerdem kündigten sie am Vortag an, wenn die Zufahrten zu Garagen versperrt werden müssen, bespritzen den Schotter mit Wasser, damit es nicht zu sehr staubt, und helfen Kindern auf dem Schulweg.