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Lichterkette durch Bad Kissingen: Wir sind tolerant!


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Montag, 10. Dezember 2018

Rund 400 Menschen ziehen am internationalen Tag der Menschenrechte mit einer Lichterkette durch die Bad Kissinger Innenstadt.
Bei der Lichterkette  zogen annähernd 400 Menschen durch die Innenstadt. Johannes Schlereth


Mit hunderten Lichtern ein Zeichen für Menschenrechte setzen. Ein Zeichen für Hoffnung. Und eines gegen Hass, Gewalt und Ausgrenzung. "Dass so viele von euch heute hierher gekommen sind, macht mir Hoffnung. Deswegen zünde ich heute mit euch ein Licht an", sagte Burkhard Hose. Der Würzburger Hochschulpfarrer, Autor und Menschenrechtsaktivist sprach zu den annähernd 400 Menschen, die am Montagabend eine Lichterkette durch die Fußgängerzone bildeten - von der Stadtpfarrkirche über den Marktplatz mit seinen weihnachtlichen Buden bis zur evangelischen Erlöserkirche.

Hose erinnerte in seiner Rede an die Menschenrechte, die im Grundgesetz verankert sind. Etwa im 1. Artikel: Die Würde des Menschen ist unantastbar. "Das steht in der Ewigkeitsklausel des Grundgesetzes. Das darf nicht verändert werden", sagte er. Die Würde des Menschen ist nicht abhängig von Stimmungen und Mehrheiten im Land. "Unsere Aufgabe ist es, dafür einzustehen. Da gibt es etwas, das nicht verfügbar ist, sondern Verpflichtung für uns alle."

Breite Zustimmung für Aktion

Matthias Karwath von der katholischen Herz-Jesu-Pfarrgemeinde hatte die Aktion ins Leben gerufen und schnell Anhänger gefunden. Von der evangelischen Kirche und den Freikirchen über gesellschaftliche Akteure wie Malteser und Caritas, bis zu Parteien, Gewerkschaften und dem Integrationsbeirat der Stadt Bad Kissingen. "Wir werden von allen großen gesellschaftlichen Akteuren unterstützt. Ich glaube, dass viele Menschen spüren, dass das Gleichgewicht in unserer Gesellschaft auf der Kippe steht", sagte der Pfarrvikar. Die radikalen Bilder und die hasserfüllte Sprache nach den rechten Ausschreitungen in Chemnitz seien prägend gewesen. "Menschenrechte sind die Basis unserer Gesellschaft. Wenn die nicht bewahrt werden, kippt sie. Deshalb haben wir so eine breite Unterstützung", erklärte Karwath.

Ihm ist es wichtig, dass die große, aber bislang stille Mehrheit sich klar positioniert. "Es reicht nicht zu sagen: Ich bin dagegen. Wir brauchen ein Gegengewicht", sagt der Initiator der Lichterkette. Das können universal gültige Menschenrechte oder die christliche Botschaft sein: Beide stehen gegen die Ausgrenzung von Andersdenkenden. Karwath vermisst in der gegenwärtigen politischen Aktion hier ein deutlicheres Auftreten von Kirchen und Parteien. "Deshalb wollen wir da auch raus. Auf die Straße und in die Dunkelheit."

"Wir haben den Wunsch, in einer Stadt zu leben in der die Menschen friedlich miteinander umgehen", sagt Ana Maria Benevides Werner, Vorsitzende des Integrationsbeirates. Bad Kissingen sei immer bekannt dafür gewesen, internationale Gäste offen willkommen zu heißen. "Wir wollen, dass die Stadt offen und gastfreundlich bleibt."

Karin Reinshagen: Leise Mehrheit

Die Integrationsbeauftragte des Bad Kissinger Stadtrates hat die Aktion mitorganisiert. "Ich bin für Offenheit und gegen Rassismus. Ich finde es wichtig, Flagge zu zeigen. Es gibt viele Menschen, die gegen rechtes Gedankengut sind", sagt sie. Nur werde diese leise Mehrheit in Medien und Politik nicht so stark wahrgenommen wie rechte Krakeeler und Demonstranten. Anlass für die Lichterkette durch Bad Kissingen ist der politische Rechtsruck in Europa. "Das Klima in Europa ist eines, das Angst macht."

Gerd Greier: Kirche in der Pflicht

Der Pfarrer sieht es als christliche Pflicht, sich gegen Hass, Gewalt und rechte Hetze einzusetzen. "Es kann nicht sein, dass die Kirche sich da abkapselt", sagt er. Menschenrechte seien christlich geprägt. Auch wenn Menschen unterschiedliche politische Ansichten haben, sollten Menschenrechte doch etwas sein, auf das sich alle einigen. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", betont er. Und: "Wir sind da. Ein Licht in der Hand zu halten, ist eine andere Botschaft, als gegen andere zu hetzen."

Frank Hertel: Zeichen gegen Hass

Frank Hertel engagiert sich zwar für die Linke, zur Lichterkette kam er aber als Privatperson. "Das ist keine politische Veranstaltung, sondern eine menschliche", erklärt er. Egal ob in Bad Kissingen ein Barkeeper hinterrücks niedergeprügelt wird, überall in Deutschland rechte Parteien erstarken oder Europa sich vor Flüchtlingen abschottet: "Das geht so nicht! Ich finde es wichtig, dass wir ein Zeichen für Frieden und Mitmenschlichkeit setzen", sagt er. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit.