Mais-Ernte für Biogasanlage in Bad Bocklet heuer ein Drittel zu wenig
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Bocklet, Freitag, 25. Sept. 2015
Wegen der Dürre reicht die Maisernte der Gesellschafter für den Betrieb der Biogasanlage in Bad Bocklet heuer nicht aus, und der Energie-Maschinenring wird Futtergetreide zukaufen müssen.
Ungewohnter Trubel herrschte in der vergangenen Woche an der Bad Bockleter Biogasanlage. Im Fünf-Minuten-Takt kamen die riesigen Schlepper von den Mais-Feldern und luden ihre tonnenschwere Silage-Ladung auf dem Vorplatz ab. Große Bagger verdichteten die Ernte zur weiteren Lagerung. "Heuer ist die Ernte um ein Drittel geringer als sonst", hat Landwirt Jochen Then aus Burglauer ausgerechnet. Er ist einer von 16 Gesellschaftern der Maschinenring Energie Bad Bocklet GmbH.
Wichtig für Fruchtwechsel
Nur auf 250 der 2000 Hektar, die insgesamt von den Gesellschaftern landwirtschaftlich genutzt wird, bauen sie Futter- oder Silo-Mais an. Damit räumt Jochen Then das Vorurteil aus, deutsche Landwirte würden nur noch Solarmodule aufstellen oder für die Biogasanlagen arbeiten. Im Gegenteil: "Ich brauche sogar den Maisanbau im Wechsel meiner Fruchtfolge und zur Unkrautbekämpfung." Er hat heuer nur auf 30 seiner insgesamt 150 Hektar Ackerfläche Silo-Mais angebaut. Die wechselnde Fruchtfolge sorgt für fruchtbaren Boden. "Im nächsten Jahr kann ich dann wieder guten Brotweizen anbauen."
Auf die Waage
Gerade ist er mit seinem Schlepper und dem mit Mais-Häcksel voll beladenen Zwölf-Tonnen-Hänger auf die Waage gefahren. Manfred Hofmann entnimmt der Ladung eine Probe: "Die brauchen wir zur Feststellung des Trockenmassegehalts." Denn trotz gleichen Gewichts ist je nach Bodenqualität der Anteil der Trockenmasse unterschiedlich, erklärt er. Je mehr Trockenmasse pro Tonne, umso höher die Energiedichte. Genau danach richtet sich letztlich der Preis pro Tonne abgelieferter Mais-Silage. "Mindestens 32 Prozent Trockenmasse sollte der Mais schon haben", ergänzt Then.
Besonders wichtig ist die Menge der Maiskolben. Then: "60 Prozent der Energie kommt aus den Körnern." Erst wenn die Körner ausgereift, also trocken genug sind, kann mit der Ernte begonnen werden. Auch dies ist abhängig von der Bodenqualität.
Auf besonders sandigem Boden konnte schon Ende August die erste Ernte eingefahren werden. Doch heuer war es überall viel zu trocken. "Uns fehlen 150 Liter Regenwasser. Sonst hatten wir 45 Tonnen pro Hektar, diesmal werden es nur 30 Tonnen sein." Den Energieverlust schätzt er sogar auf 40 Prozent. Wegen der Dürre gibt es nicht so viele Maiskolben.
Insgesamt schätzen Then und seine Mitgesellschafter, die ihre Ackerflächen im Umkreis von knapp zehn Kilometern rund um Bad Bocklet zwischen Burglauer, Nüdlingen und Großenbrach bewirtschaften, das diesjährige Ergebnis auf unter 8000 Tonnen. "Wir brauchen aber 12 000 Tonnen, um unsere Biogasanlage ganzjährig auszulasten." Natürlich könnte man die Fehlmenge mit Gülle und Stallmist ausgleichen, doch wurde genau dies den Gesellschaftern 2006 bei der Genehmigung zum Bau der knapp zwei Millionen teuren Anlage ausdrücklich untersagt. Deshalb wird der Bockleter Energie-Maschinenring noch Futtergetreide, eine Mischung aus Roggen und Weizen, zukaufen müssen.
Auch für private Nutzer
Sobald die Silage aus diesjähriger Ernte in den Vorgärungsbehälter eingebracht wird, muss der Stromkunde noch 60 Tage warten, bis das aus dem Mais gewonnene Methangas zur Strom- und Wärmeerzeugung verfügbar ist. Knapp fünf Millionen Kilowattstunden werden pro Jahr in der Bad Bockleter Anlage erzeugt, also ein Drittel des in der Marktgemeinde benötigten Stroms. Gleichzeitig werden über drei Millionen Kilowattstunden an Wärme produziert, womit bisher das Kurzentrum sowie einige Gewerbe- und Wohnhäuser beheizt werden. Allerdings scheint sich diese Möglichkeit noch nicht bei allen Bad Bockletern herumgesprochen zu haben, bedauert Jochen Then. "Bei der Wärme haben wir Überschuss. Da fehlen uns noch Abnehmer."