Letzter Vorhang nach 20 Jahren für Gerhild Ahnert
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Mittwoch, 12. März 2014
Gerhild Ahnert leitet die Theatergruppe des Jack-Steinberger-Gymnasiums. Nach zwei Jahrzehnten auf dem Regiestuhl verabschiedet sie sich von der Bühne.
Die Gänge im Schulhaus sind schon leer, wenn Gerhild Ahnert die Scheinwerfer einschaltet. Sie strahlen auf die Bühne in der Aula des Jack-Steinberger-Gymnasiums (JSG). Die Kulisse ist bunt und selbstgemacht. Die Kostüme sitzen, die Maskierung steht. Eine der letzten Proben vor dem großen Abend. Eine der letzten Proben für Gerhild Ahnert mit der Theatergruppe des JSG. Nach 20 Jahren macht sie Schluss.
"Die letzte Produktion fällt mir schwer", sagt sie.
Nach diesem Schuljahr geht Gerhild Ahnert in den Ruhestand. Dann verabschiedet sich die stellvertretende Schulleiterin auch von der Theatergruppe der Oberstufe. Die Aufführungen heute und am Freitag sind die letzten mit ihr als Leiterin.
Gerhild Ahnert trägt einen gestrickten Schal. Sie hat ihren Schreibtischstuhl dorthin geschoben, wo bei den Aufführungen in der Aula die letzte Stuhlreihe gestellt wird. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein Buch. Die Grundlage für das Stück der Theatergruppe. Eine "Tragische Komödie" von Friedrich Dürrenmatt. Sie blickt über den roten Rahmen ihrer Brille. "Noch etwas lauter", ruft sie den Schülern zu, die auf der Bühne die erste Szene von "Der Besuch der alten Dame" durchspielen.
Gemeinsam durch die Hölle
"Es fordert einen bis aufs Blut, wenn man versucht, es perfekt zu machen", sagt sie. Das ist ihr Anspruch. Seit 20 Jahren. "In den Proben gibt es Phasen, in denen es schwierig ist." Für die Schüler und für sie. "Man geht gemeinsam durch die Hölle", sagt sie und meint es ernst. Das Besondere bleibt: "Es ist toll zu sehen, wie sich die Schüler in die Rollen reindenken." Beim diesjährigen Stück sei das aber gar nicht so einfach gewesen. "Hier ist es schwierig, weil wir es mit unangenehmen Personen zu tun haben."
Auch dieses Jahr brachte sie den jungen Schauspielern der Mittel- und Oberstufe einen ganzen Stapel Texte mit. Welche Geschichte die Schüler auf die Bühne bringen, entscheiden sie selbst. "Die Arbeit ist so anstrengend, dass ich nicht den Vorwurf bekommen will, dass ich das Stück ausgesucht habe."
Die Deutschlehrerin ist fasziniert vom Theater. "Mich interessiert die Dramatik." Seit vielen Jahren organisiert sie den Theaterring für die Stadt Bad Kissingen. Schon als Jugendliche hat sie Regie geführt, erzählt sie. An ihre erste Theatergruppe als Lehrerin kann sie sich noch gut erinnern. Mit einer 6. Klasse studierte sie das Stück "Der arme Ritter" von Peter Hacks ein. Damals bekam sie von einem Kollegen noch zu hören: "Eine Frau kann das sowieso nicht machen". Die erfolgreichen Aufführungen quittierten ihm Unrecht. In den vergangenen 20 Jahren brachte sie mit den Schülern viele Stücke auf die Bühne des JSG: Shakespeares "Sommernachtstraum" und "Der Kaufmann von Venedig", Goethes "Faust" oder "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Horvath. "Man muss gut organisieren können und flexibel sein."
Skript mit regionalem Gehalt
Das Textbuch hat Gerhild Ahnert für die Vorstellung bearbeitet. Ein Sechstel flog raus, erzählt sie. Rauchszenen wichen regionalen Bezugspunkten wie dem Klauswald. Sie probt gern mit den jungen Leuten: "Es ist begeisternd, mit den Schülern auch einen anderen Umgang zu haben als im Unterricht." Die Arbeit zahlt sich am Ende aus. "Man kann gemeinsam etwas Großes machen und ein riesen Werk auf die Bühne bringen."
Aufführungen:
Die Theatergruppe der Oberstufe des Jack-Steinberger-Gymnasiums in Bad Kissingen steht an zwei Abenden auf der Bühne. Am Donnerstag, 13. März, und am Freitag, 14. März, beginnen die Schauspieler jeweils um 19 Uhr in der Aula der Schule.