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Mammutprogramm für die Arnshäuser


Autor: Ralf Ruppert

Arnshausen, Dienstag, 04. April 2017

Erst Stadtteil-Spaziergang, dann Bürgerversammlung: Die Arnshäuser konnten ihre Sorgen und Anregungen rund um den Ort los werden. Mit Kommentar.
Eindrücke vom Stadt-Spaziergang durch Arnshausen. Foto: Ralf Ruppert


Knapp 50 Bürger beim Stadt-Spaziergang im Rahmen des Gemeindeentwicklungsprogrammes, mehr als 150 Teilnehmer an der anschließenden Bürgerversammlung: Die Arnshäuser zeigten am Montag, dass sie sich für ihren Stadtteil interessieren. In zahlreichen Wortmeldungen wurden Dauerthemen wie die Sanierung des Altortes, aber auch neue Themen wie der Ablauf der Arbeiten an der Ortsdurchfahrt angesprochen. Einen großen Haken machte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) hinter den seit Jahrzehnten geforderten Radweg: "Das war das wichtigste Thema, bis er fertig war", sagte er dazu augenzwinkernd.


Drei mögliche Varianten

In der Bürgerversammlung sprachen auch etliche Experten, etwa Joachim Mayr vom Amt für ländliche Entwicklung (ALE). Er erläuterte auf Nachfrage vor allem die Förder-Möglichkeiten: Bislang sei er davon ausgegangen, dass in Arnshausen nur eine so genannte Einzel-Maßnahme geplant sei. Die könne mit maximal 250 000 Euro bezuschusst werden. Die Planungen hätten jedoch mittlerweile eine Größenordnung erreicht, die darüber hinausgehen, gab Mayr zu Bedenken.
Daneben gebe es auch EU-Fördergelder, allerdings nur bis zum Jahr 2020 - und mit dem gleichen Nachteil wie bei der Einzel-Maßnahme: "Gefördert wird nur der Anteil der Stadt, Sie als Anlieger sehen von der Förderung nichts." Eine echte Bezuschussung der Baukosten, die auch die Umlage für die Bürger reduziert, gebe es nur bei einer großen Dorferneuerung - "wenn sie da reinkommen in absehbarer Zeit", schränkte Mayr jedoch ein, denn: Die Nachfrage und die Warteliste seien groß.
Was die Bürger tun könnten, um das Verfahren zu beschleunigen, fragte Harald Wedler, selbst Anlieger der Quellengasse. "Wir arbeiten natürlich lieber in Ortschaften, wo man uns haben will", nannte Mayr einen Aspekt. Die Bevölkerung und die Stadt müssten also ein deutliches Signal senden. Zudem spiele das von der ALE geförderte Gemeindeentwicklungskonzept eine große Rolle. Das dürfte allerdings positiv für Arnshausen ausfallen: "Aus fachlicher Sicht befürworten wir eine Dorferneuerung", sagte Stadtplaner Leonhard Valier beim Stadtteil-Spaziergang, und: "Ob Sie das dann auch wirklich wollen, müssen Sie zusammen mit den Verantwortlichen bei der Stadt entscheiden." OB Blankenburg kündigte an, dass heuer die Entwurfsplanung abgeschlossen und erste Kosten ermittelt werden sollen. Dann würden die Anlieger informiert und das weitere Vorgehen abgestimmt.


Von Spielplatz bis Friedhof

Beim Stadtteil-Spaziergang liefen Planer und Mitarbeiter des Bauamtes Stationen wie Friedhof, Spielplatz, Kneipp-Becken und Altort ab. "Der Zustand der Leichenhalle ist nicht mehr würdig für Begräbnisse", sate etwa Burkard Bayer vom Pfarrgemeinderat. Er regte zudem die Öffnung der Toiletten neben der Kirche bei Beerdigungen an.
Valier weckte jedoch keine falschen Erwartungen: "Ich glaube nicht, dass unser Staat noch die Vollversorgungs-Mentalität erfüllen kann, die viele von uns vielleicht gewohnt sind." Bei den Toiletten schlug er eine praktikable Lösung mit Eigen-Initiative der Bürger vor. Zudem verwies er auf die im Mai geplanten Themen-Workshops: Dabei sollen Belange, die in allen Stadtteilen angesprochen wurden, angegangen werden. Die Friedhöfe seien ein Beispiel, dazu habe die Stadt bereits Vertreter der Pfarrgemeinden eingeladen. Das Gemeindeentwicklungskonzept soll danach abgeschlossen und noch heuer im Stadtrat beschlossen werde.


"Mittelpunkt der Welt"

In der Bürgerversammlung gab es jede Menge Fragen der Bürger sowie Rück- und Ausblicke der Stadt-Verwaltung (siehe Info-Kasten). In seiner Bilanz ging Blankenburg auch auf die Einweihung des geodätischen Messpunkts am Wittelsbacher Turm ein: "Jetzt steht fest, dass Arnshausen der Mittelpunkt der Welt ist." Mit ähnlich launigen Worten wies der OB den späteren Einwand zurück, dass von dem Geld lieber ein Ersatz für die abgebaute Rutsche am Spielplatz hätte angeschafft werden sollen: "Man kann das nicht beliebig tauschen", verwies er auf unterschiedliche Geldgeber.

Bundesstraße Die beiden Abteilungsleiter Matthias Wacker und Alexander Schlegel vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt stellten die Pläne für die B 286 neu und den Ausbau der Ortsdurchfahrt vor: In Arnshausen wird ab 19. Juni ein 670 Meter langes Teilstück der Bundesstraße erneuert, unter anderem ist eine neue Abbiegespur nach Reiterswiesen geplant. Wacker kündigte an, dass halbseitige Sperrungen mit Ampel notwendig sind. Der erste Abschnitt der B 286 neu wird frühestens ab 2019 gebaut. Wann es weiter bis nach Bad Kissingen geht, ist offen.

Unterhalt Voraussichtlich in den Sommerferien soll die Treppenanlage in der Fuhrmannstraße saniert werden. Die Brücke in der Brückenstraße weist laut Stadt größere Schäden auf, deshalb ist die Fahrbahn dort bereits eingeengt. Im aktuellen Haushalt sei Geld für die Planung vorgesehen, gebaut werden soll im kommenden Jahr.

Bauland Vor wenigen Wochen rechtskräftig wurde der Bebauungsplan "Im Gründlein". Auf den ehemaligen Tennisplätzen sollen voraussichtlich ab Herbst sechs Bauplätze erschlossen werden. Das neue Bauland stehe vermutlich ab Sommer 2018 zur Verfügung und soll nur mit Bauzwang verkauft werden, denn: In Arnshausen gebe es aktuell mehr als 25 unbebaute Bauplätze, die nicht zum Verkauf stehen.

Halle Mit den Worten "Niemand hat die Absicht, die Lollbachhalle abzureißen" reagierte OB Kay Blankenburg auf Bedenken von Bürgern. Er bestätigte zwar, dass es Überlegungen gebe, die einzelnen Standorte der Henneberg-Schule zusammen zu fassen, entschieden sei aber noch nichts. "Dass Arnshausen diese Halle braucht, Schule hin oder her, steht für mich außer Frage." Geprüft wird, ob die Stadt einen zusätzlichen Sonnenschutz für die Fenster anbringt.

Müll Ein Dauerthema in Arnshausen sind mehrere Grundstücke, auf denen Baumaterial, alte Fahrzeuge und vieles mehr gelagert werden. "Das Landratsamt hat uns zugesichert, dass da was passiert", kommentierte Blankenburg auf Nachfrage einen konkreten Fall.

Ein Kommentar von Redakteur Ralf Ruppert:

Geduld wird strapaziert

Die Arnshäuser sind das Warten gewohnt: Erst 44 Jahre nach der Eingemeindung gab es im vergangenen Jahr den lang ersehnten Geh- und Radweg in die Stadt. Bei aktuellen Projekten sieht es nicht viel besser aus: Die Ortsdurchfahrt wird zwar im Sommer saniert, aber weder bei der Dorferneuerung, noch bei der B 286 neu ließen sich die Experten auf Zeitpläne festlegen. Aber zwischen den Zeilen war zu lesen, dass beides durchaus zehn Jahre und mehr dauern könnte. Dagegen ist die Perspektive für den Spielplatz ein Klacks: Da geht's laut Konzept "schon" im Jahr 2023 weiter.