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Letzte Hand am Oerlenbacher Gedenkstein angelegt


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Dienstag, 09. August 2016

Die Oerlenbacher Jagdgenossen setzten auf die Grundmauern des früheren Rathauses an der Hauptstraße eine informative Gedenktafel.
Im Zuge der Erneuerung der Ortsdurchfahrt entstand an der Ecke Haupt-/Alte Rathausstraße ein kleiner Platz, wo früher das alte Rathaus stand. An dieses Gebäude erinnern die in Sitzhöhe errichteten Grundmauern. Um deren Bedeutung zu verdeutlichen, spendierten die Jagdgenossen einen Gedenkstein, den Vorsitzender Ekkehard Schmitt, Bürgermeister Franz Kuhn, Bruno Kuhn und Siegfried Bieber fachgerecht aufsetzen. Foto: Stefan Geiger


Einmal mehr engagierten sich die Jagdgenossen für die Allgemeinheit: Auf die Grundmauern des früheren Rathauses an der Hauptstraße setzten sie einen Muschelkalkstein mit Gedenktafel, die die wesentlichen Daten der einstigen Dorfmitte in Kurzform auflistet. Die Einweihung erfolgt am Freitag, 12. August, um 18 Uhr.

In ihrer letztjährigen Versammlung beschlossen die Mitglieder der Jagdgenossenschaft in Abstimmung mit der Gemeinde die Maßnahme.

Im Zuge der Sanierung der Ortsdurchfahrt war 2012 der einstige Rathausplatz hergerichtet und dabei die Grundmauern des früheren Rathauses bis Sitzhöhe erstellt worden. Hier sollten sich Bewohner treffen und austauschen können. Um die Symbolik dieser Mauern gerade für die jüngere Generation zu erläutern, ergriffen die Jagdgenossen die Initiative. Von der Firma Steinbach ließen sie aus gleichem Material wie bereits die Grundmauern, nämlich in Muschelkalk, einen Quader schneiden und an der einen Seite schräg abflachen, um darauf eine Edelstahlplatte mit den wichtigsten Daten zum einstigen Rathaus anzubringen.
"Wir haben 400 Euro investiert, um der Nachwelt diese Stätte zu erklären. Dabei wird auch deutlich, wie klein einst Oerlenbach war und das Rathaus zusammen mit Brunnen die Dorfmitte bildete", erklärte Vorsitzender Ekkehard Schmitt, der zusammen mit Bürgermeister Franz Kuhn (CSU) und weiteren Jagdgenossen das Erinnerungsstück mit einem Spezialkleber auf den Grundriss setzte.


Neubau 1967 eingeweiht

Das alte Rathaus wurde 1965 abgebrochen, nachdem sich Oerlenbach enorm vergrößert und damit weiterentwickelt hatte, und ein Neubau in der Schulstraße entstand. Dieser wurde am 17. Juni 1967 eingeweiht. Zur Überbrückung liefen die Amtsgeschäfte in der neu erbauten Schule. Dr. Andreas Werner widmete 1948 in seiner Ortschronik dem Rathaus ein umfangreiches Kapitel, das sich so zusammenfassen lässt: An öffentlichen Gebäuden besaß Oerlenbach im Jahre 1595 nur ein Hirtenhaus und ein Waaghäuschen, die von der Gemeinde unterhalten wurden. Als drittes öffentliches Gebäude entstand 1683 das Rathaus.

Dazu versammelte Bürgermeister Johann Ziegler die Mannen Oerlenbachs, insgesamt 22 Haushaltsvorstände, um nach dem Beispiel der Nachbarorte einen Versammlungsraum zu schaffen. Die große Mehrheit beschloss, ein Rathaus zu bauen. Nach Genehmigung durch den "Amtskeller" in Ebenhausen ging man sofort ans Werk. Ein Baumeister ist in den Urkunden nicht genannt.


Kachelofen, Tischchen, Regal

Das Rathaus war ein einfacher, auf niedrigem Steinsockel ruhender, aus Erd- und Dachgeschoss bestehender Holzbau, dessen Riegelfelle nach der damaligen Bauweise mit Holzgittern und einer Mischung aus Lehm und Stroh ausgefüllt waren. Im Gegensatz zu den größtenteils mit Stroh gedeckten Häusern hatte es ein Ziegeldach. Die Ratsstube erhellten zwei kleine Fenster, die mit Läden versehen waren. Sitzgelegenheit bot eine Bank. Später wurde für den Schultheißen (Bürgermeister) ein Lehnstuhl bereitgestellt. Wandschmuck fehlte. Ein Kachelofen, ein Tischchen und ein Regal für die wenigen Akten vervollständigten die Ausstattung der Ratsstube. 1778 wurde noch eine "Truge" zur Aufnahme der Gemeindebücher eingestellt. Immer wieder musste ausgebessert werden. Dr. Werner listete dazu einzelne Maßnahmen mit den jeweiligen Kosten der Handwerker auf. Schließlich musste der Bau abgerissen werden. Das noch brauchbare Altmaterial wurde versteigert, um mit dem Erlös die Erweiterung der Schule zu finanzieren. An gleicher Stätte entstand 1858 ein Neubau. Der zweigeschossige Bau von neun Metern Länge und 6,5 Metern Breite umfasste im Obergeschoss die Amtsstube sowie im Erdgeschoss Milchsammelstelle, Backofen und Dorfschmiede. An diesem Freitag, 12. August, wird der Gedenkstein um 18 Uhr eingeweiht. Dazu ist die Bevölkerung eingeladen, um bei Musik und leiblichen Stärkungen die Bereicherung der Dorfmitte zu feiern.