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Mittelschule bietet am Nachmittag Karate an


Autor: Benedikt Borst

Bad Bocklet, Dienstag, 16. April 2013

Karate ist mehr, als nur um sich zu schlagen und zu treten. Es vermittelt Ideale und bietet Schülern einen sportlichen Ausgleich am Nachmittag. Deswegen gehört der Kampfsport zum Nachmittagsprogramm der Ganztages-Mittelschule in Bad Bocklet.
Karate als Angebot in der Ganztagsschule: Schülerin Jennifer nimmt die Möglichkeit wahr und trainiert mit Karatelehrer Georg Müller. Fotos: Borst


Nachmittags steht Karate auf dem Stundenplan. Sechstklässlerin Jennifer boxt und tritt mit aller Kraft gegen das Schlagpolster, das ihr Karatelehrer Georg Müller hinhält. Das zierliche Mädchen schwitzt und atmet schwer, ihr Gesicht ist von der Anstrengung gerötet. Konzentriert visiert sie immer wieder das Ziel an. Der routinierte Kinder- und Jugendtrainer spornt sie an: "Fester! Stell dir vor, du bist so richtig sauer!" Jennifer verausgabt sich vollständig und

zeigt sich mit dem neuen Schul-Karate zufrieden. "Das ist total super, weil man lernt, sich selbst zu verteidigen", sagt sie angestrengt.

"Die Kinder brauchen Bewegung und sie wollen sich auch bewegen", meint Betreuerin Carina Winter. Wenn die Schüler ausgelastet sind, sind sie im Unterricht konzentrierter und ruhiger. Der Karate-Unterricht ist Teil des Ganztags-Betreuungsangebots an der Mittelschule Bad Bocklet. Seit Beginn des laufenden Schuljahres organisiert die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) aus Schweinfurt die offene Ganztagsschule. Aktuell werden zwölf Kinder nach Unterrichtsschluss betreut.



"Zu der Ganztagsschule gehören ein gemeinsames Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und alternative Angebote", erklärt Schulleiterin Ursula Plohnke. Neben dem Karate-Training gibt es beispielsweise eine Kooperation mit den Bad Kissinger Verkehrserziehern Matthias Kleren und Dietmar Dömling. Die Polizisten geben den Schülern einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Derzeit noch Schnupperkurs
Momentan wird der Kampfsport noch als vierwöchiger Schnupperkurs angeboten. Die Rektorin denkt aber bereits über eine Verlängerung nach. "Das Karate-Training passt gut in unser Schulkonzept der Werteerziehung." Georg Müller vermittle den Schülern Respekt, Eigenverantwortung und Selbstbeherrschung. Außerdem ist Sport für die Entwicklung junger Menschen wichtig. "Dadurch wird das Arbeitsgedächtnis trainiert, und sie lernen, ihre kognitive Flexibilität (Übertragung von bekanntem Wissen in andere Zusammenhänge, Anm. d. Red.) zu schulen", sagt Plohnke. Das Arbeitsgedächtnis ist zuständig für vorübergehende Speicherung und wird beispielsweise zum Lesen, Rechnen und Probleme lösen benötigt.

"Respekt, Disziplin, Mut und Ausdauer. Die Kinder lernen etwas fürs Leben." Georg Müller bringt auf den Punkt, was er im Training weiterzugeben versucht. Der Karatelehrer leitet eine Kampfsportschule in Schweinfurt, bietet Selbstverteidigung als Reha- und Behindertensport an und engagiert sich seit zwei Jahren in Projekten mit Schulen. "Früher sind die Kinder nach der Schule rausgegangen und haben sich verausgabt", sagt er.

Heute dagegen bleiben viele Jugendliche bis spät nachmittags in der Schule. Darunter leidet zum einen der sportliche Freizeitausgleich der Kinder, und zum anderen geht den Vereinen der Nachwuchs aus. "Deshalb gehen wir in die Schulen", erklärt Müller. Bisher habe er viel positive Erfahrung mit solchen Projekten gemacht, das Karate werde gut angenommen. "Die Kinder wollen eben ihr Training haben."