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Lokale Stimmen zur Entscheidung Seehofers


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Montag, 24. April 2017

Seehofer macht weiter und kandidiert 2018 erneut, wir haben dazu eine Umfrage unter CSU- und anderen Politikern gemacht.
Dorothee Bär gehört dem CSU-Parteivorstand an und war gestern deshalb live dabei, als Seehofer seinen Rücktritt vom Rücktritt verkündete. Foto: Archiv


"Es gab lange Applaus", berichtet die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär von der gestrigen Sitzung des Parteivorstandes, dem sie seit 2001 angehört. Auch sie selbst freue sich über die Entscheidung Seehofers, denn: "Er steht in der Partei und in der Bevölkerung gut da." Zudem sei er selbst jahrzehntelang im Bundestag gewesen und kenne das politische Geschäft auch in Berlin. Erfreulich sei für sie in der Vorstandssitzung auch der Entwurf der CSU-Liste für die Bundestagswahl gewesen: Aktuell sei sie für Platz 3 der Landesliste vorgesehen, teilte Bär mit.

Regelmäßigen Kontakt zu Horst Seehofer hat Steffen Hörtler, designierter CSU-Fraktionssprecher im Bad Kissinger Stadtrat und Landesvorsitzender der Sudetendeutschen. "Horst Seehofer hat großartiges geleistet für die deutsch- tschechisches Beziehungen", lobt er den CSU-Parteivorsitzenden, mit dem er kommende Woche nach Prag reise. Kein anderer stehe wie Seehofer für konservative Werte, wirtschaftliche Erfolge des Freistaates und "Stabilität über Bayern hinaus". Deshalb freute sich Hörtler gestern auch über die Nachricht aus München: "Ich bin jetzt viel beruhigter."

"Für mich war die Nachricht nicht überraschend, das hat sich ja in den vergangenen Tagen abgezeichnet", sagt der Bad Kissinger CSU-Landrat Thomas Bold zur Personalie Seehofer, und: "Wichtig ist, dass jetzt Klarheit herrscht." Der Freistaat Bayern stehe sehr gut da - "daran hat Horst Seehofer einen großen Anteil". Der Ministerpräsident habe schon mehrfach seine Verbundenheit zum Landkreis bewiesen, etwa mit einer Kabinettssitzung in Bad Kissingen oder mit dem besuch des Kissinger Sommers. Landrat Bold: "Wir arbeiten gut mit der Staatsregierung zusammen."

"Wenn Seehofer weitermachen muss, um Söder zu verhindern, hat die CSU ein Personalproblem", kommentiert die Grünen-Bundestagskandidatin Manuela Rottmann. Sie bezeichnet die CSU-Spitze als "enge Macht-Clique, sie sich mit sich selbst beschäftigt". Deshalb komme sie auch zu nichts anderem. Seehofer selbst sei für sie wie ein "Fähnchen im Wind: Da geht es nur um Machterhalt". Zudem stehe der bayerische Ministerpräsident für eine "gefährliche Neben-Außenpolitik": Die Kontakte zu Putin oder Orban schaden Deutschland nach Rottmanns Meinung eher.

Nicht kommentieren wollte gestern auf Nachfrage der Bad Kissinger SPD-Oberbürgermeister Kay Blankenburg die Entscheidung Seehofers. Blankenburg hatte im Januar Markus Söder zum Neujahrsempfang empfangen, vielleicht in der Hoffnung, den künftigen Ministerpräsidenten begrüßen zu können? "Wir haben ihn als Finanzminister eingeladen, weil er in dieser Funktion für die Staatsbäder zuständig ist", weicht Blankenburg aus. Und fügt diplomatisch an: "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich mit Herrn Dr. Söder gut zusammen arbeite."