Druckartikel: Mit Melancholie und Zurückhaltung

Mit Melancholie und Zurückhaltung


Autor: Thomas Ahnert

Bad Kissingen, Sonntag, 20. Januar 2013

Die Sängerin Malia war stimmlich leider etwas beeinträchtigt.
Malia lieferte eine Hommage an Nina Simone. Foto: Thomas Ahnert


Es war ein "Eigentlich-Konzert": Eigentlich hätte das Konzert mit Malia und und ihrer Band ganz anders sein können. Sicher, die Sängerin aus Malawi, die seit vielen Jahren in London lebt, hat eine dunkel timbrierte, rauchige, etwas raue Stimme. Aber es ließ sich nicht überhören, dass sie ziemlich erkältet war. Natürlich ist sie Profi, und so zog sie die Sache durch - aber mit angezogener Handbremse. Das machte das Konzert im Kurtheater für alle etwas mühsam, denn Malia zog sich immer wieder zurück, suchte nur selten den Kontakt zum Publikum. Die Stimmung tat sich schwer.

Das lag allerdings auch am Programm. Ihre Tournee unter dem Titel "Black Orchid" versteht Malia als Hommage an die amerikanische Sängerin Nina Simone, deren Lieder sie singt, das sind vor allem ruhige Liebeslieder in Slow Motion, über die sich gerne ein Schicht der Melancholie legt, die sich oft an einen virtuellen Anderen außerhalb des

Theaters wenden. Das ist mit Innigkeit gesungen, geht aber in letzter Konsequenz am Publikum vorbei. Und wenn man dann merkt, dass Malia die Höhen eng werden, dass sie mit ihrer stimmlichen Experimentierfreude außerordentlich vorsichtig und sparsam umgeht, dann merkt man, dass alles eigentlich anders gedacht war.


Gebändigtes Haar statt Löwenmähne

Nur selten traut sich Malia, sich auszusingen, bei "My Baby Just Cares For Me" oder bei "If You Go Away" oder "Four Women" mit deutlicher Botschaft, aber letztlich ohne Konsequenz. Da spürt man etwas von der Kraft, die sie in ihre Lieder bringen kann. Und da zog die Stimmung sofort an.

Ein wenig lag das Dilemma allerdings auch an Malias Outfit. Wer sie mit ihrer gewohnten lockigen Löwenmähne erwartet hatte, sah eine vermeintlich 20 Jahre ältere Frau mit gebändigten Haaren und Kapotthütchen, die gerade vom Kaffeekränzchen mit ihren langjährigen Freundinnen gekommen war. Von einer solchen Erscheinung erwartet man eigentlich auch keinen mitreißenden Jazzgesang.

Das die Sängerin begleitende französische Trio mit Alexandre Saada an Piano und Vibrafonette, Jean-Daniel Botta an Kontrabass und Laurent Sériès am Schlagzeug nahm natürlich Rücksicht auf die Situation, ließ Malia ausreichend Luft für ihre Gestaltung. Aber die drei spielen auch ohne gesundheitliche Einschränkungen einen wunderbaren akustischen Jazz, der aufs Kammermusikalische zielt. Es sind drei Musiker, die in ihren Soli durchaus auch mal explodieren können - vor allem Laurent Sériès - aber generell suchen sie die feinen Nuancen im Zusammen- und Gegeneinanderspiel, können sie aus wenig Material sehr viel Musik machen. Vielleicht klappt's irgendwann noch mal, wenn alle vier gesund sind.