Druckartikel: Leitern erklingern in der "Nacht der Perkussion"

Leitern erklingern in der "Nacht der Perkussion"


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Montag, 22. Oktober 2012

Mona und Noé haben Rhythmus im Blut. Bei der Nacht der Perkussion im Regentenbau schwangen sie für KissPercussiva die Drumsticks.
Auch normale Trittleitern eignen sich als Schlaginstrumente:  Mona spielt Leiter.  Foto: Benedikt Borst


"Schlagzeuger sind chaotisch", gibt der 16-jährige Noé Osorio einen Einblick in die Musikerseele. Kollegin Mona Münzel (17) vom 12-köpfigen KissPercussiva Ensemble pflichtet ihm bei: "Schlagzeuger haben eine ganz eigene Mentalität. Sie sind viel lockerer als andere Musiker." Beide haben gerade die Generalprobe vor ihrem Heimspiel im Bad Kissinger Regentenbau zur Nacht der Perkussion hinter sich gebracht und geben sich wenige Stunden vor dem Auftritt entspannt. Warum sind denn nun Schlagzeuger so chaotisch? Der Gymnasiast mit dem spanischen Namen und den peruanischen Wurzeln lächelt. Ein Blick in die Musikschule genüge. Überall seien die Proberäume aufgeräumt, "nur da wo wir sind...". Noé schweigt vielsagend. "Das ist aber Okay so", merkt er noch an.

Im Falle von Mona und Noé ist wohl die Bezeichnung kreatives Chaos zutreffend, belegte doch Noé im vergangenen Jahr bei Jugend musiziert im bayernweiten Vergleich einen zweiten und Mona beim Bundeswettbewerb einen dritten Platz. Trotz des Erfolges verläuft das musikalische Üben nicht so streng diszipliniert, wie man vielleicht meinen möchte. Bei Noé sei das Üben vor allem Stimmungsabhängig, Mona hingegen holt sich ihre Motivation von außen. "Wenn ich weiß, dass demnächst ein Konzert kommt, übe ich öfter. Dann auch schon mal zwei Stunden am Stück", meint die angehende Abiturientin.

Intensive Vorbereitung


Für die Perkussion-Gala im Max-Littmann-Saal haben sich die jungen Musiker intensiver als sonst vorbereiten müssen. "Wir haben terminlich bedingt erst Ende September mit den Proben angefangen. Es war sehr hart in vier Wochen ein 30-minütiges Programm komplett neu einzuproben", sagt Schlagzeuglehrer Thomas Friedrich. Er hat KissPercussiva 1997 gegründet und ist seitdem für die musikalische Leitung verantwortlich. Nachdem das Ensemble zwei Jahre lang mit demselben Programm unterwegs war, sei es an der Zeit für Veränderung gewesen. "Auf der Perkussion-Gala spielen wir keine alten Stücke", merkt er an.

Die Auswahl der Stücke, die Friedrich getroffen hat, reicht von klassischen Komponisten wie Bach und Händel bis hin zu moderner Rock-, Pop- und Jazz-Musik. "Es soll die ganze Bandbreite der Perkussionmusik dargestellt werden", sagt er, der auch die Gala organisiert hat. Gerade mit Händel habe sich das Ensemble etwas schwer getan, weil die jungen Künstler diese Musikrichtung nicht gewohnt seien. "Ich spiele das, was Thomas uns sagt", relativiert jedoch Noé. Bach und Händel, so lautet seine Meinung, sind etwas ruhiger und gut zur Erholung des Publikums. Man habe schließlich genug laute und schnelle Lieder im Repertoire. "Ich finde es cool, dass wir einen guten Mix haben", stimmt Mona zu. Sonst wäre das Programm nicht so ansprechend.

400 Zuschauer


Abends haben etwa 400 Besucher den Weg in den Konzertsaal gefunden. "Es ist toll, dass uns Bad Kissingen die Möglichkeit bietet, vor einem solchen Rahmen zu spielen und dass wir sie nutzen dürfen", freut sich die 17-jährige, die schon von klein auf mit Musik in Berührung kam. Aufregung? Fehlanzeige! "Ich bin eigentlich nie aufgeregt. Ich finde es witzig wenn ich weiß, dass mir Leute zusehen", sagt Mona und auch Noé bringt der Auftritt nicht aus der Ruhe: "Es gibt nur ein bis zwei Stücke vor denen ich etwas nervös bin", meint er.

Dann ist es endlich soweit. Nachdem "Two for Rhythm" die letzten Takte gespielt haben, darf KissPercussiva endlich loslegen. Der Rhythmus, den beide im Blut haben, zeigt sich auf der Bühne unterschiedlich: Noé steht hochkonzentriert an seinem Instrument, ist völlig versunken und scheint nichts mehr um sich herum wahrzunehmen. Mona dagegen hat offensichtlich Spaß, sie tanzt zu den Klängen, die sie ihrem Marimba entlockt. Davon, dass Mona und Noé als Schlagzeuger einen leichten Hang zum Chaos haben, ist nichts zu merken - der Auftritt professionell und sicher.