Mit neuem Container noch realer für Katastrophe üben
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Freitag, 10. April 2015
Holz, Gas, Flüssiggas - viele Stoffe können einen Brand befeuern. In einem Übungscontainer in Oberthulba testen Feuerwehrleute ein neuartiges System, das reale Bedingungen noch besser simulieren soll.
Über dem Kopf von Andreas Kröber züngeln orange-rote Flammen. 1200 Grad. Er kniet in der Hocke. Immer noch 80 Grad. 20 Kilogramm wiegt die Sauerstoffflasche auf seinem Rücken. Auf ein Kommando reißt er das Strahlrohr auf. Wasser marsch in weitem Winkel. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig - Feuer aus. "Ein bisschen langsamer nach unten ziehen", tönt es aus dem Helm neben ihm. Nächster Durchgang. Und wieder: Flammen auf Knopfdruck.
Andreas Kröber ist Atemschutzträger und trainiert für den sogenannten Ernstfall. Er ist einer von 14 Feuerwehrmännern aus dem Landkreis, die heute den "FTS 8000" testen. Ein blaues Container-Ungetüm, mit einem neuartigen Innenleben, das offiziell erst Mitte des Jahres vorgestellt wird.
"Perfekt. Die Bedingungen sind wie bei einem echten Brand", sagt Peter Gehring. Er leitet das Atemschutzzentrum des Landkreises in Oberthulba. "Sonst habe ich zwei Container gebraucht. Hier kann man sehr gut kombinieren." Wo für die Befeuerung eines nachgestellten Brandes bisher Holz oder Gas eingesetzt wurden, wird in dem neuen System der Firma Dräger zusätzlich Flüssiggas verwendet. Alle drei Optionen können in dem neuen Container kombiniert werden.
Neue Technik in Oberthulba
Bei der Katastrophenschutz-Fachmesse "Interschutz" wird die Technik Mitte des Jahres in Hannover vorgestellt. Einen Tag lang hatten Feuerwehrler aus dem Landkreis den Brandübungscontainer und einige Trainer für sich. In den kommenden Tagen werden Feuerwehr-Fachausbilder aus Süddeutschland die Anlage in Oberthulba testen. Für Andreas Kröber steht fest: "Was man selbst erlebt hat, kann man besser rüber bringen." Ihn hat auch die Löschtechnik überzeugt, die die Ausbilder mit den Männern der Feuerwehren Bad Kissingen, Burkardroth, Waldfenster und Oberthulba geübt haben. Ein Teil eines neuen Trainingskonzepts, das der Hersteller mit den Deutschen Landesfeuerwehrschulen und schwedischen Experten entwickelt hat.
"Up-and-down ist vom Ablauf her ruhiger", sagt Thorsten Krusewitz, Hauptbrandmeister bei der Berufsfeuerwehr Düsseldorf und als Trainer in Oberthulba. Er meint damit die Löschmethode im Gegensatz zum gängigen Impulsverfahren, dem Takten, bei dem das Strahlrohr zum Löschen abwechselnd geöffnet und geschlossen wird. Er übt mit seiner Gruppe auf dem Hof, bevor die Männer im Container gegen echte Flammen kämpfen.
Rauch und Wärme wegdrücken
Die Sonne scheint. Im Wasserstaub schimmern die Regenbogenfarben. Der Auftrag: Das Stahlrohr komplett aufziehen, mit einem breiten Sprühwinkel von oben nach unten drücken und gleichzeitig den Winkel verkleinern; Zeit: drei bis vier Sekunden. "Durch den weiten Winkel wird das Rauchgas und die Wärme weggeschoben", erklärt Thorsten Krusewitz. "Das dynamische Löschen ist wesentlich matialschonender und es bringt Ruhe in den Einsatz", sagt Andreas Kröber von der Bad Kissinger Wehr. "Unabhängig von der Löschtechnik muss das blinde Beherrschen in Fleisch und Blut übergehen", sagt Ausbilder Thorsten Krusewitz. Um am Tag X nachts um 3 Uhr bei einem Kellerbrand nicht nachdenken zu müssen und seine Sinne frei zu haben, sagt er. "Gott sei Dank gibt es immer weniger Brände. Das bedeutet aber auch, dass die Feuerwehrleute immer weniger Erfahrung haben. Deshalb ist es so wichtig für uns, regelmäßig zu trainieren."