Militär klingt auch ganz anders
Autor: Peter Klopf
Bad Kissingen, Montag, 24. März 2014
Sinfonische Blasmusik vom Feinsten bot das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr im Regentenbau.
Bad Kissingen — Sinfonische Blasmusik kann so schön und vielfältig sein, wenn man sich darauf einlässt, sie in allen Facetten kennenzulernen. Dann werden auch unbekannte zeitgenössische Kompositionen zu einem besonderen Erlebnis. Dies konnte man bei einem Benefizkonzert des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr aus Hilden im Großen Saal des Regentenbaues erfahren, welches das Hilfswerk des Lions Clubs Hammelburg-Bad Brückenau veranstaltet hatte.
Im Ausbildungsmusikkorps, der zentralen musikalischen Lehreinrichtung der Bundeswehr, werden bis zu 200 junge Musikerinnen und Musiker, die sich für mindestens 12 Jahre verpflichtet haben, an der Robert Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf zu professionellen Orchestermusikern ausgebildet. Mit einem ansprechenden Programm rissen die 65 Musikstudenten in Uniform unter der musikalischen Leitung von Oberstleutnant Michel Euler die rund 600 Zuhörer auf Anhieb von den Stühlen.
Keine hausbackene Militärmusik
Michael Euler hatte dabei ein gutes musikalisches Händchen bewiesen und auf hausbackene Militärmusik verzichtet und dafür auf sinfonische Blasmusik vom Feinsten gesetzt. Ein Werk davon war "Harlequin", welches vom dem Schweizer Franco Cesarini komponiert wurde. Vorhang auf! Der Harlequin betritt die Zirkus-Arena, stolpert, schlägt Purzelbäume, geht auf Händen, schneidet Grimassen und treibt seine Späße. Doch ist alles nur Maskerade und Show? Franco Cesarini ist es in dieser Ouvertüre gelungen, einerseits durch turbulente, girlandenartige Holzbläserläufe, gepaart mit einem witzigen Rhythmus, und andererseits mit romantischen, stimmungsvollen Klangbildern den zwiespältigen Charakter des Harlequins musikalisch stimmig nachzuzeichnen. Mit einer unerwarteten Frische und Perfektion interpretierten die jungen Musiker dieses Werk so, dass jedes Zuhörerherz höher schlug.
Michel Euler ein Vollblutmusiker, der schon als Chef des Gebirgsmusikkorps oder der Bundeswehr Big Band für Furore sorgte, dirigierte mit vollem Körpereinsatz und gab den Musikern den jeweiligen Einsatz punktgenau. Die Musiker folgten daher stets mit den Augen ihrem Dirigenten, was dazu beitrug, das selbst schwierigste Passagen brillant gemeistert wurden. So auch bei der symphonischen Dichtung "Spartacus" des belgischen Komponisten Jan van der Roost. Vom musikalisch-technischen Blickwinkel aus betrachtet, weist "Spartacus" eine recht komplizierte Partitur auf, die sowohl von der Virtuosität als auch von der Rhythmik her an sämtliche Interpreten hohe Anforderungen stellt.
Mit "In Treue fest" von Carl Teike oder "Mein Regiment" des Marschkönigs Hermann Ludwig Blankenburg kamen auch bekannte Märsche aufs Notenpult. Natürlich kamen auch Solisten zu Wort. Mit Rodney Newtons "Capriccio für Tuba und Orcheseeter" brillierte Felix Geßner auf der Tuba und zeigte zu gleich wie Musik im Landkreis Bad Kissingen gemacht wird. Felix Geßner kommt aus Kleinwenkheim und hat früher beim Jugendmusikkorps der Stadt Bad Kissingen mitgewirkt. Neben ihm wirkten noch zwei Münnerstädter mit: Lukas Ecker (Tuba) und Dominik Schneider (Kaiserbariton). Felix Geßner ist Musikstudent im 4. Semester und wird im Sommer zum Heeresmusikkorps Neubrandenburg versetzt.
Höchstes Niveau
Es war ein überaus ansprechendes Konzert auf höchstem Niveau, das durchaus etwas mehr Zuhörer verdient hätte. Der Erlös kommt der Drogenhilfe "Kidro", dem Jugendmusikkorps Bad Kissingen, der Musikschule Bad Brückenau und dem Freundeskreis für Flüchtlinge Hammelburg zugute.