Druckartikel: Mehr junges Engagement bei Stänicher Kirmes erwünscht

Mehr junges Engagement bei Stänicher Kirmes erwünscht


Autor: Arnold Nöth

Steinach an der Saale, Montag, 09. Sept. 2013

Bei der Stänicher Kirmes wurden alte Traditionen wieder zum Leben erweckt. Für die nächsten Jahre bleibt ein Wunsch der Veranstalter: Mehr Jüngere sollen sich bei der Ausrichtung einbringen.
Ein Steinacher Original: Kirmes-Rudi Fotos: Arnold Nöth


Es hat schon eine Weile gedauert, bis er endlich im Senkel stand, der Stänicher Kirmesabaam. Doch Frank Schmitt, der "Ober-Kirmesbursch" verkündete gleich danach: "Mir hätta dann Baam aach mit dreimoil g'scheid ,Houruck' nauf könn gebreng. Ower mir wollde aüch jo öbbes biät!"

Und die Zuschauer waren doch recht zahlreich erschienen und verfolgten am Steinacher Marktplatz das Treiben zur Stänicher Kirmes. Begonnen hatte das Ganze schon am frühen Vormittag, allerdings nur für einige Akteure. Kurz nach 15 Uhr setzte sich der Kirmes-Einzug in Bewegung, von der Rhönstraße her zogen sie mit Pauken und Trompeten in die Ortsmitte. Die Steinacher Musikanten voran, dann der "Rauchclub Blaue Wolke", später der von einem Traktor transportierte Wappenbaum und dann das Gespann mit dem geschmückten Kirmesbaum, darauf die Kirmesburschen in ihrer Kluft und zwei Kirmesmädchen. Das Ende des Zuges bildete eine Kolonne zumeist altgedienter Traktoren, einer gefahren von Pfarrer Michael Kubatko.

Mit den Vereinswappen

Am Marktplatz spielte die Musik weiter, ehe die Kirmesburschen den Baum aufstellten. Und auch bei starken Kirmesburschen dauert so etwas eine geraume Zeit. Dann kamen die Herren des Rauchclubs, traditionell Ausrichter der Kirmes samt Güggerschlagen. Und ehe es tierisch wurde, wagten die Verantwortlichen erst einmal ein Tänzchen, so wie es die Tradition vorschreibt. Mitten drinnen der Kirmes-Rudi, alias Rudi Schultheiß. Er weiß mit mehr als 75 Jahren am besten Bescheid über die alte Tradition: dass etwa schon vor dem zweiten Weltkrieg dieser Brauch in Steinach gepflegt wurde, er dann in den 1970er Jahren wiederbelebt wurde. Und dass seit vielen Jahren der Heimatverein und die Kirmesburschen das alljährliche Spektakel unterstützen und mittragen und seit 2003 der Kirmesbaum auch mit den Vereins wappen geziert wird. Heuer ganz neu mit dabei ist der FC-Bayern Fanclub Saaletal.

Nicht alle Jahre, aber heuer wieder, gehört zur Stänicher Kirmes auch das "Güggerschlagen". Zu den Freiwilligen zählten drei Frauen - Else Müller, Hanni Hochmuth, Loretta Weiß - sowie der letztendlich auch erfolgreiche Ortssprecher Paul Schmitt. Mit verbundenen Augen und mit einem langen Stock galt es, den unter einer "Höfestüäza" (Topfdeckel) versteckten Hahnenkopf zu finden.

Über den alten Brauch des "Güggerausschlagen" erzählte der Faschings- und Rauchclub-Vorsitzende Michael Balling: "Es ist ein alter Brauch, aus der Not früherer Jahre entstanden. An Kirchweih, wenn der Jugend das Geld nach mehreren durchzechten Nächten ausgegangen war, veranstalteten sie mit den betuchten Herren aus dem Ort das Güggerausschlagen. Wer von den Herren mit verbundenen Augen den frisch abgeschlagenen Güggerkopf fand, musste ein Abend lang die Rechnung der Jugendlichen zahlen.

Dazu war es notwendig, einen Hahn zu schlachten. Der frisch abgeschlagene Kopf wurde wie eine Trophäe an einem Spieß durch die Menge getragen. Es wurde getanzt, derweilen heimlich der Hühnerkopf unter einer Schüssel versteckt wurde. Wer ihn gefunden hat, muss heutzutage zwar nicht mehr die Jugend freihalten, aber ein Hähnchenessen für die noblen Herren vom Rauchclub in Frack und Zylinder muss schon dabei herausspringen. Alle drei Jahre wird dieses Kirmes-Spektakel aufgeführt. Andreas Alles hat seit einigen Jahren die Verantwortung für das Güggerausschlagen von Rudi Schultheiß übertragen bekommen!" Zum Schluss gab es noch eine Fahrzeug-/ Traktor-Segnung durch Pfarrer Kubatko.

Für die Kirmes in 2014 wünscht sich Frank Schmitt, dass dann auch Abordnungen der am Wappenbaum vertretenen örtlichen Vereine mit einziehen und den Festbetrieb beleben. Und ganz wichtig: "Es wäd Zeit, däss mir alta Tröad'l aufhörn. Dos hesst, es müssa junge Kirmesburscha bei. Und freilich aach Meedlich."