Druckartikel: Millionen für einen neuen Weg über die Saale

Millionen für einen neuen Weg über die Saale


Autor: Markus Reeh

Hammelburg, Mittwoch, 28. November 2012

Rund 50 Bürger diskutierten über den Neubau der Saalebrücke. Eine Mehrheit sprach sich für die 4,6 Millionen Euro teure Variante 7a aus. Hierbei soll die neue Brücke direkt neben der alten entstehen.
Die 1955 erbaute Saalebrücke ist so marode, dass ein neues Bauwerk errichtet werden muss. Die Bürger diskutierten die Varianten. Foto: Markus Reeh


Die Zeit drängt. Der Stadtrat soll sich noch heuer entscheiden, welche der acht Varianten er für den Neubau der Saalebrücke bevorzugt. Druck macht das Staatliche Bauamt Schweinfurt, weil es das Großprojekt bis 2015 abschließen will. Denn dann soll die B 27 zur Staatsstraße abgestuft werden, und der Bund verabschiedet sich als Kostenträger.

Bei einer Bürgerversammlung in der Markthalle am Dienstagabend wurden die Interessierten ausführlich informiert und konnten ihre Meinung kund tun. Bürgermeister Ernst Stross (SPD) ließ am Ende eine Probeabstimmung durchführen, bei der sich eine deutliche Mehrheit für die Variante 7a aussprach.

Diese Lösung favorisiert auch das Staatliche Bauamt. Geplant ist hierbei, die neue Brücke direkt neben der alten zu errichten, stadteinwärts fahrend auf der linken Seite. Die bestehende Brücke kann während der Bauzeit weiter genutzt werden.

Die Gesamtkosten wurden vom beauftragten Planungsbüro Schneider & Partner mit knapp 4,6 Millionen Euro kalkuliert.

Diskutiert wurde über die Straßenquerung zum Musikerheim. Bürgermeister Stross erklärte, dass bei der Variante 7a eine Verlängerung des Gehwegs am Ende der Weihertortraße in die Turnhouter Straße Richtung Musikerheim geplant sei. Der Weg führe zu einem Übergang mit Verkehrsinsel, um den Passanten eine gefahrlose Querung der Straße zu erleichtern.


Lärmschutz für die Stadtkapelle

Alexander Stolz sprach sich für einen Gehweg unter der Brücke aus. "Dann muss die Straße gar nicht überquert werden", argumentierte er. Robert Haupt, Abteilungsleiter Brückenbau im Staatlichen Bauamt, erklärte: "Als zusätzliches Provisorium ist das durchaus möglich, das wäre sicher nicht so teuer."

Dieter Vogler, Vorsitzender der Stadtkapelle, sprach sich für die Variante 7a aus. Der Fußweg sollte unbedingt weitergeführt werden bis auf Höhe des Eingangs des Musikerheims. So lasse sich ein Damm als Lärmschutz errichten. "Von der Planung her ist das überhaupt kein Problem", bescheinigte ihm der Abteilungsleiter Brückenbau.

Sebastian Hose, Vorsitzender des Vereins für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS), sprach sich für den Bau einer Unterführung aus. Das scheitere an den Kosten, meinte Robert Haupt. Wegen des Grundwassers wäre eine aufwändige Konstruktion nötig, die der Bund nicht zahle.

Reimar Glückler brachte die Variante 5 ins Gespräch. Diese sieht den Bau der neuen Brücke am Standort der alten vor. Während der Bauzeit soll der Verkehr hierbei über eine zweispurige Behelfsbrücke mit Geh- und Radweg fließen. "Der einzige Nachteil sind die Kosten", meinte Glückler. Diese belaufen sich auf insgesamt 6,4 Millionen Euro, davon zwei Millionen allein für die Behelfsbrücke.

Robert Haupt erklärte, der Bund zahle höchstens fünf Prozent mehr als die günstigste Lösung. Und das ist die Variante 1 mit 4,375 Millionen Euro. Sie sieht Abriss und Neubau der Brücke am selben Standort vor mit einer Straßensperrung für die gesamte Bauzeit. Alexander Stolz entgegnete, die Variante 1 würde volkswirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe nach sich ziehen würde. Der Abteilungsleiter Straßenbau verwies indes auf die Variante 7a. Die liege im Kostenrahmen, den der Bund noch akzeptiere, "und wer zahlt, schafft an." Die Bauzeit schätzte er auf mindestens zwei, möglicherweise drei Jahre.


"Bei Steg macht Bund nicht mit"

"Ist die Errichtung einer separaten Brücke für Radfahrer und Fußgänger auf den Pfeilern der alten Brücke möglich?", wollte Bürgermeister Ernst Stross (SPD) wissen. Robert Haupt erklärte, hierfür müsste der Überbau neu erstellt werden. Dessen Finanzierung trage der Bund aber nicht.

Alexander Stolz wandte ein, der Bund könnte durch den Verzicht auf einen breiten Rad- und Gehweg bei der neuen Brücke viel Geld sparen und dieses in den separaten Steg investieren. Haupt entgegnete: "Der Bund akzeptiert keine Kostenverschiebung." Außerdem ziehe eine zweite Brücke erhebliche Unterhaltskosten nach sich.
Heribert Schilling sprach sich für einen Steg an der Stelle der historischen Saalebrücke aus. Dann könnte bei der neuen Brücke auf einen Weg für Radfahrer und Fußgänger verzichtet werden. "Die zwei bis drei Tage Hochwasser im Jahr, an denen der Steg nicht genutzt werden kann, sind kein Problem", meinte Schilling und verwies auf die Brücke des Rad- und Gehwegs nach Westheim.

Robert Haupt erwiderte, künftig müsse öfter mit Hochwasser gerechnet werden. "Dann wird das gesamte Vorland abgeschnitten. Hier gibt es auch Parkplätze für Leute, die in die Stadt laufen", betonte der Abteilungsleiter Brückenbau.

Kontrovers diskutiert wurde das Thema Sichtachse. Vom Marktplatz aus gesehen rückt die neue Brücke etwas nach rechts. "Aus städtebaulicher Sicht keine gute Lösung", meinte Alexander Stolz. Auch Heribert Schilling sprach sich für die Sichtachse aus. Das sei beim Bau der Brücke 1955 gut gemacht worden. Christian Fenn meinte hingegen: "Das mit der Sichtachse finde ich nicht so tragisch. Die gab es früher bei der historischen Brücke auch nicht."