Druckartikel: Licht für die Amtsstuben

Licht für die Amtsstuben


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Freitag, 22. Juli 2016

Für das Behördenzentrum werden 314 Fenster entweder restauriert oder nach historischem Vorbild nachgebaut. Im Dach sind elf große Oberlichter integriert.
Architekt Christian Teichmann und Erwin Full vom Staatlichen Bauamt auf der Baustelle Luitpoldbad. Foto: Ralf Ruppert


Nach Jahren des Entkernens und der Rohbauarbeiten nimmt das Behördenzentrum im Luitpoldbad von außen langsam Gestalt an: "Die Fenster sind die Augen des Gebäudes", gerät Architekt Christian Teichmann geradezu ins Schwärmen, wenn er über die insgesamt 325 Lichtelemente rund um das Baudenkmal spricht. 1,82 Millionen der insgesamt 37 Millionen Euro kosten die Fenster, insgesamt sieben Firmen sind damit beauftragt, denn: "Da ist alles Mögliche dabei, von

restauriert bis nach historischem Vorbild neu gebaut."
Die Schmuckstücke des künftigen Behördenzentrums werden die historischen Buntglasfenster sein: die beiden großen Glasdecken in den Treppenhäusern, zwölf Rundfenster in den beiden Eckrisaliten und weitere sechs im Heizhaus. "Die sind bereits fertig restauriert", berichtet Teichmann, aktuell sind sie jedoch noch bei der Spezialfirma in Paderborn eingelagert. 360 000 Euro hat sich der Freistaat die Restaurierung kosten lassen.


"Zum Teil furchtbare Fenster"

Früher waren die historischen Fenster mit Metallnetzen vor Steinschlag gesichert, in Zukunft sind sie nach außen durch eine zusätzliche Verglasung geschützt: Die hagelsicheren Oberlichter über den Glasdecken und die Vorsatz-Fenster in den Eckrisaliten sind bereits installiert und sorgen neben dem unmittelbaren Schutz auch für eine zusätzliche Wärmedämmung sowie zum Teil für einen diffusen Lichteinfall und damit eine schönere Wirkung.
Bereits vor den Bauarbeiten im Luitpoldbad stand eine Bestandsaufnahme an: "Ein Restaurator hat sich sämtliche Fenster und Türen angesehen", berichtet Erwin Full, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt. Ein Ergebnis: "Da waren zum Teil ganz furchtbare Fenster eingebaut." In enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurden diese Bausünden aus den 1970er Jahren beseitigt und durch neue Fenster nach historischen Plänen ersetzt.

"Es ist ein bisschen ruhiger geworden auf der Baustelle", fasst Architekt Christian Teichmann den Stand der Generalsanierung des Luitpoldbades zusammen. Viel gearbeitet wird aber trotzdem, aber es sind vor allem leise Gewerke: Elektrokabel werden verlegt, die Rohre für die Fußbodenheizung, auch Blitzschutz und Spengler machen nicht so viel Lärm wie die Arbeiten im Rohbau. Mehr als 80 Prozent der 325 Fenster sind bereits eingebaut (siehe Titelseite) und die Dächer sind so gut wie fertig.


Begutachtung vom Altenberg aus

"Bei der Planung haben wir uns sogar vom Altenberg aus die Dachlandschaft angesehen", erinnert sich Erwin Full vom Staatlichen Bauamt. Entschieden wurde, dass auf den meisten Dächern Edelstahl-Bleche montiert werden. Nur auf den Pavillons bleiben entweder die alten grünen Kupfer-Dächer oder sie werden originalgetreu ersetzt. Das Kupfer werde vorher eigens patiniert, weil Kupfer bei der heutigen Luft-Zusammensetzung nicht mehr von alleine grün werde. Das passe dann auch zu den grün eloxierten Aluminium-Dächern des Regentenbaus.
Im Sommer kommen auch die Estrichböden. Bereits verputzt ist der Westflügel, der Ostflügel sei noch in Arbeit. "Beim Trockenbau ist alles gestellt, was für die Installation notwendig war", berichtet Teichmann. Im Moment seien die Bauarbeiten gut im Zeit- und Kostenrahmen. "Wir ziehen vor den Sommerferien im nächsten Jahr ein", legt sich Teichmann fest.
Bewusst modern gehalten wurde der Querriegel mit den Archivgebäuden: "Die Treppenhäuser wirken wie eine historische Schattenfuge zum Hauptgebäude", beschreibt Teichmann die Idee. Ein wichtiges Detail sind für den Architekten auch die 60 runden Fensterchen, die früher zur Lüftung der Badekabinen genutzt wurden: Die gußeisernen Rosetten darin wurden restauriert, nach innen werden Scheiben eingebaut, zudem wird jedes Fensterchen mit LED-Lampen beleuchtet. Teichmann erwartet sich davon am Tag einen schönen Lichteffekt innen und in der Nacht einen Hingucker an der Fassade.
Auch viele Speziallösungen gab es: So wurden zum Beispiel für den Südflügel Isolierglas-Fenster speziell aus historischem Sternchen-Glas gefertigt.