Lidl sorgt bei Landwirten für Unmut
Autor: Peter Rauch
Bad Kissingen, Freitag, 22. Juli 2016
Landwirte antworten auf einen Forderungskatalog des Unternehmens mit Gegenfragen.
Einen 46 Punkte umfassenden Katalog bezüglich "Grundanforderungen für Lieferanten bei der Herstellung von Molkereiprodukten und Käse" ließ die Lidl Deutschland Einkaufsagentur GmbH & Co. KG den Molkereien und Käsereien zukommen. Bei allen zukünftigen Vertragsabschlüssen setze Lidl "die Einhaltung der aufgeführten Parameter voraus".
Doch viele Landwirte fühlen sich durch den Fragebogen schlicht verschaukelt. Schon die erste Anforderung, "der Lieferant sorgt dafür... dass die jeweilig gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden" stelle die Landwirte in ein schiefes Licht, schließlich hielten sie sich an vorgegebene Gesetze. Dass jeder, der einen Milchviehbestand betreut, die Tiere angemessen ernähren, pflegen und halten müsse, brauche man den Landwirten nicht erst zu sagen, "schließlich sind wir ja keine Deppen und verstehen unseren erlernten Beruf" war aus der Runde zu hören. Und niemand müsse einem Landwirt erklären, dass er keinen Klärschlamm auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausbringen soll, die zur Futtergewinnung dient.
Im Gegenzug wollen Landwirte und Bauernverband nun von Lidl wissen, sie es um die "Nachhaltigkeit und Grundanforderungen an Verkaufsstellen des Lebensmitteleinzelhandels" steht. Ein Fragebogen dazu soll in diesen Tagen an allen Lidlmärkten übergeben werden. Da fragen die Landwirte, ob die Lidl-Märkte energiesparend beleuchtet werden, ob Mindestlohn gezahlt wird, oder ob die Mitarbeiter während der Arbeitszeit freien Zugang zu Tageslicht haben. Gefragt wird auch, ob Lidl bei Textilwaren garantieren könne, dass am Herstellungsort deutsche Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden.
Der Kissinger Marktleiter Thomas Hennig nahm den Forderungskatalog an und versicherte, ihn weiter zu leiten. Mehr könne und dürfe er dazu nicht sagen, dies sei Angelegenheit der Firmenzentrale.