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Mit der Säge in luftiger Höhe


Autor: Thomas Mäuser

Bad Kissingen, Donnerstag, 11. Dezember 2014

Im Auftrag der Staatsbad GmbH durchforsten Fachleute die Kuranlagen in Bad Kissingen mit ihren 4000 Bäumen. Gefällt wird nur in Ausnahmefällen. Sicherheit ist oberstes Gebot.
Benjamin Strauß behandelt die Krone eines Baumes in der Salinenpromenade. Foto: Thomas Mäuser


Benjamin Strauß hängt in den Seilen - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sechs Meter über dem Boden, angeseilt in der Baumkrone, entfernt er einen störenden Ast. Strauß ist angehender Baumpfleger. Zusammen mit seinem Chef Joachim Lenz bringt er im Auftrag der Kurgärtnerei die Bäume in den Kuranlagen auf Vordermann.

Ein Auftrag, der die Baumpfleger noch bis Ende Februar beschäftigen wird. Denn in den Kuranlagen stehen gut 4000 Bäume. Ein Haufen Holz, das sich vor allem auf die Parks, die Salinenpromenade und den Altenberg verteilt. 90 Hektar an Grünflächen hat die Kurgärtnerei zu betreuen.

Sicherheit ist oberstes Gebot. Sowohl für die Baumpfleger, die sich wie Bergsteiger in luftiger Höhe anseilen müssen, als auch für die Staatsbad GmbH, die dafür zu sorgen hat, dass Spaziergängern kein Ast auf den Kopf fällt.


Unter ständiger Beobachtung

"Wir beobachten ständig unseren Baumbestand und haben gesehen, dass aktuell großer Bedarf für Pflegemaßnahmen besteht", sagt der Chef der Kurgärtnerei, Martin Christ. Der Kontrolle folgt nun der Schnitt.
Dabei ist neben der Sicherheit für die Gäste der Erhalt des Baumbestandes oberstes Gebot, betont Kurdirektor Frank Oette: "Nachhaltigkeit ist uns wichtig, deswegen werden wir im nächsten Jahr einen eigenen Baumpfleger einstellen."


Untersuchung per Ultraschall

Zwar kommt die Kurgärtnerei nicht darum herum, ab und zu einen Baum fällen zu müssen. "Ein Baum ist wie ein Mensch, irgendwann stirbt er", sagt Martin Christ. Doch bevor ein hohler Baum fallen muss, wird er genauestens untersucht. Bei Bedarf auch per Ultraschall. Wenn der Zuwachs schneller ist als die Fäule, kann ein Baum durchaus noch längere Zeit erhalten werden.

"Baumpflege ist nicht in erster Linie die Arbeit mit der Säge", ergänzt der Fachagrarwirt für Baumpflege, Joachim Lenz. So werden Äste eingekürzt, damit ihre Hebelwirkung nicht zu groß wird und es zum Bruch kommt. Oft müssen die Pfleger auch Baumkronen dauerhaft über Seile sichern, damit der Baum der Kraft der Winde weiter trotzen kann.

Und dann gibt es Stellen, an denen Bäume einfach stören, wenn sie zu groß werden. Zum Beispiel entlang der Saaleufer und im Bereich der Sichtschneisen.

So hat sich die Kurgärtnerei im Rahmen der aktuellen Pflegeaktion mit dem Wasserwirtschaftsamt zusammengetan. Damit der Fluss sichtbar bleibt, werden die Weiden eingekürzt. "An jeder Bank in der Salinenpromenade machen wir den Blick frei", sagt Martin Christ. Den Baumfreunden zum Trost: Auch radikal eingekürzte Weiden wachsen wieder nach.

In den Kuranlagen stehen übrigens nicht nur Allerweltsbäume wie Buchen, Eichen und Kastanien, sondern auch seltene Exemplare. Vor allem im Luitpoldpark. Einer dieser "Zuwanderer" ist der aus dem Orient stammende Blauglockenbaum. Auch die Götterbäume, die ursprünglich aus China stammen, zählen zu den Besonderheiten. Diese Exoten wurden bewusst angepflanzt und bereichern die Flora der Parks.
Inzwischen hat sich Benjamin Straß mit dem Hubsteiger wieder hochfahren lassen. Möglichst weit oben befestigt er das Seil. Denn so kommt er besser an die außen stehenden Äste. "Baumpflege findet vor allem an der Peripherie statt", sagt sein Chef Joachim Lenz.

Eines muss ein Baumpfleger auf jeden Fall sein: schwindelfrei. Denn er arbeitet nicht selten in Höhen von weit über 30 Metern.

Seit zwei Wochen sind die Baumpfleger in den Bad Kissinger Kuranlagen bereits zugange. Nach einer Weihnachtspause werden die Arbeiten bis Ende Februar dauern. Und wenn doch einmal ein Baum gefällt werden muss? "Wir haben Gelder für Nachpflanzungen beantragt", versichert Kurdirektor Frank Oette.