Mehr Unfälle, weniger Verletzte im Landkreis Bad Kissingen
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Freitag, 23. März 2018
Sechs Menschen kamen im Landkreis bei Verkehrsunfällen ums Leben. Auf den Landstraßen gab es 1142 Wildunfälle. Viele Kinder wurden bei Unfällen verletzt.
Sechs Menschen kamen im Landkreis bei Verkehrsunfällen ums Leben. Auf den Landstraßen gab es 1142 Wildunfälle. Viele Kinder wurden bei Unfällen verletzt.Seit Jahren kracht es immer häufiger im Landkreis. "Nach einem Tief von 2677 Unfällen im Jahr 2014 stieg in den Folgejahren die Zahl der im gesamten Landkreis Bad Kissingen protokollierten Verkehrsunfälle auf insgesamt 3185", fasst Polizist Lothar Manger die Statistik für die Landstraßen zusammen. Als Verkehrssachbearbeiter wertet er die Zahlen für die drei Polizeiinspektionen (PIs) im Kreis aus. Seine Bilanz: Mehr Unfälle, aber weniger Verletzte. Auf den Landstraßen ging auch die Zahl der Verkehrstoten zurück: von fünf im Jahr 2016 auf vier im Jahr 2017. Weil jedoch auf den beiden Autobahnen nach einem Jahr ohne Verkehrstote zwei Menschen ums Leben kamen (siehe Bericht unten), gab es insgesamt einen Verkehrstoten mehr im Kreis.
Mehr Unfälle mit Kindern
Die Zahl der Verletzten reduzierte sich von 491 auf 454 auf den Landstraßen, das macht einen Rückgang um 7,5 Prozent. Allerdings gibt es bei den Unfällen mit Kindern einen gegenläufigen Trend: Nach zehn Unfällen mit Beteiligten bis 14 Jahre im Jahr 2016 gab es im vergangenen Jahr 17 Unfälle. Gründe für die Entwicklung kennt auch Manger nicht: "Bei den Unfällen mit Kindern gibt es keine eindeutige Ursache und keine Erklärung, weshalb es mehr werden."Los ging es mit den Kinder-Unfällen vor einem Jahr in Pfaffenhausen: Am 25. März wurde ein Fünfjähriger von einem rückwärts aus einem Grundstück herausfahrenden Pkw erfasst und erlitt dabei ein stumpfes Beckentrauma.
Am 2. April stürzte in Bad Brückenau eine Achtjährige von ihrem neuen Fahrrad. Sie brach sich Speiche und Elle des linken Armes. Zwei Wochen später gab es zwei weitere Fahrraunfälle: Auf der Straße vom Sinnberg nach Nüdlingen verletzte sich ein Zehnjähriger schwer am Bein, in Hammelburg stieß ein Achtjähriger mit einem Fahrzeug zusammen und zog sich Schürfwunden zu. Am 21. Juni wurde in Hammelburg ein Siebenjähriger auf dem Nachhauseweg von der Schule angefahren, am 4. Juli stürzte ein 14-Jähriger in Poppenroth vom Fahrrad. Gleich zwei Fahrradunfälle in kurzer Zeit gab es in Elfershausen: Ende Juli stürzte ein Elf-Jähriger, am 1. August verletzte sich ein Zwölf-Jähriger beim Ausprobieren von Kunststücken im BMX-Parcours.
Sattelzug rollte über das Bein
Ein folgenschwerer Unfall ereignete sich am 7. August in Oerlenbach: Ein 22 Monate altes Kleinkind rollte mit seinem Laufrad in den Fahrbahnbereich der Kreisstraße. Der Unterschenkel des Jungen geriet unter einen Sattelzug, das Kind wurde schwer verletzt. Nur wenige Tage später wollte in Münnerstadt eine 64-jährige Frau mit einem zweieinhalbjährigen Kind auf dem Arm die Straße überqueren. Dabei wurde sie angefahren, das Kind stürzte, die Frau wurde am Knie leicht verletzt. Am 9. September erlitt ein Achtjähriger bei einem Unfall in Euerdorf laut Polizei ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, am 6. Oktober gab es einen Fahrradunfall im Burghäuser Kreisel, bei dem ein Autofahrer einen 13-Jährigen übersah. Am 13. November wurde ein Neunjähriger auf dem Nachhauseweg in Bad Kissingen angefahren, kurz danach erwischte es einen Zwölf-Jährigen in Maßbach. Beide Schüler wurden zum Glück nur leicht verletzt. In Oberleichtersbach brach sich ein Achtjähriger beim Sturz vom Fahrrad den Unterschenkel, nur einen Tag später überrollte ein Klein-Transporter in Gefäll die Beine eines Fünf-Jährigen, der schwer verletzt wurde. Schließlich kam es am Nikolaustag zu einem Schulwegunfall in Schwärzelbach, nach dem der Verursacher flüchtete. Der Achtjährige Schüler kam mit einer Schürfwunde davon.
Der Trend zu mehr Unfällen ging quer durch den gesamten Landkreis: Bei der PI Bad Kissingen stieg die Zahl der bearbeiteten Unfälle von 1728 im Jahr 2016 auf 1828 im vergangenen Jahr. Das macht ein Plus von 5,8 Prozent. In Hammelburg stieg die Unfallzahl um 6,1 Prozent von 734 auf 779, in Bad Brückenau um 14,5 Prozent von 522 auf 598. Wesentlichen Anteil an der Zunahme haben die Wildunfälle: Sie stiegen im gesamten Landkreis von 970 um 172 Unfälle auf 1142, also um 17,7 Prozent. "Dies bedeutet, dass mehr als jeder dritte Unfall ein Wildunfall ist", sagt Lothar Manger. Wegen der unbekannten Zahl nicht gemeldeter Wildunfälle, nimmt der Verkehrssachbearbeiter an, dass der Anteil tatsächlich wesentlich höher liegt.
Im Zuständigkeitsbereich der PI Bad Kissingen gab es heuer zwei Verkehrstote: Ein Motorradfahrer starb bei Maßbach, ein Fußgänger wurde neben der Bundesstraße in Richtung Albertshausen tödlich verletzt. Unfall-Schwerpunkte in der Stadt waren laut Manger die Schlachthofkreuzung, die Kreuzung Ostring/Bergmannstraße sowie Theresien-, Schönborn- und Hemmerichstraße. Außerorts krachte es besonders oft am Schindberg bei Münnerstadt, an der "Pyramide" in Richtung Münnerstadt, am "Waldschlösschen" bei Nüdlingen sowie auf der Lauterer Kreuzung.