Mit neuem Chef auf altem Kurs
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Donnerstag, 24. Januar 2013
Nach 28 Jahren verlässt Geschäftsführer Günther Schmitt die Siedler- und Wohnungsbaugenossenschaft. Sein Nachfolger Alexander Koller ist seit langem im Unternehmen engagiert und setzt auf Kontinuität.
Sein Markenzeichen ist eine schwarze Kappe. Jetzt nimmt "der Mann mit der Mütze", so sein Spitzname, den Hut: Günther Schmitt tritt in den Ruhestand. Auf ihn als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Bad Kissinger Siedler- und Wohnungsbaugenossenschaft (Siwobau) folgt Alexander Koller (52) nach. Für die knapp 300 Mieter werde sich dadurch "nicht sehr viel" ändern, sagt er.
Denn "Wir haben alle Entscheidungen mitgetragen", betont der neue Geschäftsführer. "Wir", das sind er und sein Co-Vorstand Erwin Gessner. Beide sind seit langem im Geschäft.
Günther Schmitt hinterlässt nicht nur ein wohlbestelltes Haus, sondern eine intakte Siedlung - auch wenn die Hälfte der Wohneinheiten noch nach und nach auf einen modernen Stand gebracht werden muss. Die Siwobau ist schuldenfrei, finanziert alles aus eigener Kraft (und mit staatlichen Zuschüssen). Sie hat immer "schwarze Zahlen" geschrieben.
Als er seinen Dienst am 1. November 1984 antrat, war das für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Das sei, "sehr schwierig" gewesen. Der gelernte Kaufmann musste sich vieles selber aneignen und hat erst einmal seinen Bilanzbuchhalter nachgemacht.
Der "tägliche Irrsin"
Seinen Job beschreibt Günther Schmitt so: "Der tägliche Irrsinn", es habe aber "trotzdem Spaß gemacht". Katastrophen wie Brände habe es nicht gegeben. Das Vermietergeschäft sei aber nicht gerade einfach. So erinnert sich Günter Schmitt an so manche "kuriose Gerichtsverhandlung". Einmal sei sogar ein Beklagter mit dem Messer auf die Richterin losgegangen. Seine Attacke ging ins Leere. Solche Vorkommnisse waren aber äußerst seltene Ausnahmen.
Denn die Siwobau-Klientel - vom Hartz IV-Empfänger bis zum Studiendirektor, darunter viele Rentner - bereitet in aller Regel wenig Kummer. Die allermeisten seien sehr freundlich, so Günther Schmitt. Gerade bei Jahresversammlungen habe er viel Lob und Anerkennung erfahren. Er habe seine Aufgabe "mit Herzblut" erfüllt, sagt Alexander Koller. So sei die Anlage immer sauber gewesen. Im Winter wird stets Schnee geräumt.
Die Häuser entstanden in den 50er Jahren. Zunächst mussten die Kredite abgetragen werden. Vor gut zwei Jahrzehnten begannen die Renovierungen. Wenn ein Mieter ging, kamen oft die Handwerker und brachten die Wohnungen auf den jeweils neuesten Stand. Derzeit sind sechs in Arbeit. Das kostet jeweils zwischen 25 000 und 30 000 Euro. Finanziert wurde und wird das aus eigener Kraft und ohne Kredite. Mehrere Millionen Euro sind inzwischen investiert worden, sagt Günther Schmitt.
Mit Förderung des Staates
Einen Teil steuerte der Staat bei. Als Beirat im Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen war Günther Schmitt gut vernetzt und habe eine Menge Fördergeld loseisen können. Das habe vieles erleichtert.
Alexander Koller, studierter Maschinenbau-Ingenieur und zuletzt IT-Fachmann bei einem internationalen Unternehmen, hat als langjähriger Siwobau-Vorstand und -Aufsichtsrat des Unternehmens dessen Kurs maßgeblich mitbestimmt. Er will ihn auch weiterfahren. Die Renovierungen sollen Zug um Zug fortgesetzt werden, so "wie es unsere Finanzen hergeben".
Obwohl die Mieten die wohl günstigsten in Bad Kissingen seien, sei angesichts des großen Wohnungsangebots in der Stadt die Fluktuation hoch. Dabei, so Alexander Koller, seien Lage und Anbindung an das Stadtbusnetz sehr gut. In der Nähe befänden sich viele Geschäfte. Bad Kissingens Zentrum sei zu Fuß in 20 Minuten zu erreichen.