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Mariä Himmelfahrt: Kräuter binden für die Kirche


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Mittwoch, 14. August 2013

Elf Frauen kümmern sich in Oerlenbach um die Würzweihbüschel. Für 80 Stück brauchen sie rund eineinhalb Stunden. Doch zuvor muss gesammelt werden.
Für die Kräuterweihe am Fest Mariä Himmelfahrt bereiteten in Oerlenbach Frauen 80 Büschel vor (von links): Brunhilde Ehehalt, Gabi Hoch, Helga Wiesner, Doris Beutert, Heidemarie Martin, Maria Federau und Bärbel Steinkohl. Fotso: Stefan Geiger


Mit dem heutigen Fest Mariä Himmelfahrt ist die Kräuterweihe eng verbunden. Seit gut zehn Jahren sammeln in der Pfarrgemeinde St. Burkard an den Tagen zuvor Frauen vielerlei Kräuter, binden diese zu Sträußen und legen sie in der Kirche auf. Im Gottesdienst erhalten die Würzweihbüschel, wie sie auch genannt werden, den kirchlichen Segen und finden in den Häusern einen besonderen Platz.

Früher war es so, dass jede Familie ihren Kräuterbüschel selbst fertigte und mit in die Kirche brachte, erzählt Gabi Hoch. Lotte Kuhn stimmt ihr zu. In den Brauch wurden die Kinder eingebunden. Diese Vorbereitung auf den 15. August ließ mehr und mehr nach. Dafür entstand eine Gruppe, die Kräuter für Betreuungsnachmittage der Caritas-Sozialstation sammelte und zusammenband. Ihre Arbeit dehnte sich aus, um alle Gottesdienstbesucher an der Würzweihe teilhaben zu lassen.

Um Gabi Hoch hat sich inzwischen ein Team gebildet, das den Brauch mit viel Hingabe und Freude pflegt. "Jeder kennt besondere Plätze, wo die verschiedenen Kräuter zu finden sind", erklärt sie, "da gibt es kein Problem, genügend Pflanzen zu haben." Eine feste Zahl und Liste gebe es nicht. Zu den eifrigen Sammlern gehören Gisela und Richard Jodl, die als fundierte Naturkenner wichtiges Wissen einbringen.

In all den Jahren hat das Wetter mitgespielt. Zum Binden kamen diesmal elf Frauen. Für jeden Strauß suchten sie die einzelnen Kräuter und Blumen, banden sie zusammen und fügten als Schmuck noch eine Zierschleife hinzu. Dass der eine Büschel mal etwas größer wurde, störte überhaupt nicht. Nach eineinhalb Stunden waren 80 "Buschen", wie sie andernorts genannt werden, fertig. Vor dem Altar und auf Tischen legten die Frauen diese zurecht, ehe die Gebinde im Festgottesdienst ihren Segen bekommen.

In der Medizin neu entdeckt

Nach dem Gottesdienst können die Besucher die Kräuterbüschel mitnehmen. Spenden werden für laufende Aufgaben in der Kirchengemeinde verwendet. "Daheim hängen wir die Kräuter unter dem Dach auf. Der vom letzten Jahr wird dann verbrannt", erzählt Doris Beutert. In anderen Haushalten hat der Büschel einen Ehrenplatz im Wohn- oder Essbereich. "Das macht jeder wie er will", sagt Gabi Hoch. Gemäß der Überlieferung, helfen die Kräuter gegen Krankheiten und Unheil. "Früher wurden geweihte Kräuter wie Wermut und Kamille unter das Futter gemischt, wenn Vieh erkrankt war", erinnert sich Elfriede Kleinhenz. Heute werde die heilende Wirkung der Kräuter in der Medizin neu entdeckt.

Wenn am Festtag Kräuterbüschel übrig bleiben, können sie an den folgenden Tagen noch aus der Kirche geholt werden. In gleicher Weise läuft die Kräuterweihe in Eltingshausen. In Ebenhausen übernimmt die Trachten- und Trachtentanzgruppe diese Aufgabe, in Rottershausen die Frauen, die sich um den Blumenschmuck in der Kirche kümmern.