Mehrseithof ist ein Beispiel für modernes Wohnen
Autor: Arkadius Guzy
Fuchsstadt, Freitag, 30. August 2013
Statt in ein Neubaugebiet zu ziehen, ist Dieter Büttner im Dorfkern von Fuchsstadt geblieben. Sein Mehrseithof ist jetzt ein Beispiel dafür, wie ein alter Hof zeitgemäß für modernes Wohnen genutzt werden kann.
Wo für gewöhnlich nur eine tote, versiegelte Fläche zu erwarten wäre, schwimmen Goldfische und ein Koi in einem Teich. Viel Grün dominiert das Bild: Zwei Rabatten mit Büschen, Farnen und anderen Pflanzen säumen den Weg vom Haus ins Nebengebäude.
"Früher war die Fläche zubetoniert", erklärt Dieter Büttner. Er hat den Innenhof seines Dreiseitanwesens in einen Gartenraum verwandelt.
"Das ist ein Beispiel dafür, dass man aus so einer Fläche schöpfen kann. Es zeigt, dass man einen Innenhof ansprechend gestalten kann", sagt Verena Mörsner. Die Innenentwicklungsmanagerin des Landkreises Bad Kissingen hat das Anwesen in Fuchsstadt in das Programm der Bauaktionstage aufgenommen. Diese sollen zeigen, wie alte Bausubstanz genutzt werden kann.
Haus der Großeltern
Büttner wollte immer in der Ortsmitte bleiben. "Ein Neubaugebiet war nie eine Alternative für mich", sagt der 46-Jährige. Es sei im wichtig, in die Dorfgemeinschaft integriert zu sein. Büttner hat ein Beispiel aus dem Alltag parat: "Viele aus dem Neubaugebiet nutzen wegen der Entfernung das Auto, um im Dorfkern einzukaufen."
Also übernahm Büttner den Mehrseithof seiner Großeltern. "Das Haus wurde wohl 1860 gebaut. Um 1920 herum sind Oma und Opa dort eingezogen", sagt Büttner. Bei ihnen ist er groß geworden. "Bis auf zwei Jahre habe ich immer in dem Haus gelebt." Nachdem die Großeltern die kleine Nebenerwerbslandwirtschaft aufgegeben hatten, wurde in den späten 1980er Jahren die mittlerweile baufällige Scheune abgebrochen. Ein Nebengebäude, das als Garage und Abstellraum dient, ersetzte sie.
Doch auch das Wohnhaus verlangte mit der Zeit nach einer Sanierung. "2003 musste an dem Gebäude unter anderem energetisch was gemacht werden. Auch die Ziegel waren marode", sagt Büttner. Die Raumaufteilung und die Deckenhöhe im Obergeschoss entsprachen nicht mehr den heutigen Wohnansprüchen. So stand Büttner vor der Frage, was passieren sollte. Zumal er keinen Komplettabriss wollte.
Lösung vom Architekten
Ein Architekt entwickelte eine Lösung: Das Erdgeschoss wurde stehen gelassen und nur das Obergeschoss abgetragen. Büttner: "Ich habe mit der Flex regelrecht eine Trennlinie gezogen." Danach wurde das Haus wieder aufgestockt - in Holzständerbauweise damit es schnell geht. Dadurch entstanden zwei getrennte Wohneinheiten: Das Obergeschoss ist vom Hof aus über eine Wendeltreppe und einen loggiaartigen Vorbau zu erreichen. Nach acht Monaten konnte Büttner bereits wieder einziehen. Danach wurde das Erdgeschoss saniert, wo eine Tante wohnt.
"Zwar bin ich eine Verfechterin von Sanierung", sagt Mörsner, "aber auch eine Kombination aus Sanierung und Neubau ist möglich." Die Gestaltung müsse nur zum Ortsbild passen. "Man muss auch zur Zeit stehen und für die Nachwelt Spuren der heutigen Architektur hinterlassen." Das funktioniert manchmal allein mit einem Komplettabriss. Der kann aber wegen der Deponiekosten für das Abbruchmaterial teuer werden. Probleme bereiten Neubauten im Ortskern auch Grenzabstände, um die sich in den vergangenen Jahrhunderten keiner scherte. So war Büttner für die Neuaufstockung auf die Unterschrift des Nachbarn angewiesen. Sonst hätte eine Längsseite ohne Fenster auskommen müssen.
Büttner spricht von einer "Entscheidung aus dem Herzen". Er habe nicht gegengerechnet, ob ein Neubau auf der Wiese günstiger geworden wäre.