Leser erkunden Wein, Natur und geheimnisvolle Figuren
Autor: Hans-Jürgen Burdack
Hammelburg, Montag, 17. Juni 2013
Leser aus Unter- und Oberfranken erkunden zu Fuß die Heimat. Hammelburg zeigt sich dabei von seiner schönsten Seite.
Wer in Hammelburg wandern will, muss gut bei Puste sein; denn meistens geht es zuerst einmal bergauf. Dafür wird der Wanderer mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Auf die Stadt - und ins weite Saaletal. Das war bei der Leserwanderung von Saale-Zeitung/Fränkischer Tag durch die Hammelburger Weinberge und zu den geheimnisvollen Figuren nicht anders.
Ersteres war für die mehr als 100-köpfige Gruppe kein Problem; und die Aussicht wurde genossen - bei herrlichem Wetter und bester Sicht. "Einfach fantastisch", sagt Wolfgang Kroack. "Das ist die schönste Leserwanderung bisher." Der Mann aus Memmelsdorf muss es wissen, ist er doch ein "alter Hase" solcherlei Ausflüge. Er nutzt jede sich bietende Gelegenheit, gemeinsam mit seiner Zeitung die fränkische Heimat kennen zu lernen. Hammelburg, sagt er, habe ihm bestens gefallen.
Gemeinsam mit seinem Freund Hans Schug war er schon am Samstag mit dem Wohnmobil angereist, um Land und Leute zu erkunden und das Weinfest am Marktplatz zu genießen. Bereut haben es die Gäste aus Memmelsdorf keine Sekunde. "Wir kommen wieder", sind sich die Freunde sicher.
Solches freut nicht nur Redaktionsleiter Paul Ziegler, der die Wanderung leitete, sondern auch Gästeführerin Christiane Schmid und Kellermeister Matthias Büttner vom Winzerkeller Hammelburg. Christiane Schmid hatte die Gäste durch die Weinberge geführt und dabei ihre Heimat erläutert; mit fundiertem Wissen, einer gehörigen Portion Heimatliebe und jeder Menge Geschichten und Anekdoten entlang des rund sieben Kilometer langen Weges.
Jetzt wissen die Gäste, die zu Teilen aus dem Landkreis, überwiegend aber aus vielen Gegenden Unter- und Oberfrankens - , "Bierfrankens" eben - nach Hammelburg gekommen waren, fast alles über den Wein und den Weinbau. Sie fühlten nach, wie anstrengend die Arbeit im Steilhang ist und wie viele Schweißtropfen der Winzer vergießen muss, bis der edle Tropfen im Glas ist. Sie kennen verschiedene Rebsorten und wissen, dass Hammelburg sich dank einer Schenkungsurkunde Kaiser Karls des Großen aus dem Jahre 777 älteste Weinstadt Frankens nennen darf.
Wer war der Künstler
Und sie rätseln jetzt - wie seit dem Auftauchen der ersten Figur zu Ostern 2000 fast alle Hammelburger - wer wohl der unbekannte Künstler der geheimnisvollen Figuren am Hammelberg gewesen sein mag. "Der muss doch ein Bergsteiger sein", mutmaßten einige, und andere staunten nicht schlecht, wie solch schwere Kunststücke überhaupt auf die Felsvorsprünge der Kalksteinhänge gekommen sind. Und die Gäste rätseln auch, was es mit "Amalberga", dem philosophisch anmutenden Mann auf dem Thron und der jungen Frau mit dem Jungen auf sich haben möge.
In einer Pause trug dann Leser Hans Schug selber bei zu der ohnehin schon guten Stimmung bei der Wanderung. Kurzerhand holte er eine Klarinette aus seinem Rucksack und unterhielt mit bekannten Liedern und Volksmusik. Dafür dankte Redaktionsleiter Ziegler mit einem guten Hammelburger Schoppen. Ein "Bacchus" sollte es sein, denn der mundete dem Memmelsdorfer am besten.
Weinprobe im Keller
Bevor es aber zur Kellerführung und Weinprobe in den ehrwürdigen Keller des Kellereischlosses ging, informierte Christiane Schmid noch über die Tier- und Pflanzenwelt der trockenen Kalkgestein-Standorte, erläuterte den Waldumbau am Hammelberg von einer Schwarzkiefer-Monokultur zum Laubwald im künftigen Kernzonengebiet des Biösphärenreservats Rhön; und sie zeigte ihren Lieblingsplatz hoch oben am Berg mit einem schönen Blick über die Stadt und Schloss Saaleck sowie das Franziskanerkloster Altstadt.
Den runden Abschluss bildete die Kellerbesichtigung mit Matthias Büttner. Der zeigte die Entwicklung genossenschaftlichen Weinbaus in Hammelburg auf, erläuterte wesentliche Arbeiten im Keller, gab Tipps zum Weingenuss und machte Werbung für edle Tropfen. Dazu kredenzte er einen Silvaner ("die typische Fränkische Rebe") und einen Bacchus. Der mundete sogar den Bierkennern aus Oberfranken.
"Rundum gelungen", nannten fast alle Teilnehmer die Wanderung. Maria Rittmeier aus Fernsdorf bei Bamberg fand sie "einzigartig schön" - und Wolfgang Kroack weiß heute schon, wo er bald mal wieder hin will: In die Weinberge nach Hammelburg.