MB Horst Karch geht in Ruhestand
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Freitag, 24. Juli 2015
Der Bad Kissinger Horst Karch war fünf Jahre lang Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Unterfranken. Zum Ende des Schuljahres endet seine Amtszeit.
Schulbesuche, Verabschiedungen, Beratungsgespräche: Wer Horst Karch, den Ministerialbeauftragten für die 47 unterfränkischen Realschulen, in seinen letzten Amtstagen erreichen will, muss Geduld mitbringen: "Ich bin bis zum letzten Tag auf Achse", sagt er selbst, während er auf dem Weg zum nächsten Termin ist - selbst am Freitagnachmittag.
Kein Ausklingen in den Ruhestand also.
Schulleiter in Bad Brückenau
"Die Schüler haben mich jung gehalten", erzählt der 65-Jährige. Ihn mache glücklich, dass er immer wieder neu an dem Prozess des Erwachsenwerdens seiner Schüler teilnehmen und sie stützen konnte. "Es fasziniert, wenn man die Denkfähigkeit seiner Schüler erkennen kann, wenn sich Persönlichkeiten entwickeln, und vor allem: Diese Entwicklungen sind immer zukunftsgerichtet." Die allermeisten Schüler seien aufgeweckt, engagiert und freundlich, in den anderen Fällen sei nahezu immer Hilfestellung möglich.
Horst Karch hat Mathematik und Physik studiert und bildete sich zum qualifizierenden Beratungslehrer weiter. 23 Jahre lang stand er selbst als Lehrer in der Klasse, dann wurde er stellvertretender Schulleiter und Rektor: 2008 wechselte er von Lohr nach Bad Brückenau und trat die Nachfolge von Wolfgang Görner an. Wie Görner kommt Karch aus Bad Kissingen. Nur zwei Jahre später ernannte das Kultusministerium Horst Karch zum Ministerialbeauftragten, kurz MB, für die Realschulen in Unterfranken. Der MB ist traditionell auch Chef der Jakob-Stoll-Realschule in Würzburg.
Unter den 28 000 Realschülern in Unterfranken gibt es auch rund 200 mit gesundheitlichen Einschränkungen. Das Thema Inklusion, also das gute Miteinander Behinderter und Nichtbehinderter, ist Karch ebenso wichtig wie die Integration. Sein Ziel: "Der Weg zum Miteinander und die Hilfe sollen so gut klappen, dass Außenstehende gar nicht mitkriegen, dass ein Schüler in einer Klasse anders ist als die anderen." Unter anderen erlebte Karch eine blinde Schülerin in der Regelklasse, für die Texte in Blindenschrift übersetzt wurden. Für Karch ist jede Art von Miteinander in der Klasse ein Gewinn, Kinder sollten verstehen, "dass sie für uns einen Wert darstellen".
Auf Stärken ausgerichtet
Horst Karch versucht, einen Erziehungsstil zu vermitteln, der vor allem von Güte, Nachsicht und Beharrlichkeit geprägt ist, in dem die Lehrkraft vor allem auf die Stärken des Schülers schaut und sie fördert - so motiviert, könnten dann auch die Schwächen angepackt werden, sagt er. Wert legt Karch auch auf das Übergangsmanagement: "Die Durchlässigkeit unseres Bildungssystem ist bestens", kommentiert er die Chancen der Realschüler: Rund zehn Prozent der Absolventen gingen nach der Mittleren Reife an die Übergangsklasse eines Gymnasiums, rund ein Drittel besuche eine Fachoberschule oder eine Fachakademie. Alle anderen hätten beste Chancen im Ausbildungsmarkt: "Wir haben durch unsere praxisnahe Ausbildung eine sehr gute Vermittlungsquote."
Rückläufige Schülerzahlen
Dass die Schülerzahlen an den Realschulen rückläufig sind (siehe Info-Kasten rechts) liegt laut MB Karch ausschließlich an der demographischen Entwicklung: In den Grundschulen sei der Tiefststand jetzt erreicht, in den Realschulen würden auch im Landkreis Bad Kissingen noch einige größere Jahrgänge verabschiedet, während kleinere nach kommen. Der Anteil der Realschüler an allen Schülern sei aber seit Einführung der sechsstufigen Realschule ziemlich konstant: Er liege bei rund 30 Prozent, daran habe auch das G 8 nichts geändert.
Als MB ist Karch auch für Schulentwicklung zuständig, für die Zusammenarbeit von Realschulen mit der Uni, er begutachtet die pädagogische Eignung von Lehrkräften, führt Direktoren ein oder verabschiedet sie. Jetzt geht er selbst in Ruhestand, und was hat er für Pläne? Jede Menge: "Mehr Sport treiben, mich sozial engagieren und reisen" stehen auf der Agenda.
Schulen 47 Realschulen gibt es im Bezirk Unterfranken, davon drei im Landkreis Bad Kissingen: In Bad Kissingen selbst, in Hammelburg und in Bad Brückenau.
Schüler Rund 28 000 Schüler besuchen aktuell alle unterfränkischen Realschulen zusammen. Die Zahl ist rückläufig, auch im Landkreis Bad Kissingen: 2010 gab es hier insgesamt 2146 Realschüler (991 Bad Kissingen, 648 Hammelburg und 507 Bad Brückenau), im laufenden Schuljahr waren es 1856 (877 Bad Kissingen, 564 Hammelburg und 415 Bad Brückenau).